El Chaltén – Vier tolle Wanderrouten und Blicke auf beeindruckende Felsmassive

Der kleine, gemütliche und etwas abgelegene Ort El Chaltén ist der ideale Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen im vielseitigen Parque Naciónal Los Glaciares (mehr dazu). Er liegt im Schatten der berühmten Gipfel Cerro Torre und Cerro Fitz Roy, die man an wolkenfreien Tagen bereits vom Tal aus erspähen kann.

Es gibt in El Chaltén diverse Souvenir- und Outdoorläden, einige Restaurants und Bars sowie mehrere kleine Supermärkte mit überschaubarem, für einige Tage aber durchaus ausreichendem Sortiment. Natürlich ist in dem touristischen Ort alles etwas teurer.

B&B Burger Joint
Avenida San Martin 351El Chalten

Was gibt es besseres nach einer langen Wanderung als ein leckeres, kühles Bier? Im B&B kann man heimisches “Esquél” auf der Terrasse zusammen mit einem Snack – oder falls man doch mal keine Lust zum Kochen hat auch einem Burger – genießen. Am besten zur Beer Happy Hour (17.00 bis 20.00 Uhr) kommen, dann sind die Preise wirklich gut für El Chalten. 

Mathilda
Avenida San Martin, El Chalten

In diesem sympathischen kleinen Café gibt es leckeren Kaffee und gute, frische Kuchen. Man kann an mehreren Tischen drinnen oder auch draußen (in der Hängematte) sitzen, wenn denn die Sonne scheint. Außerdem ist das Wifi besser als anderswo. Also auch ein nettes Plätzchen zum Arbeiten oder für die weitere Reiseplanung. 

Sich auf Wanderungen vorbereiten

Ein schönes Centro de Visitantes (Besucherzentrum des Nationalparks) direkt am Ortseingang bietet Kartenmaterial sowie umfangreiche und vor allem aktuelle Wetter- und Wegeinfos für die gesamte Umgebung und gibt einen Einblick in die heimische Flora und Fauna.

Das Wetter im auf 410 Meter gelegenen El Chaltén ändert sich schnell, daher lohnt sich eine Wanderung meist auch an leicht bedeckten Tagen, denn es kann immer besser werden und unter all dem Nebel die Sonne zum Vorschein kommen.

Das Klima in der Region ist leider generell von viel Regen, vielen Stürmen und entsprechend wenigen Sonnenstunden geprägt. Im Sommer (etwa Dezember bis Februar) bleibt es allerdings sehr lange hell. Und die allgemein kühlen und gemäßigten Temperaturen sind zum Wandern ideal. Wir haben (Anfang Dezember) viel Glück gehabt und sogar zwei recht sonnige Tage in El Chaltén erwischt.

Vier unterschiedlich lange und schwere, aber jeweils sehr gut ausgezeichnete Wanderrouten mit tollen Ausblicken sind wir an vier Tagen in El Chaltén gelaufen:

#1 – Miradores de los Cóndores & de las Aguilas

einfach – 5 Kilometer (Rundweg), 1,5-2 Stunden

Die beiden nicht weit vom Ort entfernten Miradores (Aussichtspunkte) bieten tolle Ausblicke auf El Chaltén und die dahinterliegende Bergkette. Die zackigen Granitberge verstecken sich gerne unter einer leichten Wolkendecke, nach der sogar der Ort benannt ist. Denn der Gipfel Fitz Roy hieß bei den heimischen Tehuelche-Indianern immer nur El Chaltén, was in ihrer Sprache so viel bedeutet wie „Rauchender Berg“. Diese Beschreibung bezog sich nicht etwa auf vulkanische Aktivitäten, sondern tatsächlich auf stetig an der Bergspitze sichtbare Wolken.

Vom etwas höheren Mirador de las Aguilas schaut man im Süden auf die Bucht Bahía Tunel und den See Lago Viedma

Bunte Holztafeln informieren über die Pflanzen- und Tierarten, die die Hügel bewohnen und stellen auch das beliebteste Fotomotiv der Gegend vor: den Andenkondor.

Die eleganten Tiere kann man mit etwas Glück dabei beobachten, wie sie hoch oben ihre Kreise ziehen und sich dabei immer weiter in die Lüfte schrauben. Sie sind gut zu erkennen an ihren weißen, aufgespreizten Flügelspitzen.

