Cartagena – Die Schönheit an der Karibikküste

Nicht umsonst wird Cartagena – eigentlich Cartagena de Indias ­– als die wohl schönste Stadt Kolumbiens bezeichnet: der Stadtkern ist geprägt von bunten Häusern im Kolonialstil der Spanier, kleinen blumenbewachsenen Balkonen, gepflasterten Gassen und farbenfrohen Wandgemälden. Umgeben von der steinernen Stadtmauer entsteht direkt neben der Altstadt im Viertel Getsemaní (wieder) eine moderne, aber dennoch gemütliche Stadt, die Touristen aus der ganzen Welt anlockt. Tanzlokale, Bars und Restaurants, moderne, aber auch gemütliche Hostales und Hotels machen hier das Stadtbild aus. Die Bewohner mit ihren kleinen Läden, den vielen Verkaufsständen und ihrer typisch karibischen Musik beleben die Straßen und Plätze. In der Sonne liegen Katzen und Hunde oder streunen durch die kleinen Gässchen. Im historischen Zentrum von Cartagena sind die Häuser prachtvoll und zeugen von gewissem Wohlstand der Besitzer.

In die Geschichte eintauchen

1533 als Hafenstadt von Pedro de Heredia gegründet, wurde Cartagena de Indias schnell zum wichtigsten Warenumschlagspunkt der Spanier an der Karibikküste. Durch seine ausgezeichnete Lage diente es lange als Zugangspunkt zum südamerikanischen Kontinent. Nicht nur die Spanier, sondern auch niederländische und englische Sklavenschiffe legten in dem Hafen an. Sie brachten wichtige Waren (Waffen, Rüstungen, Werkzeug, Textilien und Pferde) und luden gleichzeitig die den Eingeborenen gestohlenen Schätze (Gold, Silber, Edelsteine und Perlen) ein. Das machte die Stadt zu einem beliebten Angriffsziel für Piraten. Nach einer besonders verheerenden Attacke 1585 durch Sir Francis Drake begannen die Spanier daher Ende des 16. Jahrhunderts, eine imposante Mauer um Cartagena zu ziehen und mehrere Forts zum Schutz zu errichten – die Stadt wurde zu einem uneinnehmbaren Stützpunkt. Die breite Stadtmauer ist an einigen Stellen begehbar. 

Mit der Konstruktion des Castillo de San Felipe de Barajas, der größten Festung, die es jemals in einer spanischen Kolonie gab, begann man 1656. Sie wurde allerdings erst rund 150 Jahre später endgültig fertig gestellt und tatsächlich niemals eingenommen. Cartagena wird aufgrund ihrer Stand- und Wehrhaftigkeit auch häufig als La Heroica (die Heldenhafte) bezeichnet.

Heute ist die Burganlage des Castillo mit dem unterirdischen Tunnelsystem zu besichtigen, nachdem sie bis 1928 lange Zeit sich selbst überlassen war. Die Regierung beauftragte damals die Sociedad de Mejoras Públicas de Catagena mit dem Wiederaufbau und der Restauration des Castillo de San Felipe. Besuchern präsentiert sich die Festung (außerhalb der Stadtmauer) daher heute wieder in ihrer ganzen Erhabenheit.

Mehr über die Friedensstifterin erfahren

Die wohl bedeutendste indigene Persönlichkeit während der Kolonialzeit in Kolumbien war die India Catalina. Ihr sind gleich mehrere Statuen in Cartagena gewidmet. Um 1495 in Zamba an der Karibikküste geboren, wurde sie mit etwa 14 Jahren als Sklavin verschleppt und man brachte ihr Spanisch sowie viele spanische Gepflogenheiten bei. Pedro de Heredia setzte Catalina später als Übersetzerin und Vermittlerin zwischen den spanischen Eroberern und den indigenen Stämmen an der Karibikküste ein, da sie mit beiden Welten vertraut war. Oft wird die India Catalaina daher als La Pacificatora (die Friedensstifterin) bezeichnet. Sie wirkte auch bei der Begründung von Cartagena mit.

Ein Bildnis der Mildtätigkeit anschauen

Der Jesuitenpater Pedro Claver (1580 in Spanien geboren) wirkte im 17. Jahrhundert in Cartagena. Er nahm sich der zahllosen schwarzen Sklaven, die von Afrika hergebracht und versteigert wurden an. Und das nicht nur durch die Taufe, sondern vor allem gab er ihnen Lebensmittel, versorgte sie mit Kleidung und ließ ihnen ärztliche Hilfe zuteilwerden. Für seine Bemühungen um die Verbesserung der menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen die Sklaven zu leiden hatten, wurde Pedro Claver 1888 von der Katholischen Kirche heiliggesprochen. Er wird als Schutzheiliger Kolumbiens verehrt und gilt seit 1985 als Patron der Menschenrechte. Neben der nach ihm benannten Iglesia de San Pedro Claver, an die auch ein Konvent anschließt, steht ein überlebensgroßes Denkmal.

