Tongariro Nationalpark – Durch Mittelerde wandern

Ganz in der Nähe des Lake Taupo kann man zu einer der beliebtesten Tageswanderungen Neuseelands aufbrechen, dem Tongariro Alpine Crossing. Sie bietet alles, was das Wandererherz sich wünschen kann: vulkanische Landschaften und Krater, Aussicht von Berggipfeln, klare und wunderschön farbige Seen sowie dichten, grünen Regenwald. Die vielen Kegel des Tongariro-Massivs, die man dabei durchqueren wird, bildeten sich in den vergangenen 275.000 Jahren, einige Krater sind sogar bis heute aktiv.

Auch Regisseur Peter Jackson hat die Landschaft so gut gefallen, dass einige Szenen für die Herr der Ringe-Filme dort entstanden sind. Der Nationalpark verwandelte sich in das düstere Mordor, mit dem 2.287 Meter hohen „Schicksalsberg“ (Mount Doom), der eigentlich Mount Ngauruhoe heißt, mittendrin. Dort ist in den Filmen der dunkle Lord Sauron zu Hause.

Anfangs sieht die Landschaft jedoch noch etwas weniger öde aus. Der 19,4 Kilometer lange Wanderweg (ca. 6 bis 8 Stunden) durch den ältesten Nationalpark des Landes beginnt bei Whakapapa im Mangatepopo Valley auf rund 1100 Höhenmetern. Ein Lavafluss hat sich hier einst seinen Weg gebahnt, dem man nun entlang eines kleinen plätschernden Baches folgen kann.

Das tun an diesem Morgen auch noch einige hundert weitere motivierte Wanderer. Doch schon in den ersten Kilometern zieht sich die Gruppe so weit auseinander, dass man in eigenem Tempo entspannt gehen kann. Am besten kommt man früh, um vor den meisten anderen zu starten.

Wie man sieht, sieht man nicht viel… Zumindest die ersten Kilometer unserer Tour mussten wir durch Nebel laufen und konnten nur hier und da mal einen Blick auf die Umgebung erhaschen. Wie eine weite Mondlandschaft mit Kratern und einzelnen verstreuten Gesteinsbrocken lag sie vor uns.

Nur entlang des Wasserlaufs wachsen mal etwas Grün oder einige Blumen zwischen den Steinen. Ansonsten bewegt man sich mit jedem zurückgelegten Kilometer in immer kahleres Gebiet.

Tatsächlich kann man sich jedoch bereits gut vorstellen, wie sich auch die Hobbits Frodo und Sam durch die raue Gegend und ihr unberechenbares Klima kämpften. Auch wenn die Geschichte von Buchautor J.R.R. Tolkien natürlich fiktiv ist, denkbar wäre es schon.

Bis zu den Soda Springs geht es einige Kilometer nur leicht bergauf. Der Wasserfall liegt auf der linken Seite des Weges, eingebettet in Fels und wildes Grün. Ein kurzer Abstecher hinüber lohnt sich.

Das Wasser der Flüsse und Seen im Tongariro Nationalpark sollte man übrigens nicht berühren. Denn es ist für die Maori tapu (heilig) und darf nicht „verunreinigt“ werden.

Weiter geht es danach den Berg hinauf. Kurz vor einem der mit 1.660 Metern höchsten Punkte der Hauptstrecke, dem Eingang zum sogenannten South Crater, wurde es dann für uns noch einmal steil und ungemütlich. Es begann zu regnen und heftig zu stürmen. Passend, dass dieser Streckenabschnitt auch als Devil´s Staircase (Treppenaufgang des Teufels) bezeichnet wird.

An eine Besteigung der beiden höheren Gipfel – Mount Ngauruhoe und Mount Tongariro – war leider nicht zu denken. Auch wenn wir das sehr gerne gemacht hätten. Doch wir konnten noch nicht einmal den Weg richtig erkennen, so dicht waren Nebel und Regen. Manchmal hat man die Hand vor Augen kaum gesehen.

Wir kämpften uns also weiter den steilen Anstieg des Mangatepopo Saddle zwischen dem rechts gelegenen Mount Ngauruhoe und dem auf linker Seite befindlichen Mount Tongariro hinauf. Leider weiterhin ohne klare Sicht. Nach der Überwindung des South Crater gelangt man zum höchsten Punkt des Wanderweges, dem immer noch aktiven, 1.886 Meter hoch gelegenen Red Crater. Das vulkanische Gestein präsentiert sich dort in einem Farbspektrum von Hellgrau über Tiefschwarz bis hin zu Braun und Rostrot.

