Dunedin – Perle von Otago

In Dunedin an der Ostküste der Südinsel stellt sich Urlaubsfeeling mitten im Urlaub ein. Mit seinen historischen Gebäuden bettet es sich malerisch in die lange Bucht, umgeben von grünen Bergketten. Und das, obwohl sie viel größer ist, als der nette Name vermuten lässt. Mit über 125.000 Einwohnern ist Dunedin immerhin eine der größten Städte Neuseelands.

Der Naturhafen Otago Habour, an dessen südlichem Ende Dunedin liegt, entstand mit Bildung der Otago Peninsula. Er gehört zum Meer und damit liegt Dunedin direkt am Pazifischen Ozean.

Die Berge ringsum sind Teil eines erkalteten Lavabettes, das vor 10 bis 13 Millionen Jahren entstand. Der Kern des vulkanischen Kraters befand sich im Bereich von Port Chalmers, einem kleinen Hafenort etwa 15 Kilometer vom Stadtzentrum Dunedins entfernt.

Die erste Besiedlung der Küstenregion Otago fand wohl um 1100 durch die Polynesier statt. Sie ließen sich nieder, gründeten dort ihre ganz eigene Kultur und nannten sich Māori, was übersetzt natürlich, normal oder auch lokal bedeutet. Die ersten Bewohner von Neuseeland waren angekommen.

Aufgrund der Einwanderung vieler schottischer Siedler in den 1840er Jahren war die Stadt lange als „New Edinburgh“ bekannt. Erstmals erwähnt wurde die Region jedoch bereits 1770 vom Seefahrer James Cook. Um 1809 kamen Wal- und Robbenfänger, die meisten von ihnen aus Australien, in die Region und ließen sich nieder. Sie erbauten auch eine Walfangstation. Dieser Wirtschaftszweig endete mit der beginnenden Bebauung durch die schottischen Siedler.

Diese waren entweder als Anhänger der von der traditionellen Kirche Schottlands abgespaltenen Free Church of Scotland oder wirtschaftliche Auswanderer, die ihr Glück in einem neuen Land suchen wollten, nach Neuseeland gekommen. Innerhalb kurzer Zeit wurde Dunedin zur größten und wichtigsten Stadt in Otago.

Die presbyterianische First Church of Otago ist übrigens die älteste Kirche Dunedins. Der prächtige Bau wurde 1873 eingeweiht.

Die Railway Station ist nicht nur eines der bekannten Wahrzeichen der Stadt, sondern gehört zu den am meisten fotografierten Gebäuden Neuseelands. 1906 wurde der Bahnhof im flämischen Stil fertiggestellt. Über 25 Jahre zuvor nahm man bereits die Eisenbahnlinie Christchurch–Dunedin in Betrieb.

Goldfunde lösten ab 1861 auch in der Region einen regelrechten Goldrausch aus, der tausende Goldgräber – ähnlich wie zu den Anfängen Queenstowns – nach Dunedin brachte. Die Stadt wurde in den folgenden Jahren zum Lager-, Handels- und Umschlagplatz für allerlei Waren. Diesen Veränderungen war die Stadtentwicklung kaum gewachsen, doch bis zur Jahrhundertwende strömten immer mehr Menschen in die Region.

In Dunedin wurde 1869 mit der University of Otago die erste Universität des Landes gegründet. Bis heute ist sie eine wichtige Studentenstadt mit rund 25.000 Studierenden und zahlreichen Arbeitnehmern verschiedener Bildungseinrichtungen.

Am zentralen Platz The Octagon steht neben dem 1880 im viktorianischen Stil erbauten historischen Rathaus die St Paul’s Cathedral.

Mit dem Wandel des 20. Jahrhunderts konnte Dunedin aufgrund vieler wirtschaftlicher Versäumnisse jedoch nicht mithalten. Von den Rückschlägen durch die Weltwirtschaftskrise 1929 hat sich die Stadt nie mehr richtig erholt. So liegt die einst reichste Stadt Neuseelands wirtschaftlich bis heute auf den letzten Plätzen.

In der Stadt selbst spürt man das jedoch weniger. Sie wirkt – vielleicht aufgrund der viele Studenten – jung, bunt und sehr lebendig. Dunedin lädt zum Bummeln und Spazierengehen ein.