Der Startpunkt für beide Wandertouren (je 45-60 Minuten), die man gut verbinden kann, befindet sich direkt am Nationalparkzentrum.

#2 – Laguna de los Tres & Mirador del Torre

mittel bis schwer – über 24 Kilometer, mind. 8 Stunden (Tagestour)

Wir haben die bereits sehr anspruchsvolle und wohl beliebteste Tour zur Laguna de los Tres (ca. 10 Kilometer einfache Strecke) mit einem langen Schlenker vorbei an den beiden Lagunas Madre y Hija (8 Kilometer) und dem Rückweg über den Mirador del Torre (ca. 6 Kilometer) verbunden. Eine total verrückte, ziemlich lange und anstrengende Tagestour inmitten wunderschöner Landschaften. Bei gutem Wetter absolut eine Empfehlung!

Rund 700 Höhenmeter gibt es auf dem Weg zur Laguna de los Tres zu überwinden. Das Wetter hat es gut mit uns gemeint und uns einen sonnigen Tag sowie einen (zumindest zeitweise) wolkenfreien Gipfel beschert.

Der mittelschwere Anstieg durch den Wald zieht sich über einige Kilometer hin und bietet viele Panoramapunkte und bereits verschiedenste Aussichten auf den Cerro Fitz Roy. Kurz vor dem steilsten Teil der Tour beginnt hinter dem Campamento Poicenot (Camping) eine flache Ebene, sobald man aus dem Wald heraustritt. Man quert mehrere kleine Flüsse und kommt an zahlreichen Mini-Seen vorbei.

Das Ziel des fast einstündigen und nicht ganz einfachen Aufstiegs, die türkisfarbene Laguna de los Tres, liegt auf 1.100 Metern Höhe direkt unter der steilen, glatten Ostwand des beeindruckenden, 3.405 Meter hohen Cerro Fitz Roy. Traum und Albtraum jedes Bergsteigers ­– der erste Blick jedenfalls ist überwältigend!

Auf dem Gipfel liegen Schnee und Eis und schaffen einen tollen Kontrast zum grauen Granitgestein. In beachtlicher Geschwindigkeit schieben sich weiße Wolkenmassen um ihn herum. Vor dem blauen Himmel und wenn sich dann doch mal für einen Moment die Wolken an den Spitzen verziehen, wirkt das Panorama einfach gigantisch.

Der Aussichtspunkt bietet jedoch nicht nur einen tollen Blick auf das mächtigen Felsmassiv des Cerro Fitz Roy, sondern in das gesamte Tal und seine Seen. 

Auch die Nebenstrecken der beliebten Routen sind mitunter sehr schön. Die 8 Kilometer lange Verbindung zum Cerro Torre Trek führt uns an den Lagunas Madre y Hija vorbei, deren türkise Farbe ebenfalls vom Gletscherwasser stammt. Auf dieser Strecke begegnet man nur wenigen Wanderern, da sie nicht so stark frequentiert ist, wie die bekannten Routen.

Durch ein kleines, flaches Wäldchen zieht sich der Weg, bis man schließlich auf die Kreuzung zum Wanderweg Richtung Laguna Torre trifft. Tritt man dort aus dem Wald heraus, blickt man direkt auf die spitze, bisher nur von wenigen Bergsteigern tatsächlich bezwungene, da immerhin 3.102 Meter hohe Granitnadel des Cerro Torre (Bergturm) und seine Nachbargipfel. Dahinter neigt die Sonne sich zum Untergang – was für eine wunderschöne Belohnung nach der doch sehr anstrengenden und langen Wanderung.

Vom kurz darauf folgenden Mirador del Torre ist es noch knapp eine Stunde bis zum südlichen Orteingang und wir – bzw. unsere müden Füße – sind froh, dem Ziel endlich näher zu kommen. Trotzdem nehmen wir uns die Zeit, den Anblick noch einmal zu genießen. Am Ende ist die Natur doch immer wieder jede Mühe wert!

Zurück in El Chaitén (wir sind dem linken Weg gefolgt und in der Ortsmitte herausgekommen) haben wir uns erstmal ein kühles Bier im “B&B” (siehe oben) als Belohnung gegönnt. 

