Santa Cruz de la Sierra (Heiliges Kreuz der Berge) ist die wohl modernste Stadt Boliviens. Ihre wirtschaftliche Dynamik und der überdurchschnittliche Wohlstand sowie mehrere Universitäten machen sie vor allem für die einheimische Bevölkerung zu einem beliebten Wohnort. Hier treffen seit jeher verschiedenste Kulturen aufeinander: die Menschen kommen aus dem westlichen Hochland, dem Amazonasgebiet im Norden und Osten, dem Gebiet der Guaraní im Osten und dem südlich gelegenen Trockengebiet des La Plata-Beckens.
Mehr über Stadtgeschichte und wirtschaftliche Entwicklung erfahren
Grundsätzlich gibt es in der Stadt nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten. Mit knapp 1,5 Millionen Einwohnern ist Santa Cruz de la Sierra zwar die größte (und reichste) Stadt des Landes, aber eher kein touristisches Ziel. Sie wurde 1561 vom Spanier Ñuflo de Chávez zunächst in der Nähe der heutigen Ortschaft San José de Chiquitos rund 250 Kilometer östlich der heutigen Stadt gegründet. Aufgrund von anhaltenden Konflikten mit den dort lebenden Ureinwohnern musste sie 1592 an ihren heutigen Ort verlegt werden.
Am Rande der Bergkette Cordillera Oriental gelegen bietet Santa Cruz fruchtbares, größtenteils kultiviertes Flachland. Früher war die Ebene von subtropischem Regenwald bedeckt, sie grenzt an das Amazonasbecken. Die Stadt wird von zwei Flüssen eingerahmt: im Westen fließt der Río Piraí (auch Piray), dessen Ufer als Naherholungsgebiet genutzt werden, und im Osten der Río Grande (Großer Fluss, auch Guapay).
Schwer zu erreichen und abgelegen von vielen anderen Städten des Landes war Santa Cruz lange geprägt von Viehzucht und Landwirtschaft, die zur Versorgung des Umlandes diente. Das hauptsächlich milde, tropische Klima mit Temperaturen zwischen 20 °C im Winter und bis zu 40 °C im Sommer (mit Regenzeit) macht die Region zum idealen Anbaugebiet.
Der Bau einer Eisenbahnlinie vom Hochland bis an die Pazifikküste im 20. Jahrhundert allerdings schmälerte die Bedeutung der Stadt erheblich. Neuer wirtschaftlicher Aufschwung kam erst, als man die Öl- und Gasvorkommen der Region erschloss. Sie verfügt über enorme Erdgasvorkommen, die zweitgrößten in ganz Südamerika. Santa Cruz wurde in den 1950er Jahren an den Rest des Landes angebunden und mauserte sich zum wirtschaftlichen Mittelpunkt Boliviens, das seitdem – über das koloniale Zentrum hinaus – immer weiter wächst.
Der wichtigste Wirtschaftszweig ist immer noch die Verarbeitung der landwirtschaftlichen Produkte, die rundherum angebaut werden. Dazu gehören vor allem tropische Erzeugnisse wie Kaffee, Zuckerrohr und Tabak.
Die Stadt ist gegliedert in mehrere Anillos (Ringe) mit großen Ausfahrtstraßen, die alle ins Zentrum führen – wie ein großes Spinnennetz. Sie sind für den Autoverkehr ausgelegt und gesäumt von Einkaufszentren und Firmensitzen, die in dem sehr nordamerikanisch wirkenden Straßenbild architektonische Akzente setzen.
Das städtische Wachstum außerhalb des Vierten Rings (teilweise legal, oft auch illegal) wird gefördert, indem die neuen Viertel umgehend legalisiert und an die bestehende Infrastruktur angeschlossen werden. Dadurch entstehen – im Gegensatz zu vielen anderen Städten in Lateinamerika – keine ausgeprägten Armensiedlungen.
Auf der zentralen Plaza verweilen
Das Zentrum des Ersten Rings bildet die von Palmen gesäumte Plaza 24 de Septiembre, die nach wie vor von spanischen Kolonialhäusern umgeben ist. Das wohl schönste Gebäude am Platz ist die Catedral de Santa Cruz, auch bekannt als Catedral Metropolitana Basílica de San Lorenzo. Die erste katholische Kirche der Stadt wurde hier 1770 erbaut. In ihrer heutigen Form entstand sie zu Zeiten von Mariscal Andrés de Santa Cruz (1845), der sie durch einen französischen Architekten im eklektischen Stil errichten ließ. Die komplett mit roten Ziegeln verkleidete Kathedrale wurde danach noch mehrfach modifiziert und weist daher zum Teil neoklassizistische Elemente auf.
Irish Pub & Restaurant
Plaza 24 de Septiembre
täglich ab 18.00 Uhr geöffnet
Hier kann man bei einem Bier das typische bolivianische Gericht „Pique Macho“ probieren. Sieht nicht sooo lecker aus, schmeckt aber ziemlich gut. Der Irish Pub ist vor allem bei den Einheimischen beliebt. Wenn man einen guten Platz ergattert sitzt man sogar mit direktem Blick auf die Plaza 24 de Septiembre.
Einige Regierungsgebäude, darunter das Edificio Prefectural und die Casa de Gobierno, säumen ebenfalls den Platz, auf dem immer viel los ist. Die Atmosphäre der Stadt ist trotz ihrer Größe gelassen. Alte Männer stehen gedrängt um kleine Tische und Beobachten zwei Spieler bei einer Partie Schach. Schuhputzer polieren routiniert die Schuhe ihrer Kunden, auf den Bänken sitzen Paare und Familien in der Sonne.
