La Paz – Die heimliche Hauptstadt Boliviens

Offiziell ist sie es zwar nicht, aber die 1,5-Millionen-Einwohnermetropole La Paz ist irgendwie doch die Hauptstadt Boliviens. Die einzelnen Viertel liegen in 3.200 bis 4.095 Metern Höhe  – damit kommt die Stadt auf einen Höhenunterschied von rund 900 Metern – und gilt daher als höchstgelegenster Regierungssitz der Welt. Das ganz oben angesiedelte El Alto ist mittlerweile allerdings kein Stadtteil mehr von La Paz, sondern eine eigenständige Stadt mit mehr als 800.000 Einwohnern.

Auf die umliegenden Hügel schweben

Unübersichtlich und dicht besiedelt wirkt das steile Tal, auch wenn La Paz verhältnismäßig wenig Einwohner für eine südamerikanische Metropole hat. Das (touristische) Zentrum liegt unten, von den Bergen ringsherum hat man eine grandiose Aussicht auf die Stadt. Was liegt da näher, als die Stadt von oben zu betrachten? Hinauf bringen einen sogenannte Teleféricos, Seilbahnen, die teilweise sogar mehrere Stationen haben. Denn die topografische Lage der Stadt machen Autoverkehr schwierig, eine U-Bahn unmöglich (unter der Stadt fließen zahlreiche Flüsse) und lange Staus wahrscheinlich. Daher sind die Seilbahnen in La Paz mittlerweile zu einem sehr wichtigen Verkehrsmittel geworden. 3 Linien gibt es schon, eine Erweiterung des Netzes auf insgesamt 15 ist in den nächsten Jahren geplant.

Ein Ausflug ins höchstgelegene El Alto auf 4.095 Metern ist übrigens am Sonntag (oder Donnerstag) besonders lohnenswert, denn dann findet dort ein kilometerlanger Flohmarkt statt. Steigt man aus der Seilbahn, stolpert man quasi mitten hinein. 

Von Hygieneartikeln über sämtliche Haushaltswaren, Elektroartikel und Autozubehör bis hin zu Lebensmitteln bekommt man einfach alles. Man bewegt sich hier unter Einheimischen, sieht nur ab und zu mal ein paar Touristen zwischen den Ständen. Ein wenig Vorsicht in Bezug auf Wertsachen ist hier angebracht, aber das gilt für alle gleichermaßen.

Schlemmen auf dem Mercado 16 de Julio

Auch für Augen und Magen sind auf dem Markt viele Leckereien geboten. Durch die herzhaften und süßen Snacks, meist für nur einige Bolivianos, sollte man sich in aller Ruhe probieren!

In El Alto sind die meisten indigenen Aymara zu Hause, die schon immer auf dem Altiplano der Anden gelebt haben. Sie haben eine ganz eigene Lebensweise, einen eigenen Glauben, Traditionen und Kultur. Der schroffe, steile Abhang, der dieses (ehemalige) Viertel von La Paz trennt, ist dadurch irgendwie auch symbolisch.

Der Parque Urbano Central (im Stadtzentrum) sieht auf dem Stadtplan übrigens viel grüner aus, als er ist und lohnt einen Besuch und den Aufstieg eher weniger. Besser erklimmt man den etwas höher gelegenen Mirador Killi Killi und genießt von dort aus den Ausblick auf das Häusermeer. Im Süden wacht majestätisch der 6.439 Meter hohe Illimani mit seinen drei schneebedeckten Gipfeln über die Stadt. Der zweithöchste Berg Boliviens ist Teil der Cordillera Real, die zu den regionalen Anden gehört.

Einfach einkaufen und lecker essen

Ein weiteres Phänomen offenbart sich, sobald man mehrere Tage in der Stadt verbringt: in Bolivien gibt es kaum Supermärkte. Im gesamten Stadtraum von La Paz findet man gerade einmal neun Stück – gesehen haben wir keinen. Alles wird in kleinen und großen Mercados oder eben auf der Straße gekauft.

So kommt man in das Vergnügen, täglich den größten Open-Air-Markt der Stadt in der Calle Illampu mit seinen bunten Ständen zu besichtigen. Am Wochenende ist er am schönsten und auch am vollsten. Hier sitzen die Frauen, Cholitas genannt, und verkaufen Obst und Gemüse sowie Gebäck, Blumen und Haushaltswaren. Unerwarteterweise sind diese Frauen oft ziemlich reich ­­– gut zu erkennen an ihren Goldzähnen und ihrem fülligen Körperumfang – und arbeiten aus Gewohnheit und gutem Ton. Denn in Bolivien ist es nicht angesehen, keiner Arbeit nachzugehen.

