West Coast Drive – Idylle und Naturgewalten

Jeder sollte einmal über den New Zealand State Highway 6 entlang der wunderschönen West Coast in Neuseeland fahren! Dort ist das Meer wild und die Küste gefährlich felsig. Dem milden, feuchten Klima ist es zu verdanken, dass die Landschaft dennoch sehr grün ist und sich dort exotisch wirkende Palmen ebenfalls wohlfühlen.

Die Region West Coast erstreckt sich über gute 600 Kilometer entlang der westlichen Küste auf der Südinsel. Dort leben nur rund 33.000 Menschen, verteilt auf viele kleine Städtchen. Sie ist bekannt für ihren Regenreichtum, den die West- bis Südwestwinde häufig mit sich bringen. Je wärmer es in Australien an der Ostküste ist, desto regnerischer fällt meist das Wetter an der neuseeländischen Westküste aus. Die feuchte Luft wird über die Tasman Sea herübergedrückt und die Wolken entladen sich meist westseitig der Berge. Das durften wir miterleben…

Dem State Highway 6 weiter folgend führt die Strecke etwas ins Landesinnere nach Franz Josef Glacier. Auch dort ist es grün und weitläufig. Kuhherden grasen auf großzügigen Weideflächen, dazwischen große und kleine Seen und Flüsse, die häufig im Meer münden.

Abwechselnd verläuft die Straße danach entweder direkt an der Küste entlang oder weiter im Landesinneren. Durch den Mount Aspiring National Park geht es schließlich über den Haast Pass (563 Meter) und an den Lakes Wanaka und Hawea vorbei bis man Queenstown erreicht.

Mehrere Stops entlang des State Highway 6 lohnen sich. Am flexibelsten ist man dabei natürlich mit dem eigenen Auto. Doch an den folgenden hält sogar (fast) jeder Reisebus:

Ein Phänomen bestaunen: Pancake Rocks

Die eigenartig aussehenden Felsformationen bei Punakaiki sehen aus wie gestapelte Pfannkuchen. Diesem Phänomen haben die Naturkunstwerke auch ihren Namen Pancake Rocks zu verdanken.

Die Entstehung der Gesteinsschichten ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Forscher gehen davon aus, dass vor rund 30 Millionen Jahren kleine Meerestiere auf den Bode sanken und gemeinsam mit Sand zu Schichten aus hartem Kalkstein und weicherem Sandstein zusammengepresst wurden. Durch die seismischen Aktivitäten unter dem Meeresboden wurde dieser angehoben und die horizontalen Schichten trockneten an der Luft aus. Der weiche Sandstein wurde nach und nach von Wind und Regen abgetragen, sodass bis heute eine kunstvolle Landschaft aus Klippen und Schluchten entstanden ist, die sich immer weiter verändert.

Noch spektakulärer lassen die sogenannten Blowholes ihre Umgebung wirken. Das Naturschauspiel der zum Teil mehrere Meter hohen Wasserfontänen entsteht durch ein faszinierendes Zusammenspiel von Luft und Wasser.

Im Felsen bilden sich durch Ausspülungen schmale Luftschächte, auf die durch die Brandung Druck ausgeübt wird. Wasser und Luft entladen sich durch die Blowholes und schießen dann, ähnlich wie Geysire, in die Höhe.

Strandidylle genießen: Hokitika

Die kleine Stadt Hokitika mit ihren nur knapp 3000 Einwohnern wurde 1864 als Goldgräberstadt geboren und war lange Zeit ein wichtiges Zentrum des neuseeländischen Goldrausches. Von dort aus wurde das Gold direkt in das australische Melbourne verschifft.

Heute sind in Hokitika davon einige historische Gebäude übriggeblieben. In einigen haben sich Galerien und Kunsthandwerker niedergelassen, von denen viele Pounamu (oder auch Greenstone) verarbeiten. Dieser wertvolle Stein wurde lange Zeit im nahegelegenen Arahura River gewonnen.

Seit der Gold- und Kohleabbau abgenommen hat, zogen immer mehr Menschen weg aus Hokitika. Doch der Tourismus der letzten Jahre führt mittlerweile wieder zu einer stabilen Wirtschaftsentwicklung des Städtchens. Wer ein bisschen Zeit hat, der sollte einen Spaziergang entlang des mit Treibholz geschmückten Strandes machen und das Tosen von Wind und Wellen genießen.