Heladeria italiana
Calle 24 de Septiembre #173
Hier gibt es richtig leckeres Eis! Es ist zwar nicht ganz günstig, aber dafür gibt es eine große Auswahl an ungewöhnlichen und sehr schmackhaften Sorten. Am besten ein Copa (Becher) mit mehren Geschmacksrichtungen nehmen.
Eine Grünanlage mitten in der Stadt entdecken
Nördlich des historischen Stadtzentrums befindet sich der Parque El Arenal. Hierher kommen die cruceños (so nennt man die Einwohner von Santa Cruz) am Wochenende, um Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. Über zwei Brücken erreicht man die auf einer kleinen Insel liegende Touristeninformation, die an einer Seite von einem riesigen Wandgemälde gesäumt wird, das von Lorgio Vaca, einem der bekanntesten Künstler Santa Cruz’, stammt. In der Umgebung des Parks befinden sich zahlreiche Kinos, Restaurants, Kneipen und Diskotheken.
Über den größten innerstädtischen Markt schlendern
In den Straßen rund um den Mercado Los Pozos herrscht täglich reges Treiben. Hier bekommt man von frischen Lebensmitteln über Haushaltswaren alles, was man braucht. Denn, wie bereits erwähnt, Supermärkte sind rar in Bolivien. Man lebt, kauft und handelt auf der Straße.
Was hier besonders auffällt sind sonderbare Gestalten in altmodischer Kleidung: Männer und Jungen tragen blaue Latzhosen und Hemden, auf dem Kopf meistens einen Hut oder eine Kappe. Die Frauen sieht man in langen, gemusterten Kleider, mit einem Kopftuch und oft auch einem Hut.
Offenbar gibt es im Umkreis von Santa Cruz einige Mennoniten-Kolonien. Über 70.000 leben in Bolivien. Denn hier erlaubte ihnen die Regierung, (fast) uneingeschränkt die eigene Lebensweise und Sprache zu erhalten. Sie kauften große Landpartien, die sie bewirtschaften. Mittlerweile zählen die Kolonien u.a. zu den wichtigsten Sojaproduzenten des Landes. Doch nicht nur in Bolivien, sondern in ganz Südamerika gibt es zahlreiche Kolonien.
Zum Einkaufen kommen die Mennoniten in die Stadt bzw. in das Viertel rund um die Calle 6 de Agosto. Die Geschäfte und Arztpraxen hier haben sich angepasst an den Bedarf dieser besonderen Kunden, viele Schilder sind sogar auf „Deutsch“. Das von den Mennoniten gesprochene Plautdietsch ähnelt jedoch nur noch sehr entfernt der deutschen Sprache. Wir haben nichts verstanden und sie uns offensichtlich auch nicht.
Nur wenige der Mennoniten können übrigens Spanisch, oft sind es nur einige Brocken. Man bleibt unter sich, kommt nur in die Stadt, wenn Einkäufe oder Arztbesuche es notwendig machen. Schon seltsam, dass so eine parallele Gesellschaft unmittelbar vor den Toren der Stadt existiert, die nach ihren eigenen Regeln lebt, sogar ihre eigene Sprache hat, und nur ganz selten mit dem Leben der Bolivianer in Berührung kommt…
Die Region erkunden
Santa Cruz de la Sierra bietet sich gut als Ausgangspunkt für Ausflüge in die wunderschöne Umgebung an: kleine malerische Dörfer, einzigartige Nationalparks und jahrhundertealte bolivianische Jesuitenmissionen.
Reisetipps
Die beste Verbindung in die Stadt ist der Aeropuerto Internacional Viru Viru etwa 10 Kilometer außerhalb von Santa Cruz. Von hier aus starten neben zahlreichen Inlands- und innersüdamerikanischen Flügen auch die einzigen Direktflüge von Bolivien nach Europa.
Wer keines der blauen Flughafentaxis (etwa 60 Bolvianos) nehmen möchte, um in die Innenstadt zu kommen, der kann auf den sehr günstigen Bustransfer der grün-weißen Microbusse (nur 6 Bolivianos!) zurückgreifen. Diese parken direkt vor dem Terminal, warten allerdings auch, bis sie voll sind. Der Bus folgt vom Flughafen aus der Autovía 4 (al Norte) Richtung Stadtzentrum, die irgendwann in die Avenida Christo Redentor übergeht. Am Plaza del Estudiante biegt der Bus nach rechts auf den Ersten Ring rund um die Innenstadt ein (Avenida Cañoto) und fährt bis zum Ex Terminal de Buses. Aussteigen kann man entlang der kompletten Strecke, dazu einfach dem Busfahrer Bescheid geben.
Eine gute und günstige Übernachtungsmöglichkeit ist das „360 grados“ (Calle Abaroa 548, zwischen Calle 6 de Agosto & Calle Vaca Diez), direkt um die Ecke vom Mercado Los Pozos. Besitzer Esteban spricht recht gut Englisch und steht jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Das Hostel ist ganz neu, bietet saubere Zimmer mit Bad und eine großzügige Dachterrasse. Zum Plaza 24 de Septiembre sind es etwa 15 Minuten zu Fuß.
Wieder mal ein interessanter Bericht!