Jede Familie in La Paz hat ihre eigene Cholita, die über Generationen hinweg „weitervererbt“ wird. Mit einem freundlichen „Yapa, Casera“ bekommt man übrigens häufig noch einen kleinen Nachschlag bzw. ein kleines Extra mit auf den Weg. Vorausgesetzt, man hat zuvor nicht bereits gehandelt.

Zum Mittagessen oder wenn man einen frischen Fruchtsaft trinken möchte, geht man am besten in den Mercado Lanza, direkt am Plaza Mayor, bei der Iglesia de San Francisco. Auf mehreren Etagen gibt es unzählige kleine Ladenlokale, die zwar in einem Gang alle das Gleiche verkaufen, aber nicht immer zur selben Zeit geöffnet sind. Daher fällt die Auswahl nicht ganz so schwer. Man sollte die Gelegenheit nutzen und eine Sopa de Maní (Erdnusssuppe, meist im Tagesmenü), ein leckeres Palta-Sandwich (Avocado) und einen der gigantischen Fruchtsäfte probieren. Auch ein süßer Genuss ist ein Ensalada de Frutas (Obstsalat), der hier mit reichlich Joghurt, Eiscreme & Sahne daherkommt.

An Straßenständen bekommt man Api (warmes, süßes Getränk auf Maisbasis) mit Pastel de Queso zu essen. Dieses in heißem Fett gebackene, oft mit Käse gefüllte Gebäck schmeckt super und sättigt eine Weile – obendrauf gehört übrigens unbedingt Puderzucker!

Man sollte es sich nicht entgehen lassen, dass Nationalgetränk des Landes zu probieren: Chuflay. Es wird auf Basis von Singani, einem typisch bolivianischen Traubenschnaps, gemischt und ist fast in jeder Bar und jedem Restaurant erhältlich. Serviert wird Chuflay in einem eisgefüllten Longdrinkglas mit etwas Limettensaft. Aufgefüllt wird je nach Geschmack mit Ginger Ale, 7-Up oder Sprite.

Der Name soll übrigens von den britischen Eisenbahnbauern stammen, die im 19. Jahrhundert in Bolivien arbeiteten. Sie nannten den Traubenschnaps der so schnell betrunken macht „Short Fly“, woraus mit der Zeit Chuflay wurde.

La Luna Pub Music Bar
Calle Oruro #197, Ecke Calle Murillo
täglich ab 18.00 Uhr geöffnet

Das La Luna ist einer der ältesten Pubs in La Paz, es gibt ihn schon seit über 25 Jahren. Wenn nicht hier, wo sonst kann man einen guten Chuflay probieren? Die Besitzerin (Martha) und auch der Barkeeper (Alfredo) sind gerne für einen kleinen Plausch – auf Spanisch und Englisch – mit den Gästen zu haben und sorgen für Wohlfühlambiente. Am Wochenende gibt es abends oft Livemusik.

Das interessant aussehende, sehr süße Getränk „Mocochinchi“ mit dem getrockneten Pfirsich am Boden hat hingegen einen ziemlich eigenartigen, gewöhnungsbedürftigen Geschmack… Man bekommt es an vielen Ständen und wer sich traut, sollte mal einen probieren, denn sie kosten immer nur wenige Bolivianos.

Wer nicht auf die Schnelle bzw. auf der Straße essen möchte, der sollte in La Paz ebenfalls fündig werden. Neben zahlreichen Einheimischenlokalen, in denen man mittags für 10 bis 15 Bolivianos ein ordentliches Almuerzo (Mittagsmenü, inklusive Getränk) bekommt, ist die Auswahl an nationaler und internationaler Küche groß. Ein paar Tipps:

La Cueva
Calle Tarija #210 `B`

Im La Cueva bekommt man gute mexikanische Küche in großen Portionen und zu fairen Preisen. Das Ambiente ist etwas skurril, aber sympathisch. Die Bedienung ist nett und es geht äußerst schnell. Zum Essen bestellt man zu zweit am besten eine 1L-Flasche Bier, das ist immer am günstigsten. Unbedingt das Tagesangebot beachten.

El Principe
Calle Illampu #834

Neben Humus, Falafel, Kebab, Schawarma und Baklava werden hier allerlei authentische libanesische Gerichte und gemischte Teller serviert. Dazu gibt es leckeres Brot und bolivianisches Bier. In der Etage darunter ist übrigens ein Tattoostudio, also nicht vom wenig einladenden Eingang bzw. Flur irritieren lassen.

