Lima – Von alten Steinen und bunter Lamawolle

Manchmal tuen sich in einer Stadt wie Lima ungewöhnliche, ganz eigene Welten auf. Im Gewusel der Großstadt entdeckt man ganz zufällig Dinge und Orte, hinter denen sich etwas Großes verbirgt.

Einen Tempel mitten in der Stadt finden

Mitten im Stadtteil Miraflores steht zwischen Wohnhäusern und Bürokomplexen etwas ganz Unerwartetes: eine Lehmziegelpyramide. Huaca Pucllana war der zentrale Ort einer vergangenen, indigenen Zivilisation, der Lima-Kultur. Dieses Volk lebte auf dem Gebiet der heutigen Stadt Lima zwischen 200 und 700 n. Chr. Die Gran Pirámide (große Pyramide) wurde um 500 n. Chr. als zeremonielles Zentrum und wichtiger öffentlicher Treffpunkt für rituelle und politische Aktivitäten des Stammes erbaut. Insgesamt konnten sieben Ebenen bzw. Plattformen identifiziert werden, die eine auf die andere erbaut wurden, wenn eine neue Generation an Priesterinnen den Tempel bezog. Die obersten Räume waren mit aufwändigen Wandarbeiten und Putz in einem kräftigen Gelbton verziert.

Der gesamte Tempel-Komplex erstreckt sich heute auf einer Fläche von über 4,9 Hektar, ehemals waren es rund 18 Hektar. Er umfasst Hallen, Hütten und Höfe, Rampen, Terrassen und Kammern, die heute zeigen, wie der Alltag dieser alten Zivilisation ausgesehen hat. Man fand auch Überreste und Hinweise auf Tier- und Menschenopfer (vornehmlich junge Frauen), rituelles Zerschlagen von aufwendig verzierter Keramik und das Abhalten von festlichen Banketts für die angebeteten Gottheiten. Keramische Überreste zeigten Muster in Rot, Schwarz und Weiß, mit Abbildungen von Meerestieren (z. B. Haie) und Wellen. Denn die Lima fühlten sich durch die unmittelbare Nähe zum Meer eng mit diesem verbunden.

Alle Gebäude und Mauern sind aus Lehm und Ziegeln gebaut, die aus einer natürlichen Mischung aus Sand, Lehm und Wasser bestehen und in der Sonne getrocknet wurden. An der Konstruktion und der Herstellung der einzelnen adobes (Ziegeln) beteiligte sich das gesamte Volk der Lima. Der Bau des Tempels war daher keine Sklavenarbeit, sondern eine Möglichkeit, die von jeder Person ­– ob Bauer, Fischer oder Handwerker – zu entrichtenden Steuern zu bezahlen. In vertikalen Reihen wurden die Ziegel wie in einem Bücherregal angeordnet, eine architektonische Konstruktion, die bis heute überdauert und auch den immer wieder die Stadt erschütternden Erdbeben standhielt.

Nachdem die Lima den Ort um 700 n. Chr. verließen, nutzten die Wari (ihr Reich währte von etwa 650 bis 1000 n. Chr.) die oberste Ebene der Pyramide als Grabstätte. Davon zeugen einige erhaltene Gräber mit Überresten und Beigaben, wie Kleidung und Essen.

Was für ein beeindruckender Ort mitten in der Stadt, komplett umgeben vom Häusermeer des heutigen, modernen Limas. Über 80 Prozent der Tempelanlage sind im Original erhalten, eine Seite der großen Pyramide und die Gebäude drumherum sind bereits komplett freigelegt. Und wer weiß, was sich dort noch alles findet?

Huaca Pucllana
Calle General Borgoño s/n, Cuadra 8
Miraflores (Lima 18)

Mittwoch – Montag von 9.00 – 17.00 Uhr
(Eintritt S/.12 bzw. 6 für Studenten)
Mittwoch – Sonntag auch von 19.00 – 22.00 Uhr
(Eintritt S/.15)
Führungen gibt es auf Englisch und Spanisch

In bunten Souvenirläden stöbern

Wer Mitbringsel für sich oder die Daheimgebliebenen kaufen möchte, der ist in der Avenida Petit Thouars (zwischen Av. Angamos Oeste und Av. Ricardo Palma) richtig. Neben den Marktplätzen Mercado Indio und dem Inka Plaza mit ihrem Gewirr aus Gängen und Läden findet man dort viele kleine und große Geschäfte, in denen man vom Schlüsselanhänger über Pullover aus „echter Baby-Alpakawolle“ (hier sollte man sich nicht immer auf de Aussage der Verkäufer verlassen…) bis hin zum Gemälde alles bekommt. Es lohnt sich, an den vielen Geschäften vorbeizuschlendern und die Preise zu vergleichen. Handeln ist selbstverständlich erwünscht.

El Enano
Calle Chiclayo 699
Miraflores (Lima)
täglich ab 6.00 Uhr geöffnet

Wer sich vor der Shoppingtour stärken möchte, macht einen Abstecher zu El Enano. Dort gibt es Tacos, Enchiladas und Sandwiches (6 – 18 S/.) und wohl jede Fruchtsaft-Kombination, die man sich nur vorstellen kann. Frisch zubereitet, versteht sich. Das Personal ist zwar nicht das freundlichste, aber das Essen schmeckt.

3 Kommentare bei „Lima – Von alten Steinen und bunter Lamawolle“

  1. Das ist ja richtig spannend , das wäre was für mich

  2. Hallo liebe Lisa!
    Hallo ihr beiden Weltenbummler!
    nachdem ich mir, Monikas Hinweis folgend, eure Reiseberichte angesehen habe, kann ich nur sagen, dass ich sehr beeindruckt bin !!!
    Beneide euch sogar ein wenig um eure Lust + die Möglichkeit in ferne Länder zu reisen und die Welt zu erkunden….. Da mir diese Möglichkeiten, aus verschiedenen Gründen, nicht gegeben sind, freue ich mich über deine/eure Reiseberichte und die Möglichkeit auf diese Weise wenigsten ein Stückchen “weite Welt ” von zu Hause aus, bewundern zu können.
    Möge eure Reise in ferne Welten auch weoterhin unter einem guten Stern stehen!
    LG Edith
    P.S. Möchte mich bei der Gelegenheit auch noch nachträglich für das tolle Buch über Haus Waldfrieden + den Skulpturenpark bedanken….. in Erinnerung an einen schönen Ausflugstag in Wuppertal.

  3. Oh welch eine Überwindung muss es kosten, dieser Versuchung – farbenprächtige Einkäufe- zu widerstehen, weil der Rucksack für die restlichen 10 Monate schon schwer genug ist 😉 !!

Schreibe einen Kommentar