Die Moderne auf sich wirken lassen

Die Kathedrale der Stadt wurde 1612 fertig gestellt, im 20. Jahrhundert eine Kuppel auf dem Turm ergänzt.

Das alte Stadtzentrum von Cartagena ist wunderschön, aber auch sehr touristisch. Seit 1984 gehört die Altstadt mit den Vierteln Centro, San Diego und Getsemaní zum UNESCO-Weltkulturerbe. 

Alte Kolonialhäuser mit weißen Fassaden, schweren Türen aus Holz mit wunderschönen Türknäufen und prachtvollen Balkonen ziehen sich die Straßen entlang und geben ein idyllisches Bild ab. Viele der Bewohner sind nur saisonal hier, meistens über Weihnachten und Neujahr. Denn Cartagena gilt auch als die sicherste Stadt in Kolumbien.

Im Hintergrund des historischen Stadtkerns wachsen derzeit auf einer Landzunge unzählige Hochhäuser in den Himmel. Hier entsteht das luxuriöse Wohn- und Büroviertel Bocagrande. So richtig will es nicht zu den hübschen Fassaden in der Altstadt passen…

Wissen, woher der Reichtum kommt

Früher war Cartagena der wichtigste Hafen der spanischen Kolonien in Südamerika. Noch heute wird aus dem mittlerweile modernisierten Hafen von Cartagena eine Art Gold verschifft – weißes Gold. Es kommt aus Peru, Kolumbien und Bolivien und gelangt von dort aus in die ganze Welt. Auch deswegen hat Cartagena ihre Bedeutung und ihren Reichtum nie wirklich verloren.

Die Puerta del Reloj mit ihrem gelben Glockenturm (im 19. Jahrhundert hinzugefügt) ist das Haupttor zur Altstadt.

Doch es gibt einen weiteren wichtigen Faktor, der die Stadt so erfolgreich sein lässt: Tausende von Touristen kommen alleine jeden Tag mit Kreuzfahrtschiffen in Cartagena an. In unzähligen kleinen Gruppen durchstreifen sie die Altstadt und lassen mit Sicherheit auch immer eine Menge Geld dort. 

Das haben Stadt und Bewohner längst erkannt. Viele haben ganz eigene Geschäftsideen entwickelt, an jeder Ecke kann man Souvenirs kaufen oder bunt gekleidete Frauen mit großen Obstkörben auf dem Kopf, sogenannte Palenqueras, fotografieren. Oft leider sehr aufdringliche Straßenverkäufer wollen von Touren zum berühmten Playa Blanca über Zigarren und Hüte alles Mögliche an den Mann und die Frau bringen. Hier ist Cartagena nicht so wirklich Kolumbien. Es wirkt ein bisschen moderner, europäischer. 

Das Leben der Bewohner kennenlernen

Bisher weitestgehend verschont geblieben von den Touristenhorden und Modernisierungen ist jedoch das Viertel Getsemaní. Hier leben (noch) viele Einheimische und es finden sich lediglich Individualtouristen in kleinen Hostales und Pensionen ein.

Der Parque de Centenarío trennt Getsemaní ab vom Rest der Altstadt. Im Park sollen angeblich zwei Faultiere leben, die wir aber leider nicht in den Baumwipfeln entdecken konnten. Dafür haben wir mehrere Iguanas (Leguane) gesehen, die dort frei herumlaufen.

Getsemaní, das Viertel der kleinen Leute und Handwerker, mit seinen vielen kleinen gepflasterten Gassen erkundet man am besten zu Fuß. Viele Wände sind hier bunt und sehr kunstvoll bemalt. Dazu mehr in diesem Artikel über die Street Art Szene in Cartagena.

Auf dem Plaza de Trinidad spielt sich das wahre Leben der Bewohner Cartagenas ab. Einheimische und Touristen tummeln sich gleichermaßen auf dem Platz vor der großen gelben Kirche aus dem 17. Jahrhundert. Kinder spielen in der Mitte Fußball, auf einer Bank am Rand sitzen zwei alte Männer und spielen Schach. Obst- und Saftverkäufer schieben ihre bunten Holzwagen durch die Straßen.

An mehreren Ständen kann man abends Essen kaufen (zum Beispiel riesige Burger oder Hot dogs). Nach Anbruch der Dunkelheit wird im Kirchenschiff manchmal ein alter Film gezeigt. Irgendwoher kommt Musik. Man mischt sich einfach unter die freundlichen Einheimischen und fühlt sich hier wirklich wie in Südamerika.