Auf der George Street findet man Geschäfte, Restaurants und hübsche Cafés. Viktorianische und edwardianische Gebäude reihen sich dort und in den Straßen rund um den zentralen Platz The Octagon aneinander. Mittlerweile sind auch einige „moderne“ Gebäude dazwischen errichtet worden. Über deren architektonischen Wert lässt sich allerdings streiten.

Kiki Beware
344 George Street

In dem kleinen, modernen Café Kiki Beware (alias The Finest Quality Refreshment Room) kann man leckeren Kaffee trinken, dazu ein Stück saftigen Schokoladenkuchen essen und eine Weile die Seele baumeln lassen.

(Fast) kostenlose Dinge, die man in Dunedin unternehmen kann:

01 – Street Art Trail

In der Stadt, in der Neuseelands erste öffentliche Art Gallery sowie die erste Art Society entstanden sind, haben sich einige Freiwillige zusammengetan, um der Stadt ein neues, künstlerisches Gesicht zu verleihen.

Der entstandene Street Art Trail führt einen auch aus der Innenstadt rund um The Octagon hinaus, zwischen die Lagerhäuser der Stadt. Dort findet man sie, die großflächigen Kunstwerke. Manchmal versteckt in kleinen Gassen oder Hinterhöfen, an anderen Stellen sehr präsent mitten im Stadtgeschehen.

Die Murals zeigen, wie kreativ und divers Dunedin heute ist. Nationale, aber auch internationale Künstler haben sich auf meist bunte und sehr unterschiedlichste Weise verewigt.

Mehr über die Künstler und ihre Werke unter www.dunedinstreetart.co.nz

02 – Signal Hill Lookout

Nördlich der Innenstadt lockt der Signal Hill (die Māori nennen ihn Te Pahuri o te Rangipohika) mit einem tollen Aussichtpunkt: Dunedins 329 Meter hoch gelegenes New Zealand Centennial memorial. Von dort kann man den Blick nicht nur über die Stadt, sondern auch die gesamte Otago Peninsula schweifen lassen.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die beiden bronzenen Statuen hinzugefügt. Die männliche, History (Geschichte), repräsentiert Neuseelands erste hundert Jahre und die weibliche Figur spinnt The Thread of Life (den Faden des Lebens), der symbolisch für das sich aufspannende nächste Jahrhundert steht.

03 – Baldwin Street

Ebenfalls im Norden Dunedins kann man eine Straße besichtigen, die es sogar ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hat. Die Baldwin Street gilt als steilste Straße der Welt. Aufgrund des starken Gefälles (35 %) konnte für den Straßenbelag kein Asphalt verwendet werden (er würde abrutschen). Stattdessen wurden Betonplatten verwendet. Am schönsten ist es – nachdem man einmal selbst die wirklich steile Straße erklommen hat –, von oben die vielen (größtenteils asiatischen) Touristen beim Fotografieren in den komischsten Posen zu beobachten.

04 – Botanic Garden

2013 hat der erste Botanische Garten Neuseelands sein 150jähriges Jubiläum gefeiert. Über 6.800 Pflanzenarten – darunter viele heimische – wachsen dort auf 30,4 Hektar. Von den Hügeln aus genießt man einen schönen Blick auf die verschiedenen Abschnitte des Botanic Garden und in den Bäumen singen wilde, größtenteils neuseeländische Vögel. Der Garten ist täglich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang geöffnet und für alle Besucher frei.

Informationen und Veranstaltungen auf www.dunedinbotanicgarden.co.nz

05 – Museen

In Dunedin gibt es zahlreiche Museen und Galerien, darunter einige kostenfreie und zudem sehr interessante. Die zwei größten und wichtigsten sind das Toitu Otago Settlers Museum und das Otago Museum. Letzteres bietet Einblicke in das Leben, die Kultur, die Geologie und Naturkunde der Region Otago. Die interaktive Discovery World macht Wissenschaft für Jung und Alt erfahrbar.

Auch das Otago Settlers Museum hat eine schön aufgemachte Ausstellung mit einigen interessanten Exponaten und Demonstrationen. Es zeigt die Siedlungsgeschichte und das Transportwesen zur Zeit der Besiedlung Dunedins und der Region Otago.

Wer noch etwas Zeit hat und kunstinteressiert ist, kann auch einen Blick in die ebenfalls kostenfrei zugängliche Dunedin Public Art Gallery werfen. Dort sind Werke neuseeländischer und internationaler Künstler ausgestellt.

