Lima – Metropole mit vielen Gesichtern

Auf in die nächste Großstadt: die Ciudad de los Reyes (Stadt der Könige), als welche Lima bei seiner Gründung durch die Spanier bezeichnet wurde. Das gesamte Stadtgebiet von Lima umfasst rund 2672 Quadratkilometer, im Ballungsraum leben fast 10 Millionen Menschen. Dimensionen, die mal wieder kaum zu erfassen sind. Kaum gelandet steht man aber schon im wuseligen Ankunftsbereich des Flughafens. „Taxi! Taxi?“ schallt es aus allen Ecken – gar nicht so einfach, darunter ein vertrauenswürdiges auszumachen. Darauf sollte man aber auf jeden Fall achten, zu viele Horrorgeschichten gibt es dazu von anderen Reisenden. Bis ins Stadtzentrum bzw. das für einen Aufenthalt in Lima beliebte Viertel Miraflores sind es rund 25 Kilometer, im abendlichen Verkehr braucht das Taxi dazu fast eine Stunde.

Kilometerweit fährt man an der Küste entlang, denn Lima liegt direkt am Pazifischen Ozean. So grün, wie der Name Costa Verde verheißt, ist es hier unten aber irgendwie nicht. Der letzte Hurrikane 2007 hat leider dazu beigetragen, dass Strände und Küste immer noch ein bisschen schmuddelig aussehen. Da muss man schon einen Blick nach oben wagen: Dort zieht sich eine Promenade mit (natürlichem) Grünstreifen entlang. Bäume und Sträucher bewuchern einige Abhänge und machen den Blick ­– vor allem von oben – auf die Küste dann doch grün.

Lima liegt zwar per Definition in einer tropischen Klimazone, jedoch gibt es nicht allzu viele Sonnenstunden, der Himmel ist oft bedeckt und abends wird es schnell frisch. Dafür verantwortlich ist der relativ kalte Humboldtstrom. Man befindet sich in Lima quasi gleichzeitig in der Wüste und an der Küste. Daher ist es tagsüber zwar warm, nachts aber recht kalt. Also auch hier (neben der Sonnencreme) immer an eine Jacke denken, wenn man den ganzen Tag unterwegs ist.

Europäisch wohnen und mit den Einheimischen feiern

Wer sich eine Unterkunft in Miraflores ausgesucht hat, wird kaum das Gefühl haben, in Südamerika zu sein. Der schicke und moderne Bezirk ist ein etwas teureres Viertel Limas, das immer wieder Blick auf das Meer bietet und insgesamt eher europäisch aussieht. Vor allem die Promenade (Malecón genannt) zwischen dem Parque Domodossola und dem Parque del Amor mit vielen kleinen, blumenbepflanzten Parks und gepflegten Wegen lädt Touristen wie Anwohner zum Bummeln, Picknicken und Sport treiben ein.

Beso frances
Parque Intihuatana
Malecón de la Reserva, Miraflores
täglich geöffnet von 7.00 bis 22.00 Uhr

Eine Auswahl an Salaten, herzhaften und süßen Snacks sowie Crepes mit verschiedenen Toppings. Der Kaffee ist super lecker, frische Säfte gibt es auch. Leider nicht ganz günstig, aber dafür sitzt man an kleinen Tischchen mit Blick aufs Meer.

Entfernt man sich ein wenig von der Promenade, den Wohn- und Bürotürmen und geht Richtung Parque Kennedy, findet man sich inmitten eines lebendigen Stadtteiles mit Restaurants, Bars Geschäfte und Cafés wieder. In den Park kommen sowohl die Bewohner des Viertels, als auch die in den umliegenden Büros arbeitenden Peruaner zur Mittagspause, um sich auf einer der Bänke auszuruhen oder die Schuhe von einem der zahlreichen Schuhputzer blank polieren zu lassen.

Der Stier ist ein peruanisches Schutzsymbol für Haus, Bewohner und Besitz – er soll die bösen Geister abhalten. Bevor die Spanier Kühe und Pferde mitbrachten, war das Schutztier ein Lama.

Wer genau hinschaut, kann in den äußerst gepflegten Beeten einige der zahlreichen tierischen Bewohner entdecken: Katzen in allen Farben und Größen tummeln sich zwischen den bunten Blumen. Manche schlafen zusammengerollt, andere pirschen sich langsam und neugierig heran, um vielleicht eine Streicheleinheit abzubekommen oder einen Schluck Wasser zu finden.

