Wellington – 24 Stunden in der neuseeländischen Hauptstadt

Wellington, die offizielle Hauptstadt der beiden Inseln Neuseelands, ist nicht allzu beliebt bei Touristen. Das Wetter soll meistens ungemütlich sein und die Stadt selbst nicht sehr sehenswert. Das haben wir anders erlebt! Und wir fanden 24 Stunden auch deutlich zu wenig, um uns Wellington – und vor allem auch die Umgebung – richtig anzuschauen. Alleine für die vielen tollen Museen sollte man sich (mindestens) einen ganzen Tag Zeit nehmen. Durch eine große Auswahl an Museen, Theatern, Galerien, Geschäften, Restaurants und Bars ist die Stadt mit ihren über 190.000 Einwohner eher ein „kulturellen Zentrum“ des Landes, als nur ein Durchreiseort.

Zudem ist Wellington bequem zu Fuß erlaufbar, denn Stadtzentrum und Hafenareal sind sehr kompakt. Viktorianische Architektur, eine breite Promenade an der Wasserfront und viele Cafés machen die Stadt zu einem sehr lebendigen Ort. Rundherum findet man viel Grün (z. B. im Wellington Botanical Garden oder auf dem Mount Victoria), das entweder fußläufig oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist.

Die City to Sea Bridge verbindet seit 1994 die Uferpromenade mit dem Civic Square. Sie ist nicht nur eine Fußgängerbrücke, sondern auch Kunst im öffentlichen Raum. Hölzerne Skulpturen eines Māori-Künstlers zieren die Seiten der Brücke und machen sie von allen Seiten zu einem beliebten Fotomotiv.

An der Sache mit dem nicht allzu guten Wetter könnte allerdings etwas dran sein. Da Wellington an der südwestlichen Spitze der neuseeländischen Nordinsel liegt, bietet die Stadt die perfekte Angriffsfläche für starke Windströmungen und auch Fallwinde. Aufgrund dieser exponierten Lage bekam die Stadt an der Cook Strait, die Wellington von der Südinsel trennt, auch ihren Spitznamen: Windy City (Windige Stadt).

Ein Blick zurück (von der Interislander Ferry) auf die Skyline von Wellington. Der Himmel ist etwas bedeckt, aber die Sonne schon zu sehen. Typisches Wellington-Wetter also.

An klaren, sonnigen Tagen (und Sonne hat Wellington angeblich mehr als Auckland) kann man von der Küste aus sogar bis zu den Kaikoura Ranges der Südinsel blicken.

Erfahren, wie der „Fisch“ an den Hacken kam

Auch den südlichen Teil der Nordinsel besiedelten bereits die Māori (als eines der ersten Gebiete überhaupt) und nannten die Gegend rund um das heutige Wellington Te Upoko o Te Ika a Maui (Kopf von Mauis Fisch). Unglaublicher Weise wussten die Māori bereits um die – von oben betrachtet – fischähnliche Form der Nordinsel. Und natürlich haben sie auch dazu eine Geschichte.

Der mystische Halbgott Māui (kurz für Maui-tikitiki-a-Taranga) war Fischer und befuhr gemeinsam mit seinen Brüdern in einem Kanu das Meer. Eines Tages wurde ihm die Ehre zuteil, einen besonders großen Fisch zu fangen – die heutige Nordinsel Neuseelands. Sogar zwei Augen hat dieser Fisch: den Lake Wairarapa und den Hafen von Wellington. Wo sich heute die Bucht Hawke´s Bay (in der auch das Küstenstädtchen Napier liegt) befindet, legte Māui seinen Angelhacken ab. Die südliche Spitze nennt man daher bis heute Te Matau a Maui (Angelhaken des Māui). Sein Kanu wurde zur neuseeländischen Südinsel und heißt bei den Māori Te Waka a Māui (Kanu von Māui).

Abgesehen von dieser Legende landete wohl um 950 der große polynesische Entdecker Kupe aus Hawaiki als Erster an der Küste Neuseelands und nannte es Aotearoa, Land der langen weißen Wolken. Er besiedelte das Gebiet jedoch nicht. Erst einige Jahre später schickte Whatonga, ein großer Anführer der Māori, seine Söhne zu den beiden Inseln. Die erste Siedlung der Māori im Gebiet des heutigen Wellington wurde auf der Miramar Peninsula, südöstlich des heutigen Stadtzentrums, errichtet. Wellington Harbour heißt seit dieser Zeit auch Te Whanganui a Tara (großer Hafen des Tara).

Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Siedler aus Europa an, erwarben (eher weniger legal) das Land von den dort lebenden Māori-Stämmen und legten 1840 den Grundstein für die Stadt Wellington, die sie nach dem 1. Duke of Wellington, Arthur Wellesley, benannten. Schnell entwickelte sich die einstige Siedlung – vielen Naturkatastrophen zum Trotz –  zu einem wichtigen Hafen. Einige der aus dieser Zeit stammenden Lagerhallen dienen heute als Museen, Einkaufszentren, Wohnraum und Büros. Andere wurden abgerissen und in Parks umgewandelt. Nach und nach entwickelte sich Wellington zu der modernen Metropole, die es heute ist.

Einen Spaziergang durch Cuba Street Mall machen

Für seine vielen Röstereien und demensprechend zahlreichen kleinen Kaffeemarken bekannt, ist Wellington ein beliebter Ort, an dem die Neuseeländer ihrem ausgeprägten Kaffeegenuss frönen. Ein guter Ort, um selbst einen guten Kaffee zu trinken, sind die beliebte Cuba Street sowie die umliegenden Straßen und Gassen.

Benannt nach einem der frühen europäischen Siedlerschiffe, der Cuba, befindet sich die Straße am südlichen Ende der Innenstadt. Daher wird das ganze Viertel auch oft als Cuba Street Mall bezeichnet. Einst fuhr die Straßenbahn durch die Cuba Street. Seit die Schienen 1969 entfernt wurden, sind jedoch weite Abschnitte den Fußgängern vorbehalten.

So befindet sich beispielsweise die Bucket Fountain mitten auf der Straße. Der Brunnen gehört zu den ungewöhnlichsten Wahrzeichen der Stadt und besteht – wie der Name schon andeutet – aus verschiedenen bunten Kübeln, die sich mit Wasser füllen, bis sie schließlich umkippen.

Mitte der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre war Mid Cuba (wo sie sich die Cuba Street mit der Vivian Street überschneidet) bekannt als Wellingtons Rotlichtviertel. Doch aus dieser Zeit gibt es nur wenige Überbleibsel.

Seit 1995 gehört die Cuba Street zu den historischen Denkmälern der Stadt, viele Häuser des heutigen Künstlerviertels sind geschützt. Ein Spaziergang zwischen den viktorianischen, edwardianischen und Art-déco-Gebäuden lohnt sich. Einst lebten darin Bauhandwerker und Händler. Heute findet man eher (teure) Boutiquen, Cafés, Läden/Ateliers von Kreativen, Künstlern und Designern, Vintage-Shops, ausgefallene Retro-Läden sowie Bars und Kneipen in verschiedensten Preissegmenten. Einigen Hauswänden wurde durch bunte Street Art neues Leben eingehaucht.

In Cuba Street Mall mischen sich Besucher und Einheimische. Am besten nimmt man vor oder in einem der zahlreichen Cafés Platz und beobachtet das Geschehen auf der Straße.

Midnight Espresso
178 Cuba Street, Te Aro
an Wochentagen von 7.30 bis 3.00 Uhr und
am Wochenende von 8.00 bis 3.00 Uhr geöffnet

Im Midnight Espresso gibt es – neben ausgezeichnetem Kaffee – den ganzen Tag über Frühstück und andere Leckereien. Es gibt auch eine Auswahl an vegetarischen und veganen Speisen. Einfach mal drinnen einen Blick in die Theke werfen, dann bekommt man sofort Appetit!

Wellington Night Market
Freitag:
17.00 bis 22.30 Uhr, Left Bank, Cuba Street
Samstag:
17.00 bis 22.30 Uhr, Lower Cuba Street

Jeden Freitag und Samstag kann man in der Cuba Street an vielen kleinen Ständen Essen aus der ganzen Welt probieren. Denn „typisch neuseeländisches Essen“ gibt es eigentlich gar nicht. Die Speisekarte der beiden Inseln ist so bunt wie ihre Bewohner. Auch von schlechtem Wetter lässt man sich übrigens davon nicht abhalten, Trucks und Tische aufzustellen. Beim Nachtmarkt am Freitagabend wird auch Kunst und Handwerk verkauft. Dazu gibt es oft Live-Musik und kulturelle Vorführungen.

Kostenlose Museen entdecken und erleben

Wenn es nass und windig ist, trotzen die Wellingtonians, wie sie sich selbst auch nennen, dem Wetter mit allerlei tollen Indoor-Aktivitäten. Darunter sind gleich mehrere freie Museen, deren Ausstellungen interessant und interaktiv für Besucher aufbereitet sind.