Otago Settlers Museum
31 Queens Gardens
täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet
www.toituosm.com

Otago Museum
419 Great King Street
täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet
www.otagomuseum.nz

Tagesausflug zur Otago Peninsula

Was liegt näher, als der schönen grünen Halbinsel einen Besuch abzustatten? Mit dem Bus #18/17 (6,70 NZ$) gelangt man vom Stadtzentrum bis zum Harington Point. Von dort aus sind es noch rund 3 Kilometer bis zum Pilots Beach und dem Royal Albatross Centre. Dabei läuft man zwar auf der Straße, aber auch entlang der Küste mit tollem Blick auf die Otago Harbour genannte Bucht.

Am Royal Albatross Centre angekommen, kann man das Informationszentrum besuchen und entweder eine (leider recht teure) Tour durch das Nistgebiet der Albatrosse machen, oder man beobachtet die jungen Möwen an der Küste bei ihren Flugversuchen. Wenn man ganz viel Glück hat, bekommt man auch einen der mächtigen Albatrosse mit ihren mehreren Metern Flügelspannweite zu sehen.

An der Spitze der Landzunge steht das Fort Taiaroa, ein ehemaliger militärischer Beobachtungsposten. 

Der nahegelegene Pilots Beach ist Brutplatz für Kororā, die Little Blue Penguins. Sie gelten als die kleinste Pinguinart der Welt und werden daher auch Zwergpinguine genannt. Tagsüber schwimmen sie im Meer und fangen bei ausgedehnten Tauchgängen Fische und kleinere Krebstiere. In der Dämmerung kommen sie an Land, um ihre Jungen zu füttern. Dabei kann man sie (ebenfalls im Rahmen einer Tour) beobachten.

Am Tag liegen nur die dicken Robben gemütlich an Land oder plantschen vor der Küste im Wasser.

Für die Māori sind der Takiharuru, wie sie den Pilots Beach nennen, und die Landzunge Pukekure (oder Taiaroa Head) besondere und heilige Orte. Sie teilen sie mit Besuchern, um ein Bewusstsein für Regeneration, Natur- und Artenschutz sowie Nachhaltigkeit zu schaffen und das Land so für die zukünftigen Generationen zu erhalten.

Für den Rückweg von Taiaroa Head sollte man versuchen, eine Mitfahrgelegenheit nach Portobello zu erwischen – der Weg ist ansonsten ganz schön weit.

Portobello Treats & Sweets
2 Harington Point Road

In Portobello ist nicht viel los, aber bei Treats & Sweets muss man auf jeden Fall vorbeischauen. Dort gibt es die wohl größten Eiskugeln überhaupt und lecker sind sie auch noch!

Wir haben uns von Portobello noch auf den knapp neun Kilometer langen Weg zum Larnach Castle gemacht. Von dort aus überblickt man den Otago Harbour, die gesamte Halbinsel und bis hinüber zum Pazifischen Ozean. Die Strecke zieht sich allerdings sehr lang und teilweise bergauf durch Wiesen und Felder, vorbei an Schafsherden und Bauernhäusern.

Oben angelangt sieht man vom Darnach Castle erstmal wenig. Die ehemalige Industriellenvilla aus dem 19. Jahrhundert wird gerne als Castle (Burg) bezeichnet und gehört zu einer beliebten Attraktion in der Region rund um Dunedin. Heute wird Larnach Castle als Luxushotel und Veranstaltungsort genutzt. Nachdem die Villa einige Male den Besitzer wechselte, kann sie heute, ebenso wie ihre großen Gärten, besichtigt werden. Das ist allerdings sehr teuer ($31.00/15.00 only Gardens & Grounds).

Der schnellste Weg (zwei Kilometer) zurück zur Hauptstraße führt rechts (wenn man davorsteht) am Schlossgelände entlang. Unten kommt man quasi an der Bushaltestelle (Broad Bay) raus. Man sollte allerdings vorher checken, wann dort der letzte Bus kommt. Ansonsten einfach mal bei den netten Einheimischen fragen, ob die einen nicht zurück in die Stadt mitnehmen.

Reisetipps

Für einigermaßen kleines Geld bekommt man ein Bett oder Zimmer im gemütlichen Kiwis Nest (597 George St). Personal und Atmosphäre sind entspannt, im großen Wohnzimmer (Erdgeschoss) kann man gemütlich sitzen. Die Innenstadt und andere Sehenswürdigkeiten sind von dort aus gut fußläufig zu erreichen.

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