Abends herrscht hier reges Treiben, Pärchen schlendern durch den Park, an kleinen Wagen kann man Popcorn oder warmen Milchreis mit einer Art Pflaumenmus (Mazamorra) kaufen. Am Wochenende treffen sich hier die jungen Leute, um gemeinsam Musik zu machen. Doch auch die Älteren zeigen ihr Können auf dem Tanzparkett zu traditioneller Musik. Dazu singt ein zusammengewürfelter Chor aus Männern und Frauen. Gegen 22.00 Uhr endet das Schauspiel so überraschend, wie es von uns entdeckt wurde. Die Menschen verteilen sich in alle Himmelsrichtungen über den Platz, zurück bleiben kleine Grüppchen im Gespräch. Die Jungen mit ihren Gitarren und sogar einer Geige suchen sich einen neuen Ort im Park, um noch ein wenig weiter Musik zu machen.

Republica (Fast Food)
Avenida Diagonal 220
Lima 15074

Sieht aus wie ein amerikanisches Diner, serviert aber nach dem Prinzip anderer, großer Fast-Food-Ketten leckere dicke Fritten mit verschiedensten Soßen, Burger und einige peruanische Tellergerichte. Eine gute Adresse am Parque Kennedy, bevor (oder nachdem) man in ein der vielen Bars in der Umgebung weiterzieht.

Zahlreiche Bars in den kleinen Straßen rund um den Park und entlang der Avenida José Larco laden zum Trinken und Feiern ein. Im El Tayta (Av. Larco 437, Miraflores) beispielsweise gibt es am Wochenende abends Livemusik von einheimischen Künstlern. Sehr gut, aber daher oft auch sehr voll.

Und Peru hat sogar einige ziemlich gute Biersorten (zum Beispiel Cusqueña oder San Juan) zu bieten. Darunter auch wenige Sorten aus kleinen Brauereien, die langsam aber sicher ihre Pforten in Peru öffnen.

Cervecería Nuevo Mundo
Avenida Larco 421 (2. Stock)
Parque Kennedy, Miraflores
täglich ab 17.00 Uhr geöffnet

In dieser Draft Beer Bar kann man – neben zahlriechen anderen Biersorten – die sechs Sorten der kleinen Cervecería Nuevo Mundo (Brauerei Neue Welt) frisch gezapft an der Bar probieren. Die Sorten sind geschmacklich auf die unterschiedlichen Vegetationszonen Perus abgestimmt. Flaschen kann man u.a. auch im Choco Museum (Calle Berlín 375, Miraflores) kaufen.

La Cuina de Bonilla
Manuel Bonilla 124
Lima, Miraflores

Direkt um die Ecke von der Draft Beer Bar liegt dieser kleine, gemütliche Laden, in dem sich Touristen und Einheimische gleichermaßen tummeln. Zur Happy Hour (eigentlich immer abends) bekommt man zum Beispiel zwei Pisco Sour, das Nationalgetränk der Peruaner, zum Preis von einem (25 S/PEN). Lecker!

Das historische Zentrum zu Fuß erkunden

Geschichte und Bedeutung der Stadt Lima sind wesentlich älter, als die Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert und die Gründung des Vizekönigreiches, das die Herrschaft des Inkareiches über weite Teile des westlichen Südamerikas beendete. Dennoch wurden die wichtigsten Kirchen, Klöster und Herrenhäuser in dieser Zeit gebaut, als Lima, 1535 durch Francisco Pizarro geründet, zu einem wichtigen wirtschaftlichen Zentrum der Spanier wurde. Von moderner Architektur blieb die Altstadt, die seit 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, weitestgehend verschont. Rund um den Plaza Mayor mit der großen Basílica Catedral de Lima kann man zahlreiche koloniale Bauten bestaunen.

Darunter der Palacio de Gobierno del Perú, der offzielle Regierungssitz des Peruanischen Präsidenten (seit 1536 mehrmals an gleicher Stelle erbaut), und die Casa de la Literatura Peruana – Estación de Desamparados. Der historische Bahnhof, von dem aus die Eisenbahnlinie Lima-La Oroya, auch bekannt als Ferrocarril Central Andino, fuhr, wurde ab 1890 im Beaux-Arts-Stil (Historismus) errichtet. Heute befinden sich darin Ausstellungsräume sowie das Haus der Peruanischen Literatur. Von April bis November wird die Eisenbahnstrecke noch zweimal im Monat von einem Touristenzug befahren.