Las Vainas de Mi Pueblo
Carrera 10, zwischen Calle 31 & 32
Cartagena (Bolívar)

Für 8.000 bis 15.000 KOL $ bekommt man hier ein gutes Almuerzo (Mittagessen) mit Fisch oder Fleisch, dazu Reis und einen kleinen Salat. Als Vorspeise gibt es eine passende Suppe und zum Trinken eine Art Limonade (so viel man möchte). Es herrscht geschäftiges Treiben in dem Lokal, denn auch viele Einheimische essen hier.

Ganz persönlich: Viva la paz!

Erst seit einigen Jahren tun die Kolumbianer aktiv etwas gegen das Vergessen, das in dem großen Land eine Art Volkskrankheit und ein Schutzmechanismus zugleich zu sein scheint. Doch die Gräueltaten und die Unterdrückung verschiedenster Epochen haben Spuren auf der Seele des Landes und seinen Bewohner hinterlassen. Nach und nach wird nun aufge- und verarbeitet, was so lange unterdrückt wurde.

Cartagena, 26. September 2016 Es war ein komischer und spannender Tag zugleich, um in Cartagena zu sein. Die Straßen rund um das Centro de Convenciones mitten im Zentrum waren schon viele Stunden vorher großräumig abgesperrt. Denn zahlreiche Staatsgäste aus aller Welt – darunter Ban Ki-Moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen – waren angereist, um einem historischen Akt beizuwohnen: Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos und der Chef der Guerilla-Organisation FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia), Rodrigo Londoño, unterschrieben den 297 Seiten langen Friedensvertrag, der innerhalb der vergangenen vier Jahre auf Kuba erarbeitet wurde. Begleitet wurde der Akt von einer mehr als einstündigen Zeremonie mit Reden und der Beteiligung kolumbianischer Künstler. Rund 2.500 Menschen waren geladen, sich in Weiß, der Farbe des Friedens, zu kleiden, und an der Veranstaltung teilzunehmen.

Die Stimmung auf den Straßen war etwas angespannt, aber insgesamt ruhig. Eine große Anzahl an Polizei und Militär mischte sich mit den weiß gekleideten Befürwortern („Sí a la paz!“ – „Ja zum Frieden“). Auch einige Gegner des Vertrags waren unterwegs, mussten allerdings außerhalb der Absperrung verweilen. Den ganzen Tag über blieb es im historischen Zentrum Cartagenas friedlich. Während der Zeremonie hatten viele Menschen Fenster und Türen offen, überall lief der Fernseher mit der Live-Berichterstattung.

Doch ob der Friedensvertrag überhaupt gültig wird, darüber entscheiden am 2. Oktober die Kolumbianer selbst. Vielleicht ja nach dem Motto: Besser ein unperfekter Frieden, als ein perfekter Krieg.

Nachtrag, 2. Oktober 2016 „Es lebe der Frieden“ – ein wichtiger Tag für Kolumbien. Rund 13 Millionen Menschen in Kolumbien haben am Ende des Tages gewählt und sich mit knappen 50,24 Prozent gegen den Friedensvertrag mit der FARC entschieden. Präsident Juan Manuel Santos hatte schon im Vorhinein erklärt, dass die Regierung der Entscheidung des Volkes folgen wird. Die Verhandlungen mit der FARC sollen aber dennoch fortgesetzt werden.

Nachtrag, Ende 2017 Der Vertrag mit der FARC kam schließlich dennoch und ohne eine weitere Abstimmung des kolumbianischen Volkes Zustande und wurde am 30. November 2016 im Kongress des Landes ohne eine einzige Gegenstimme durchgebracht.

Daraufhin wurde die komplette „Entwaffnung“ der vormals als terroristische Guerillabewegung agierenden FARC angeordnet und bis Mitte 2017 durchgeführt, die sich anschließend als Partei neu gegründet hat. Aus den Waffen sollen Mahnmale geschaffen werden – auf das die furchtbaren Zeiten der Angst nicht wiederkehren mögen. Auch die Europäische Union löschte die FARC am 14. November 2017 aus ihrer Liste der terroristischen Organisationen. 

2 Kommentare bei „Cartagena – Die Schönheit an der Karibikküste“

  1. Das ist ja eine wunderhübsche und bunte Stadt. Diese Häuser so liebevoll gemacht.

    Da möchte man gleich mitgehen und sich alles anschauen. Die haben ja ein Händchen dafür.

  2. Gut, dass ihr mit dem Rucksack reist, sonst wären viele der bunten Souvenirs sicherlich eine große Versuchung 😉 !!

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