Café del Mundo
Calle Sagarnaga 324
täglich von 6.30 bis 22.00 Uhr geöffnet

Wer eine gute Tasse Kaffee und einen fluffigen Pancake mit frischen Früchten haben möchte, der ist hier richtig! Die Preise sind zwar nicht ganz günstig, aber ein Frühstück – wird den ganzen Tag serviert – kann man sich gut als kleinen Nachmittagssnack teilen. Das Ambiente ist modern und nordisch (so wie die Besitzerin), lockt daher aber auch eher Touristen als Einheimische an.

Die moderne Stadt und ihre Geschichte entdecken

Obwohl wir sogar einige Tage in La Paz waren, haben wir es leider nicht geschafft, eines der Museen zu besuchen, die die Stadt zu bieten hat… Sehenswert soll vor allem die Iglesia de San Francisco mit ihrem Museum (sonntags und an Feiertagen geschlossen) und den unterirdischen Katakomben. Ihre Barockarchitektur verbindet den spanischen Kolonialstil mit einigen indigenen Elementen, die vor allem rund um das Kirchenportal sichtbar sind.

Auch den mehreren kleinen Museen in der Calle Jaén kann man einen Besuch abstatten. Sie gilt als die schönste Kolonialstraße der Stadt. Erbaut im 18. Jahrhundert, findet man dort heute auch viele kleine Läden für Kunsthandwerk, Bars und Restaurants.

Um die Straße selbst ranken sich viele Geschichten und Legenden. Man erzählt sich bis heute von mysteriösen Geräuschen und fantastischen Gestalten bei Nacht. Über einige wurde auch in historischen Dokumenten und Büchern berichtet. Das große Cruz Verde (grünes Kreuz) an der Ecke der Calle Jaén jedenfalls wurde während der Kolonialzeit von den katholisch gläubigen Bewohnern angebracht, um die Geister der Nachbarschaft zu verjagen. In dem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert ist heute das Museo de Instrumentos Musicales untergebracht.

Viele Hausfassaden in La Paz sind verziert oder mit Schriftzügen versehen. Nur wenige Wände, Straßen und Türen sind den Spraydosen der jungen Generation in den letzten Jahren entgangen. Tags, bunte Murals und politische Botschaften sind überall zu finden. Dieses Phänomen ist nicht einzigartig in La Paz, sondern mittlerweile in fast jeder südamerikanischen Großstadt normal. Hier manifestiert sich die soziale, kulturelle und politische Situation und Revolution des vergangenen Jahrzehnts. Die Wände sprechen für die Menschen. Ihre bunten, kräftigen Farben machen die Straßen der Stadt auch ein Stück weit lebendiger und fröhlicher. Die Message allerdings regt zum Nachdenken an.

Muzungu B&B Backpacker Hostel
Calle Illampu / Ecke Calle Santa Cruz #441

Das Hostel befindet sich wirklich mitten im Zentrum, direkt neben dem Hexenmarkt. Das Personal ist nett und spricht zum Teil sogar Englisch. Von der Dachterrasse hat man eine sensationelle Aussicht auf La Paz! Dort bekommt man am ersten Tag auch ein Willkommensgetränk und morgens wird das wirklich recht gute Frühstück serviert. Der Service ist gut, die geteilten Badezimmer waren sauber und die Gepäckaufbewahrung am Abreisetag war ebenfalls kostenlos. Einziges Manko: Die Betten sind ein wenig durchgelegen und alle Zimmer liegen leider zur Straße raus und sind aufgrund der Einfachverglasung eher laut… Aber das Preis-Leistungsverhältnis stimmt hier ebenso wie das Hostel-Ambiente.

Eine Vielzahl an Kuriositäten erleben

Am Plaza Murillo, wo der Palacio de Gobierno (Regierungspalast, umgangssprachlich auch Palacio Quemado genannt), La Catedral Metropolitana Nuestra Señora de La Paz (die Kathedrale Unserer Lieben Frau von La Paz) und das Palacio Legislativo (Gerichtsgebäude, hier tagt der Kongress) stehen, wirkt nur auf den ersten Blick alles normal. Schaut man sich die Uhr am Kongressgebäude näher an, bemerkt man einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied: Sie läuft gegen den Uhrzeigersinn. Im Sommer 2014 beschloss nämlich die bolivianische Regierung über Nacht, dass im Land die Uhren künftig andersherum laufen sollen. Denn so teilten die Einwohner Boliviens vor der Kolonialisierung ihre Zeit ein und darüber hinaus befände man sich auf der Südhalbkugel der Erde. Niemand sonst hält sich daran, aber wem die Idee gefällt, der sollte an einem der Souvenirstände in La Paz sicher fündig werden und eine solche Uhr mit besonderer Zeiteinteilung finden.