Einen Besuch wert ist die Iglesia y Convento de San Francisco. Ihre barocke Fassade ist kombiniert mit limeño (aus Lima stammend, typisch für Lima) Elementen, wie dem aufwändigen Steinrelief-Dekor, dass die Eingangstür schmückt. Ende des 16. Jahrhunderts erbaut ist dies eines der wenigen Gebäude, die zahlreiche Erdbeben, von denen die Stadt regelmäßig erschüttert wurde, weitestgehend unversehrt überstanden hat.

Der Bereich des Klosters kann allerdings nur mit einer geführten Tour besucht werden, die regelmäßig in verschiedenen Sprachen stattfindet, und man darf leider keine Fotos machen. Das ehemalige Franziskanerkloster verfügt über gut erhaltene Kreuzgänge mit einigen bedeutenden Darstellungen von Franz von Assisi, angeordnet rund um einen großen Innenhof. Die Wände sind ausgekleidet mit Azulejos, speziellen, farbig gemusterten Fliesen. Die beeindruckende Bibliothek in dunklem Holz und mit einigen wichtigen Handschriften des Klosters sowie zahlreichen alten Büchern aus verschiedenen Themenbereichen befindet sich leider in einem etwas traurigen Zustand.

Vor allem die unterirdischen Katakomben mit dem alten Friedhof der Stadt, der noch bis 1810 als solcher genutzt und im 20. Jahrhundert freigelegt wurde, sind etwas bedrückend, aber sehenswert. Es überkommt einen leicht ein kleiner Schauer, wenn man sich vorstellt, dass dort unten bis zu 25.000 Personen in Einzel- und Massengräbern beerdigt wurden. 

Neues lernen und einen besonderen Stein entdecken

Dass Lima eine Stadt am Fluss ist, ist wohl kaum einem Besucher bewusst. Die Puente de Piedra (Steinbrücke) führt aus der Altstadt hinüber in den Stadtteil Rímac, benannt nach dem gleichnamigen Fluss Río Rímac. Er speist sich aus Gletscherwasser und bewässert damit nicht nur die Küstenwüste rund um die Hauptstadt, sondern dient auch als Grundlage für die Trinkwasserversorgung in der Stadt. Wasserkraftwerke gewinnen Elektrizität, durch die Lima mit einem Großteil des benötigten Stromes versorgt werden kann. In Quechua bedeutet rimaq „Sprecher“ oder „Orakel“. Denn das laute Donnern des Wassers über die Steine sahen die Indigenen als eine Art göttliche Verkündung an. Der Río Rímac entspringt in Cordillera mitten in den Anden und mündet nach rund 170 Kilometern schließlich im pazifischen Ozean.

An der Uferpromenade, der Alameda Chabuca Granda, auf der Seite des historischen Zentrums, tummeln sich Straßenhändler vor Ständen mit Kunsthandwerk und Souvenirs. Die erste Häuserreihe ist voll mit Cafés und Restaurants, die Touristen mit besonderen Angeboten auf ihre Balkone locken wollen.

Begonnen wurde die Pasaje Santa Rosa als Anfangspunkt der großen Avenida Santa Rosa am Plaza de Armas, diese wurde jedoch nie fertig gestellt. Heute gibt es in der kleinen Passage, die eher ein Platz ist, etwas Besonderes zu entdecken: das Monumento a Taulichusco. Es wurde 1985 in Erinnerung an Taulichusco El Viejo (den Älteren) errichtet, den letzten Anführer (curaca) der Inka in der Region von Lima, bevor 1535 die Spanier einfielen. Er wehrte sich nicht, sondern ergab sich ihnen, um sein Volk zu schützen. Als die Spanier jedoch die Würde seiner Leute nicht respektierten, kam es zu blutigen Auseinandersetzungen und Taulichusco wurde ermordet. Der riesige Basaltstein aus den Anden soll an das reiche kulturelle Vermächtnis der indigenen Völker erinnern.

Nur eine Ecke weiter steht die Basílica y Convento de Santo Domingo. Hier wurde im 16. Jahrhundert die Universidad de San Marcos gegründet, offiziell die erste Universität Perus und die älteste auf dem Südamerikanischen Kontinent. Unbedingt den prächtigen Hauptaltar anschauen und eine Blick hoch in die Kuppel werfen.

Pasaje del Correo Central de Lima
Jirón Camana 157 (Eingang)
Lima 15001

Am Eingang findet man nicht nur die Peruanische Post, sondern innen auch eine Vielzahl an Souvenirständen, an denen man direkt die zugehörigen Postkarten erwerben kann. In der Passage lohnt sich ein Blick nach oben auf die historischen Fassaden und das gewölbte Glasdach. Wer günstig zu Mittag essen möchte, der sucht sich eines der kleinen Lokale am anderen Ende der Passage aus. Sie wirken wenig einladend, das Essen ist aber gut.