#3 – Loma del Plieque Tumbado (Mirador)

mittel bis schwer – 20 Kilometer (ab Besucherzentrum), 5 Stunden (erweiterbar)

Wer sowohl den Ausblick auf den Cerro Fitz Roy, als auch auf den Cerro Torre genießen möchte, für den führt der Weg am besten zum Loma del Pliegue Tumbado. Die Tour ist gut markiert und auf den ersten Kilometern über Wiesen und durch den Wald zunächst einfach, bevor der steile und windige Anstieg zum Gipfel wartet.

Die Tour beginnt ebenfalls am Nationalparkzentrum, das direkt am Ortseingang von El Chaltén liegt. Zunächst folgt man den Hinweisschildern Richtung Laguna Toro, bis der Weg sich schließlich teilt und man sich rechts halten muss.

Nach einigen Kilometern in einem windgeschützten Wäldchen erreicht man ein weites, grünes Plateau mit bunten Blumen auf der Wiese. 

Dahinter verändert sich das Gelände und es beginnt ein recht steiniger Pfad Richtung Gipfel. Loma del Pliengue Tumbado ist genau genommen sogar eine Bergkette, die aus gleich drei runden Gipfeln (1.340, 1.420 und 1.550 Meter hoch) bestehen. Nördlich fließt der Río Fitz Roy und im Süden der Río Tunel.

Kommt einem nicht ein heftiger Wind in die Quere, bei dem man sich kaum auf den Beinen halten kann (uns hat es leider erwischt), gibt es wohl auf dem Weg auch tolle Versteinerungen zu entdecken…

Oben wird man jedoch in jedem Fall mit einem wunderschönen 360 Grad-Blick belohnt. Dank Wind war unser Panorama sogar fast wolkenlos. Hinter der Laguna Torre erhebt sich der Cerro Torre und rechts kann man auch den Cerro Fitz Roy noch einmal aus einer anderen Perspektive betrachten.

Um den höchsten der drei Gipfel des Loma del Pliengue Tumbado (1.550 Meter) zu erklimmen, muss man insgesamt 1.100 Meter ab dem Startpunkt überwinden. Uns war der Aufstieg bis ganz nach oben allerdings etwas zu gefährlich bei dem heftigen Wind…

Ein gemütlicher, sonniger Rückweg führt uns zurück zu unserem Ausgangspunkt. Die Wanderung zur Laguna Toro ist übrigens eine mindestens zweitägige Tour, die man nur mit entsprechendem Equipment und vorheriger Anmeldung im Besucherzentrum antreten sollte.

#4 – Chorillo del Salto

einfach – 6 Kilometer (Rundweg), max. 2 Stunden

Diese kurze, einfache Wanderung mit dem schönen Ziel (ohne viel mehr Sehenswertes drumherum) ist ideal für einen windigen Tag mit eher unbeständiger Wettervorhersage.

Um zum Wasserfall Chorrillo del Salto zu gelangen, wandert man vom nördlichen Ortsausgang zunächst eine Weile entlang der Ruta 41, die Richtung Lago del Desierto (soll auch eine schöne Wanderung sein) verläuft.

Die knapp 3 Kilometer lange Strecke ist einfach und führt durch ebenes Terrain und ein kleines Wäldchen. Große Steine am Fuße des Wasserfalls lassen einen bis auf wenige Meter an selbigen herankommen. Auch hier sollte man Ausschau halten nach dem König der Lüfte, dem eleganten Andenkondor.

 

Ein nur 500 Meter entfernter Parkplatz macht den Zugang noch einfacher, aber dann ist es natürlich auch keine richtige Wanderung mehr.

Reisetipps

Für ebenfalls mögliche Mehrtagestouren stehen einige kostenlose Campingmöglichkeiten zur Verfügung. Detaillierte Wanderkarten bekommt man im Centro de Visitantes (Besucherzentrum des Nationalparks) direkt am Ortseingang. Dort sollte man sich auch abmelden, wenn man sich auf eine längere Tour begibt. In der Hauptsaison ist es täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.

Ein Kommentar bei „El Chaltén – Vier tolle Wanderrouten und Blicke auf beeindruckende Felsmassive“

  1. Schön, sich an einem kalten grauen Wintertag in Deutschland eure tollen Fotos anzuschauen……danke dafür 🙂 !!

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