Franz Josef und seine Umgebung zu Fuß erkunden

Franz Josef Glacier (wie der gleichnamige Gletscher) besteht hauptsächlich aus zwei Straßen, an denen sich Hotels und Hostels, Agenturen und Restaurants aneinanderreihen. Umgeben ist er von ganz viel Natur und eindrucksvollen Bergen, deren Spitzen leider oft wolkenverhangen sind.

Um die Gegend zu erkunden bieten sich zahlreiche Wanderrouten an, die zwischen einer halben bis zu acht Stunden dauern. Innerhalb einer Tagestour kann man beispielsweise zu den Ausläufern des Franz Josef Glacier wandern.

Wir haben uns ausnahmsweise eine kleinere Tour vorgenommen und sind den sogenannten Canavans Knob Walk gelaufen. Dazu überquert man vom Ort aus den breiten Waiho River und startet dann die ca. einstündige Tour (Hin- und Rückweg etwa 3,2 Kilometer) entlang des Flussbetts bis zum höchsten Punkt des Knob Canavan. Er wurde nach dem Geschäftsmann Richard Canavan benannt, der während der 1860er Goldrauschzeiten in Okarito lebte.

Man steigt vom Waiho River hinauf durch typisch neuseeländischen Regenwald mit Farnen und einheimischen Bäumen, darunter Kamahi und Rimu. Der Knob selbst besteht aus Granitgestein, das übrigblieb, als der Gletscher die umliegenden Landmassen formte. Damit ist die Anhöhe um einiges älter als die Grauwacke und der Schiefer, aus dem sich die Southern Alps (Neuseeländischen Alpen) formten.

Von zwei Aussichtpunkten aus blickt man über den Fluss und bis zur Tasman Sea sowie ­­– wenn das Wetter klar ist – auf Teile des spektakulären, etwa 10 Kilometer langen Franz Josef Glacier und die dahinterliegenden Berge der Southern Alps. Es ist nicht ungewöhnlich, dass im Fluss größere Eisbrocken schwimmen, die vom Gletscher abgebrochen sind.

Aktivitäten rund um Franz Josef

Wenn es nicht regnet, dann kann es am Lake Maporika so aussehen. Wir hatten leider nicht so viel Glück – und die Kamera unseres Guides ist quasi auch noch ins Wasser gefallen... Schade!
© Copyright 2015 Glacier Country Kayaks

Wenn das Wetter gut ist, lohnt sich auch eine Kayaktour auf dem Lake Maporika. Aber auch wirklich nur dann, denn bei klarem Wetter kann man wunderschöne Spiegelungen der umliegenden Berge auf dem fast schwarz wirkenden See erkennen. Bei Regenwetter – wie wir es leider hatten – macht das Ganze weit weniger Spaß, auch wenn das Seewasser warm und die Landschaft trotz allem wunderschön ist.

Eiswanderungen, Helikopterflüge oder eine Klettertour sind kostspieligere Aktivitäten, die einen ganz nah an den Gletscher heranbringen. Sie sind jedoch extrem wetterabhängig und werden aus Sicherheitsgründen nur bei guten Bedingungen durchgeführt. Wer so etwas machen möchte, der sollte daher nicht nur einen Tag Aufenthalt in Franz Josef Glacier einplanen.

Eine kurze Mittagspause machen

Wer Zeit und Lust auf einen fangfrischen Snack hat, der sollte sich den Besuch einer der Salmon Farms (Lachsfarmen) nicht entgehen lassen. The Salmon Farm Café ist eine gute Anlaufstelle für ein leckeres Sandwich oder ein Souvenir:

The Salmon Farm Café
6156 Haast Hwy Paringa
7886 West Coast

Aussicht genießen & Wasser fallen sehen

Der Knight’s Point Lookout kurz vor Haast lohnt einen Stopp. Von dort aus genießt man einen tollen Blick entlang der Küste in beide Richtungen und die dramatische Steilküste hinab. Der Aussichtspunkt wurde nach Knight, dem Hund einer der Arbeiter, die an dieser Stelle am Highway arbeiteten, benannt. Auch wenn diese Art der Namensgebung umstritten war, hält sich die Bezeichnung bis heute.

Hinter Haast biegt der State Highway 6 ins Landesinnere Richtung Queenstown ab. Entlang der Strecke gibt es einen weiteren, leicht zugänglichen Punkt zum Halten: die Thunder Creek Falls. An dieser Stelle hat der ehemalige Haast Glacier (Gletscher) ein hohes Tal in den Felsen „gefressen“. Ein einzelner Wasserfall stürzt sich an diesem Punkt gute 28 Meter hinab in den Haast River. Der befestigte Weg zum Fotopunkt beginnt an einigen bunten Informationstafeln zur Region.

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