Am Ende meinte es das Wetter doch noch gut mit uns. Die Sicht klarte auf und gab dauerhaft den Blick auf die Lagunen, die smaragdgrünen Emerald Lakes, frei – was für ein gigantischer und magischer Augenblick! Nach den zusätzlichen, wetterbedingten Strapazen des Aufstiegs, wurde dieser belohnt. Und zwar ab diesem Zeitpunkt mit strahlendem Sonnenschein auf dem gesamten weiteren Weg.

Von nun an geht es hauptsächlich bergab. Der Weg führt zunächst zu den drei bereits gesichteten und mit Wasser gefüllten Kratern, den Emerald Lakes. Mineralien sorgen für die leuchtende und klare Farbgebung. An den Uferrändern haben sich Schwefelablagerungen gebildet.

Von den Emerald Lakes aus schlängelt sich der Weg durch den Central Crater. Dort sieht es nun tatsächlich aus, als sei man direkt in Mittelerde gelandet.

Das Tal breitet sich vor unseren Augen aus, rundherum kahle Hügel und dahinter noch mehr Landschaft. Endlos scheint sie am Horizont weiterzugehen. Da fällt es nicht schwer, sich Herden von Orks vorzustellen, die durch das ohne Vegetation eher trostlos wirkende Tal laufen, kampfbereit und auf der Suche nach den Hobbits.

Dahinter liegt auf einer Kuppe (ja, ein bisschen geht s hier noch mal nach oben) der tiefblaue Blue Lake, der sich ebenfalls in einer ehemaligen vulkanischen Öffnung bildete.

Lässt man den North Crater hinter sich, beginnt der Abstieg durch eine grasbewachsene Hügellandschaft mit wunderschönem, weitem Talblick. Hier kommt nun auch wieder etwas Vegetation zum Vorschein. Kleine Sträucher, bunte Blumen und knochige Bäumchen wachsen auf dem Vulkangestein.

Eine kleine Hütte, der Ketetahi Shelter, bietet eine gute Möglichkeit für eine letzte Pause, bevor man sich Richtung Parkplatz aufmacht. Auf der linken Seite des Weges befindet sich dort ein privates Grundstück mit heißen Quellen.

Da man sich im Tongariro Nationalpark in einem aktiven Vulkangebiet befindet, sieht man es nicht nur dort, sondern auch manchmal in der Ferne aus den umliegenden Kratern dampfen. Nicht direkt beunruhigend, aber dennoch seltsam, dass es hier unter der Erde noch brodelt…

Das kühlere und dichte Grün des heimischen Regenwaldes ist eine schattige Abwechslung für den letzten Abschnitt der Wanderung. Der Weg windet sich immer weiter hinunter, bis man schließlich auf 800 Höhenmetern am Parkplatz ankommt.

Für uns war das Tongariro Alpine Crossing eine ziemlich einzigartige und besondere Wanderung. Man durchläuft an einem Tag nicht nur verschiedenste Klima- sondern auch mehrere Vegetationszonen. Ein ganz schön tolles Fleckchen Erde!

Reisetipps

Am einfachsten ist es, sich von einem lokalen Touranbieter (unbedingt www.bookme.co.nz für Angebote checken!) zum Startpunkt bringen zu lassen. Am Ende der Wanderung wird man auch wieder eingesammelt und zurück nach Taupo (oder Turangi) gebracht. Wer mit dem eigenen Auto anreist sollte einen bewachten Parkplatz auswählen, da wohl öfter mal in Autos eingebrochen wird.

Die Wanderung dauert insgesamt ca. 6 bis 8 Stunden, ohne Abstecher auf einen der beiden Gipfel (Mount Ngauruhoe plus 3 Stunden oder Mount Tongariro plus 1-2 Stunden). Möchte man das Tongariro Alpine Crossing aus der anderen Richtung laufen, dauert dies etwa eine Stunde länger, da man noch etwas länger bergauf wandern muss.

Für die Wanderung mit dem wechselhaften und mitunter hochalpinen Klima sollte man sich entsprechend kleiden (Zwiebellook mit Regenjacke) und ausreichend Trinkwasser sowie Snacks dabeihaben.

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