Ein vermummter Schuhputzer am Plaza Murillo, wie sie überall in der Stadt zu finden sind. Sie führen oft zwei Leben, bzw. verdienen auf diese Weise ihren Lebensunterhalt und möchten daher nicht erkannt werden.

Doch nicht nur am Plaza Murillo ticken die Uhren anders. In der berühmt-berüchtigten Gefängnisstadt San Pedro (am Plaza San Pedro) existiert eine bizarre Parallelwelt. Dort gibt es keine Wärter und keine Regeln, die Häftlinge bestimmen selbst. Neuankömmlinge müssen ihre Zelle selbst anmieten und monatlich dafür bezahlen. Je nach Budget gibt es in acht Sektoren von überfüllten, engen Mehrpersonenzellen bis hin zum mehrstöckigen Luxusapartment, das zwischen 1.000 und 5.000 US-Dollar Miete im Monat kostet, alles. Drogen sind an der Tagesordnung. Angeblich soll es im Gefängnis das reinste Kokain des Landes geben, denn es wird direkt im Gefängnis hergestellt. Blankes Elend, extreme Gewalt, Korruption und Selbstjustiz prägen drinnen den täglichen Überlebenskampf. Wer kann, baut sich etwas auf, betreibt in seiner Zelle einen Laden oder ein kleines Restaurant. Jeder muss sein Geld selbst verdienen, Kleidung, Essen und Strom bezahlen. Über 2000 Insassen hat das Gefängnis, obwohl es ursprünglich nur für 300 ausgelegt war. Viele leben sogar mit ihrer Familie in San Pedro, der Kontakt nach außen ist rege. Die Regierung will oder kann die Kontrolle über das Gefängnisinnere (bisher) nicht wiedererlangen.

Ein ganz besonderer Ort ist auch der Mercado de las Brujas oder auch Mercado de la Hechicería (Hexenmarkt) von La Paz. Nicht nur der eindringliche Geruch bleibt in Erinnerung. An jedem Stand hängen mehrere getrocknete Lamaföten, mit und ohne Fell. Denn wer in Bolivien ein Gebäude errichtet, der sollte eines als Opfergabe an die Pachamama (Mutter Erde) Fötus einmauern. Bei Hochhäusern soll so ein Lamafötus jedoch nicht ausreichend sein und man erzählt sich, dass im Fundament jedes (sehr) hohen Bauwerkes in La Paz ein oder mehrere Menschenopfer liegen. Dies sind – so erzählt man sich, bestätigen will das aber niemand – meist Obdachlose, die keiner vermisst. Gruselige Vorstellung, die einen das Geschäftsviertel und die Brückenpfeiler La Pazs mit andern Augen betrachten lässt…

Filmtipp
El cemeterio de los elefantes (Elephant Cemetery)“, basierend auf dem autobiografischen Buch „Borracho estaba pero me acuerdo — Memorias de Victor Hugo“ (2002) vom bolivianischen Autor Víctor Hugo Viscarra.

Neben weiteren Opfergaben, Kultobjekten und Kuriositäten kann man auf dem Hexenmarkt auch eine Vielzahl von Kräuern, Pulvern und Hausmitteln erwerben, die ganz bestimmt gegen irgendetwas helfen oder etwas Bestimmtes herbeiführen. Unter anderem gibt es Polvo Sígueme Sígueme, sogenanntes „Follow-me-Pulver“ zu kaufen, welches einem ganz sicher zur Liebe des Schwarms verhelfen soll. Dazu eine kleine Menge in den Nacken des oder der Angebeteten pusten und schon beginnt die Verliebtheit. Wenn das tatsächlich so einfach wäre!

Red Cap City Walking Tour
Treffpunkt: Plaza San Pedro
täglich um 11.00 & 14.00 Uhr

Über die oben beschriebenen Sonderbarkeiten und den Rest der Stadt erfährt man mehr auf einer der etwas 2,5-stündigen Stadtrundgänge. Leider ist es mittlerweile keine Free Walking Tour mehr, es gibt einen Mindestbeitrag von 20 Bolivianos. Die – und noch ein bisschen mehr – ist die Tour aber definitiv wert.

Den Día de los Muertos erleben

Bunte Ketten aus Pasancallas (eine Art buntes Popcorn) schmücken den Altar, Caña (Zuckerrohr) soll als Gehstock den Rückweg ins Jenseits erleichtern.