Sich von Kunst und Kultur inspirieren lassen

Je mehr man sieht von der Stadt, desto spannender und vielseitiger wird das Bild, das sich abzeichnet. Lima verfügt über historische Bauten, moderne Einkaufsstraßen, aber auch eine nette Anzahl an Museen, in denen – nicht nur, aber viel – peruanische Kunst und Kultur ausgestellt ist. Einige davon sind im historischen Zentrum, mehrere weiter südlich davon.

Geht man die Jirón de la Unión, heute Fußgängerzone und eine der größten Shoppingstraßen Limas, lässt sich die Pracht des einstigen aristokratischen Boulevards noch erahnen: Aufwändige Stuckarbeiten und kleine Balkone zieren die Fassaden.

Auf dieser Straße befindet sich auch die Iglesia de Nuestra Señora de la Merced. Die Kirche wurde 1535 vom Bruder Miguel de Orenes, auch Arcángel (Erzengel) San Miguel genannt, erbaut. Ihre Fassade schmückt ein ähnlich beeindruckendes Portal, wie die der Iglesia de San Francisco, mit der Virgen de las Mercedes (in der Marienverehrung die Jungfrau Maria) als zentralem Objekt.

Vom Plaza San Martín aus lohnt sich ein kurzer Abstecher zur blauweißen Iglesia de La Recoleta, bevor es auf der Jirón de la Unión weiter Richtung Avenida Paseo Colón geht. Im Palacio de la Exposición, ist das Museo de Arte de Lima (Museum für Kunst, kurz MALI) untergebracht. Das eklektische Gebäude steht mitten im Parque de la Exposicíon, der 1872 im Rahmen der Weltausstellung in Lima angelegt wurde. Seit 1973 gilt es als kulturelles Nationalerbe.

MALI – Museo de Arte de Lima
Parque de la Exposición, Paseo Colon 125
Distrito de Lima Lima 1
Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 19.00 Uhr, Samstag nur bis 17.00 Uhr (Eintritt: S/.30 // Studenten S/.15)

Die permanente Ausstellung des MALI umfasst peruanische Kunstwerke aus allen Epochen des Landes, angefangen bei den indigenen Völkern, über die Einflüsse der Spanier, bis hin zu heutiger, moderner Kunst. Wechselnde Ausstellungen komplettieren das Museum. Am ersten Freitag jeden Monats ist für alle von 17.00 bis 22.00 Uhr freier Eintritt.

Die Skyline entlang der Küste betrachten

Um einen besonderen Blick auf Lima und seine Küste zu werfen, kann man einen Bus in den Stadtteil Chorrillos nehmen und dort bis zum Mirador La Herradura auf dem Morro Solar hinauffahren oder -laufen.  Wer gut zu Fuß ist kann auch von Miraflores aus immer der Küste Richtung Süden folgen, durch Barranco und über den Circuito de Playas spazieren.

Oben befinden sich auch das Santuario Virgen del Morro (kleine Kapelle) und das riesige, abends beleuchtete und daher weithin sichtbare Cruz del Papa (Kreuz des Vaters), sowie ein kleines Planetarium. Der Aufstieg lohnt sich, denn die Sicht auf die Skyline von Lima ist spektakulär – wenn auch leider meistens etwas bedeckt.

Man sieht hier, dass die Stadt auch andere Seiten, abseits von der Altstadt und wohlbetuchten Viertelen, wie Miraflores, hat. Hier sind die Häuser einfach, teilweise provisorisch an den Hang gebaut und es wirkt deutlich ärmer. Ein bisschen Vorsicht ist geboten und man sollte sich am besten im Hellen in der Gegend aufhalten.

Planetario Morro Solar
Cima del Morro Solar, Chorrillos
Öffnet nur sonntags um 11.30 Uhr, unbedingt früh genug da sein (Eintritt: S/.10)

Das kleine Planetarium auf dem Morro Solar war das erste astronomische Beobachtungszentrum in Peru. Seit 2010 verfügt es über ein System für Digitalprojektion, was es zu einem der modernsten des Landes macht. Für europäische Verhältnisse ist es das sicher nicht, aber wenn man sonntags einen Besuch plant, sollte man es nicht verpassen. Neben einer etwa 30-minütigen Vorführung (nur auf Spanisch) gibt es unten eine kleine thematische Ausstellung.

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