Einige der kostenlosen Museen in Wellington:

01. Te Papa Tongarewa

Von der Queens Wharf oder der Innenstadt aus kann man bequem zum Te Papa Tongarewa (Museum of New Zealand) laufen. In den vielen tollen Ausstellungen auf insgesamt sechs Stockwerken kann man Tage verbringen, um die Māori-Kultur, Neuseelands Geschichte, Natur, Kunst und vieles mehr entdecken. Tatsächlich bedeutet Te Papa Tongarewa wörtlich übersetzt auch „Ort der Schätze“. Das ist das innovative Museum auch tatsächlich. Interaktive Erlebnisse für große und kleine Besucher machen den Aufenthalt im Nationalmuseum von Neuseeland umso unterhaltsamer.

Te Papa Tongarewa
55 Cable St, Te Aro
täglich (außer 1. Weihnachtstag)
von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet

Der Eintritt ist zu allen permanenten Ausstellungen frei. Für die wechselnden Sonderausstellungen und die täglich stattfindenden Führungen kann man vor Ort oder Online Tickets kaufen: www.tepapa.govt.nz

Harbourside Market
hinter dem Te Papa Museum
jeden Sonntag von 7.30 bis 14.00 Uhr
(bzw. bis 13.00 Uhr im Winter)

Der Harbourside Market ist der älteste Markt Wellingtons. Er findet seit 1920 jeden Sonntag statt und ist derzeit am Waitangi Park, direkt hinter dem Te Papa Tongarewa, lokalisiert.

02. Wellington Museum City & Sea

Wer herausfinden möchte, was Wellington besonders macht, der sollte einen Besuch im Wellington Museum City & Sea nicht versäumen. Die Stadtgeschichte ist dort auf mehreren Etagen interaktiv und spannend aufbereitet. Man kann Wellington sehen, riechen, anfassen und riechen – erlebenswert! Uns haben vor allem die Time Machine (Level 3) und die theaterhaften Erzählungen von A Millennium Ago (Level 2) gefallen. Das Museum befindet sich in einem ehemaligen Lagerhaus, The Bond Store genannt. Es wurde 1892 von Architekt Frederick de Jersey Clere entworfen. 1972 – nachdem es nicht mehr zentraler Teil des Hafens war – nutzte man das Gebäude als The Wellington Harbour Board Maritime Museum um und es ist bis heute ein Ausstellungraum. In der Sprache der Māori heißt das Museum übrigens Te Waka Huia O Nga Taonga Tuku Iho – Aufbewahrungsort der Schätze der Ahnen. Als zweitältestes Gebäude an der Uferpromenade ist die Architektur selbst heute einer der wichtigsten taongo (Schätze) des Museums.

Wellington Museum City & Sea
täglich (außer 1. Weihnachtstag)
von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet
Der Eintritt ist frei, um eine kleine Spende wird gebeten. Mehr Infos unter www.museumswellington.org.nz

03. Academy of Fine Arts & Portrait Gallery

Wer nach dem Besuch des Wellington Museum noch etwas Zeit hat, der sollte einen Blick in die Academy of Fine Arts und die Portrait Gallery (ebenfalls beide kostenfrei) werfen. Dort sind hauptsächlich Werke neuseeländischer Künstler ausgestellt, darunter Malereien, Skulpturen, Karikaturen, Fotografien und neuartige Medieninstallationen. Die Academy of Fine Arts wurde 1882 als gemeinnützige Privatgesellschaft gegründet. Sie dient auch als Atelier und bietet Raum für Aufführungen und Ausstellungen aller Art. Kaum ein Künstler aus Neuseeland hat noch nicht seine Werke an diesem Ort für die Bildenden Künste ausgestellt. Die New Zealand Portrait Gallery ist als permanente Kollektion in Shed 11 untergebracht, einem historischen Hafengebäude von 1904. Dort lohnt sich auch ein Blick nach oben auf die Balken- und Transportkonstruktion des ehemaligen Lagers.

New Zealand Academy of Fine Arts
1 Queens Wharf
täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet
www.nzafa.com

New Zealand Portrait Gallery
11 Customhouse Quay
täglich von 10.30 bis 16.30 Uhr geöffnet
www.nzportraitgallery.org.nz

Reisetipps

Busbahnhof und Bahnhof in Wellington befinden sich nördlich der Innenstadt. Von dort aus bringen einen verschiedene lokale Buslinien für kleines Geld ins Zentrum.

Um das Fährterminal (es liegt etwas außerhalb) zu erreichen, kann man den kostenlosen Schuttlebus am Hauptbahnhof nehmen. Er fährt immer knapp eine Stunde vor der Fähre ab. Vom Terminal aus gelangt man mit der Interislander Ferry innerhalb weniger Stunden auf die Südinsel.

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