Wer Glück hat, der ist kurz vor bzw. am 1. oder 2. November in La Paz bzw. Bolivien. Denn in der Zeit wird jedes Jahr der Día de los Muertos (Tag der Toten) gefeiert. Und „Feier“ trifft es in diesem Fall wirklich ganz gut, denn es ist kein stiller Trauertag. Friedhöfe in Bolivien, eigentlich in ganz Südamerika, sind anders: sie wirken wie eigene kleine Städte mit tausenden Schaufenstern. Die Angehörigen der (in diesem oder in den Jahren zuvor) Verstorbenen versammeln sich an den Gräbern, die extra besonders bunt und liebevoll geschmückt wurden, beten und singen für sie und mit ihnen. Denn an diesen Tagen, so glauben sie, kommen die Seelen der Toten noch einmal hinab auf die Erde, um unter ihren Lieben zu sein.

An vielen Orten in der Stadt werden außerdem kleine oder große Altäre aufgebaut, die reich geschmückt sind mit Früchten, Gebäck, Tantawawas (Brote mit einem kleinen Gesicht aus Porzellan, um den Verstorbenen zu repräsentieren), Blumen, Lieblingsspeisen und besonderen Gegenständen sowie vielen anderen Dingen.

Ein besonderer Altar beim Mexikaner mit Nachos, Bier und einer kleinen Band.

Einen Blick „hinter die Kulissen“ werfen

La Paz ist laut und dreckig an der einen Ecke, dann wieder gemütlich und von vielen internationalen Lokalen und Hostels sehr multikulturell geprägt. Die Atmosphäre der Stadt ist absolut einzigartig und repräsentiert anschaulichen einen Querschnitt durch die bolivianische Gesellschaft. Das Land hat eine komplexe Geschichte. Sie ist geprägt von über 6.000 Jahren Tradition der indigenen Völker und der Zeit während und nach der spanischen Eroberung sowie eine aktuell steigende Immigrationsrate. Offiziell wird Bolivien übrigens mittlerweile als Estado Plurinacional de Bolivia bezeichnet. Denn in dem Land werden immer noch bis zu 50 verschiedene Sprachen gesprochen, darunter ­– neben Spanisch – Quechua, Aymara und Guaraní. Man merkt schnell: Hier treffen Welten aufeinander!

Ob man in der Stadt oder auf dem Land lebt, welche Hautfarbe und welchen sozialen Status man hat, bestimmt in Bolivien (leider) immer noch das Leben und macht das Land zu einer Art Schichtgesellschaft. Aus dieser sozialen Ungleichheit gibt es für viele der hart arbeitenden Bewohner kein Entkommen – trotz zahlreicher Förderprogramme durch die Regierung in den letzten Jahren. Wenn man bedenkt, wie viele der rund 10 Millionen Einwohner täglich um ihr (Über-)Leben kämpfen, verzeiht man ihnen schon fast, dass sie Ausländern bzw. Touristen gegenüber häufig nicht allzu freundlich sind.

Kommt man in den frühen Morgenstunden in der Stadt an, kann man auf den Straßen die Müllsammler beobachten, tagsüber sind einige Ecken von schmutzigen Bettlern geprägt. Doch ansonsten bleibt man als Besucher weitestgehend unberührt vom harten Leben vieler.

Die Warnungen vor Express-Kidnapping, Überfällen, falschen Polizisten und Taxifahrern sollte man zwar ernst nehmen und diesbezüglich ein paar Regeln beachten, aber man darf sich davon nicht den Spaß an der Erkundung der Stadt nehmen lassen. Nicht vergessen: es trifft längst nicht nur Touristen.

Die hohe Kriminalitätsrate im touristisch geprägten La Paz resultiert nicht zuletzt daraus, dass hier die Extreme Armut und Reichtum so nah beieinanderliegen. Leider herrscht deswegen nicht unbedingt Solidarität im Land, sondern ­ganz im Gegenteil oft eher eine gewisse Ignoranz und Ellbogenmentalität. Jeder ist sich selbst der Nächste.

Hoffentlich schaffen es die Bolivianer, daran in den kommenden Jahren gemeinsam etwas zu ändern. Denn dieses Land hat so viel zu bieten – von natürlichen Rohstoffen bis hin zu den unterschiedlichsten Naturräumen, Pflanzen- und Tierarten – und so viel Potenzial, etwas (mehr) aus sich zu machen. 

2 Kommentare bei „La Paz – Die heimliche Hauptstadt Boliviens“

  1. Beeindruckend aber auch beängstigend

  2. Meine absolute Lieblingsstadt 🙂

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