Sobald man durch die Bäume einen ersten Blick auf die tropische Küste im Parque Tayrona geworfen hat, weiß man: so – oder sehr ähnlich – stellt sich wohl jeder die Karibik vor. Hier im Norden von Kolumbien finden sich mit Sicherheit einige der schönsten Strände des Landes. Und direkt dahinter beginnt der Regenwald, der sich 35 Kilometer bis zum Gebirge Sierra Nevada ins Landesinnere erstreckt.
Bis man dorthin gelangt, muss man allerdings schon eine kleine Wegstrecke hinter sich bringen. Von Cañaveral aus geht es in den tropischen Regenwald Richtung Arrecifes (etwa 1 Stunde). Deutlich zu spüren sind die hohe Luftfeuchte und die warmen Temperaturen. Daher unbedingt genug Wasser trinken.
Der Parque Tayrona hat wirklich alles zu bieten: von wüstenartiger Landschaft mit Kakteen und Dornbüschen über trockenen und feuchten tropischen Regenwald, Nebelwald und Seegrasebenen bis hin zu Korallenriffen und weißen Stränden. Das rund 15 Hektar große Naturschutzgebiet besteht zu vier Fünftel aus Land- und einem Fünftel aus Meeresfläche.
Abgesehen von Holzstegen an einigen Stellen sind die Wege im Park naturbelassen. Man hört nichts, bis auf die Geräusche im Unterholz und in den Bäumen. Flora und Fauna sind hier vielseitig. Es gibt mehr als 770 Pflanzen- und über 400 Tierarten im Parque Tayrona. Einige Pflanzen sind riesiger als man sie kennt. Farne wachsen am Wegesrand, Lianen ranken sich von den Bäumen, zwischendurch wachsen Kokospalmen, die zahlreiche Früchte tragen.
Es ist gut möglich, dass man mitten im Wald auf einen Verkäufer von Kokosnüssen trifft. Diese sind zwar nicht ganz günstig (4.000 KOL $), erfrischen aber sehr und passen irgendwie hier her, weil sie direkt von den Palmen kommen.
Immer wieder huschen Echsen und Geckos in allen Größen und Farben über den Weg. Mistkäfer rollen ihre nächste Kugel, Ameisenstraßen kreuzen – erstaunlich, was die Kleinen so alles tragen können! In den Bäumen hört man die Vögel rufen. Schmetterlinge fliegen umher. Nur Affen haben wir leider und Schlangen Gott sei Dank nicht gesehen.
An vielen Stränden innerhalb des Parks ist wegen der vielen Felsen, der Strömung und den teils hohen Wellen leider das Schwimmen verboten. Angezeigt wird das von roten Flaggen. Schön sind sie natürlich trotzdem, auf ihre eigene, raue Weise.
Einen Stopp zum Baden haben wir nicht am sonst so gelobten Strand La Piscina eingelegt, sondern schon eine Bucht vorher. Vor paradiesisch anmutender Kulisse schwimmt man hier im Meer – ganz schön schön!
Immer wieder erblickt man unwirklich aussehende Felsformationen, am Strand, aber auch im Dschungel. Ihre Verehrung als Kontaktpunkt zwischen Himmel und Erde durch den Stamm der Tairona ist durchaus nachvollziehbar.
Nach dem früher an dieser Stelle beheimateten indigenen Volk der präkolumbianischen Tairona-Indianer ist der 1969 gegründet Park benannt. Das Zentrum der urbanen Kultur der Tairona war bis zu ihrer Plünderung und Vertreibung durch die Spanier die sogenannte Ciudad Perdida (verlorene Stadt), die heute im Rahmen einer mehrtägigen Wandertour (ab Santa Marta oder Taganga) besucht werden kann.
Einige wenige Nachfahren der Tairona leben noch im Nationalpark in einem Ort mitten im Regenwald namens El Pueblito, der ebenfalls ein ehemaliges Zentrum des Volkes ist. Er liegt eine Wanderung von etwa 1,5 Stunden (ein Weg) entfernt von Cabo San Juan, wo viele ihre Zelte aufschlagen oder eine Hütte mieten, die länger als nur einen Tag im Park bleiben. Es wird empfohlen, den Weg dorthin nicht nach 13.00 Uhr anzutreten, damit man noch im Hellen zurückkommt. Wir haben – ein bisschen wiederwillig – aus Zeitgründen darauf verzichtet.
Hin- und Rückweg nach Cabo San Juan sind zeitlich nicht zu unterschätzen. Und bei den tollen Ausblicken möchte man sich ja auch nicht hetzen. Das Laufen bei den Temperaturen und der Luftfeuchte ist anstrengend und die Strecke mitunter anstrengend. Immer wieder haben wir Leute in Flip-Flops gesehen, waren aber froh über festes Schuhwerk.
Zurück in Santa Marta hatten wir uns eine Dusche und ein gutes Abendessen sowie ein Bier zum Ausklang nach dieser Tagestour auf jeden Fall verdient!
Reisetipps
Busse zum Parque Tayrona (7.000 KOL $) fahren am Mercado in Santa Marta los. Am besten beim Busfahrer fragen, ob man im richtigen Bus sitzt. Die Einheimischen helfen hier auch gerne beim Finden der Abfahrtsstelle, deren genaue Position sich schon mal ändern kann. Zwischendurch kann man auch jederzeit zusteigen, wenn man den Fahrweg des Busses kennt bzw. erfragt.
Es gibt insgesamt vier Eingänge zum Park. Für Tages- oder Mehrtagestouren eignet sich am besten der Haupteingang El Zaíno, da man von dort aus Zugang zu vielen Orten, Stränden und den Übernachtungsmöglichkeiten hat.
Um 7.00 Uhr sollte man bereits im Bus sitzen, wenn man nur eine Tagestour geplant hat, da der Park um 8.00 Uhr öffnet und die Fahrt bis zum Eingang El Zaíno etwa eine Stunde dauert. Viel später wird es voller und auch heißer im Parque Tayrona. Mit Registrierung (ein kurzer Film über den Park auf Spanisch mit englischen Untertiteln inbegriffen), Ticketkauf und Shuttle über die ersten Kilometer Teerstraße nach Cañaveral (3.000 KOL $) kann man gegen 9.00 Uhr auf dem Treck Richtung Arrecifes starten.
Achtung: Unbedingt den Reisepass im Original einpacken und – wenn man hat – auch eine ISIC-Card. Ist man unter 26 bekommt man einen enormen Studentenrabatt (auch für Kinder und Senioren) und zahlt statt 42.000 KOL $ nur 8.500 KOL $.
Genug Wasser mitbringen, im Park ist es teuer und man sollte bei dem tropischen Klima und der körperlichen Anstrengung ausreichend trinken. Auch Mückenschutz ist unerlässlich! Wir mussten am eigenen Leib (bzw. hauptsächlich an den Beinen) erfahren, was passiert, wenn man sich nicht wohlbedacht schützt… Also unbedingt Spray einpacken und nachts mit langen Klamotten schlafen, auch wenn es warm ist. Denn manchmal hilft noch nicht einmal das Mückennetz gegen die kleinen Biester.
Ich freue mich immer über diese tollen Bericht, so toll beschrieben, als wenn man mitgehen würde. Und diese wunderschönen Eindrücke.
Ich kann mich Christiane’s Kommentar nur anschließen 😊!! Ich gehe immer ein Stückchen mit euch und freue mich auf das nächste Ziel 😊!!
Toller Bericht mit schönen Bildern! Weiter so!
Und Jens wieder geklettert 😉