El Calafate – Einem Gletscher ganz nah kommen

Bereits wenn man nach El Calafate hineinfährt merkt man, dass dieses Städtchen nur wegen des Tourismus gewachsen ist. Und irgendwie dreht sich auch alles um die größte Attraktion, das nahgelegene ewige Eis bzw. den Gletscher Perito Moreno. 

Es gibt einige Agenturen für Touren in die Umgebung, viele teure Cafés und Restaurants, einen Kunsthandwerkermarkt, Outdoor-Läden und ein paar Attraktionen, wie eine Eisbar und ein neues Gletschererlebnismuseum namens Glaciarium. In der Stadt selbst kann man – außer viel Geld auszugeben – nicht sehr viel machen, außer die Natur drumherum zu erkunden.

Argentinien oder England – zu wem gehören sie nun, die Islas Malvinas (Falklandinseln)? Die Plazoleta Heroes de Malvinas, die den Gefallenen des Falklandkrieges von 1982 gewidmet ist, jedenfalls beansprucht die Inselgruppe im südlichen Atlantik – als eines von vielen Monumenten im Land – für Argentinien.

Besonders ist vor allem die Lage von El Calafate am größten See des Landes, dem Lago Argentino. Seine satte, türkis- bis dunkelblaue Farbe wirkt irgendwie unnatürlich. Diese entsteht jedoch, da er direkt vom Gletscher gespeist wird.

Auf den saftig grünen Wiesen am Seeufer des Lago Agentino tummeln sich neben Pferden und Flamingos auch wilde Gänse und andere Vögel.

Ein Vogelschutzgebiet erkunden

Direkt am See liegt das kleine, geschützte Sumpfgebiet Laguna Nimez in dessen zwei Lagunen unter anderem rosafarbene Flamingos leben. Heimische sowie exotische Strauch- und Baumarten wachsen zwischen den Dünen.

Auf einem ein bis maximal zwei Stunden dauernden, gut gekennzeichneten Rundweg kann man in dem vielseitigen Naturreservat eine Vielzahl weitere Vogelarten sehen.

Über einen echten Gletscher wandern

Rund 80 Kilometer westlich von El Calafate befindet sich der Parque Naciónal Los Glaciares. Dorthin fährt man durch die für Patagonien so typische Landschaft: eine wüstenartige Steppe in der es kaum Bäume und nur wenige, wetterresistente Pflanzen gibt. Richtung Nationalpark, auf der Península de Magallanes (Magallan-Halbinsel), wird es zunehmend grüner und bewaldeter.

Seit 1981 gehört der Parque Naciónal Los Glaciares zum UNESCO-Weltkulturerbe. Er beheimatet Steppe, Berge, Seen und Wälder sowie einen Teil der Anden, die hier an vielen Stellen von dicken Eisschichten und Schnee bedeckt sind. Neben einigen kleineren liegen auch drei große Gletscher (Perito Moreno, Upsala und Viedma) im Nationalpark. Das Schutzgebiet wiederum ist Teil des südlichsten Eisfeldes und des gleichzeitig größten Gletschergebietes auf der Südhalbkugel – abgesehen von der Antarktis –, dem Campo de Hielo Patagónico Sur. Es liegt auf der Grenze zwischen Chile und Argentinien.

Links der Straße im Nationalpark fließt ein breiter Flussarm mit Gletscherwasser, der aufgrund der vielen aufgewirbelten Sedimente – ganz im Gegenteil zum hübsch blauen Lago Argentino – eher grau und milchig-trüb wirkt. Im Wasser sieht man bereits einige größere Eisstücke schwimmen. Und plötzlich taucht zwischen den Bergen zum ersten Mal der weiße Gletscher auf – ziemlich beeindruckend!

Der rund 250 Quadratkilometer umfassende Glaciar Perito Moreno gehört zum Campo de Hielo Sur, dem größten Gletschergebiet der Anden, und liegt im Parque Naciónal Los Glaciares. Er ist einer der wenigen Gletscher weltweit, die als „stabil“ gelten. Das bedeutet, die Eismassen gehen nicht zurück, sondern er wächst sogar noch weiter nach vorne. Täglich sind es rund 60 Zentimeter im Zentrum, am äußersten Rand sogar bis zu 2 Meter.

Die als erstes angesteuerten Balcones bieten einen guten Blick auf die gigantischen Eismassen, die sich 55 bis 77 Meter hoch auftürmen. Und ein großer Teil des Gletschers liegt noch unter der Wasseroberfläche verborgen. Die tiefste Stelle auf der Seite des Brazo Rico (links, wenn man vor dem Gletscher steht) beträgt 110 Meter, im Canal de los Témpanos (rechts) sind es sogar 164 Meter.

Idealerweise hat man dort rund zwei Stunden Zeit, um alle Wege zu erkunden und Blicke aus möglichst vielen Perspektiven auf den Gletscher und die wunderschöne Umgebung zu werfen. Mit einer Tour – wie wir sie gemacht haben – bleibt einem aber meist nur gut eine Stunde, um das Naturschauspiel zu bewundern.

Manchmal krachen riesige Eisstücke ins Wasser, Sekunden später erst hört man das passende Geräusch. So weit sind die Eismassen dann doch noch von den Beobachtungsplattformen entfernt. Diesen Vorgang bezeichnet man auch als „kalben“ des Gletschers.

Auf 5 Kilometern Breite erstreckt sich die Eiszunge des Glaciar Perito Moreno 30 Kilometer lang zwischen den Bergen bis ins Wasser hinein. Mit dem Boot fährt man nur einige Meter entfernt an dem beeindruckenden weißen Koloss vorbei.

Wenige Minuten später werden wir an Land mit dem wichtigsten Accessoire für die bevorstehende Gletscherbegehung ausgestattet: Steigeisen. Ohne die hat man quasi keinen Halt auf den eisigen Flächen.

Bevor jedoch endgültig der spektakulärste Teil unserer Tagestour beginnt, müssen wir noch eine ganze Weile entlang der weißen Zunge über Geröll, an einem Wasserfall vorbei und durch einen kleinen Wald wandern.

Dann geht es endlich los. Wir betreten eine völlig andere Welt. Es knirscht seltsam unter den Füßen. Wohin man schaut ist es weiß: hügelige, glitzernde Eisflächen, nur unterbrochen von leuchtendblauen Spalten und Eishöhlen erstrecken sich vor unseren Augen. 

Viele Meter tiefe, trichterförmige Eislöcher, die zum Teil mit glasklarem Wasser gefüllt sind, faszinieren uns besonders. Ihr Spektrum von Türkis- bis Tiefblau ist beeindruckend, fast ein wenig magisch.

Kleine, sprudelnde Gletscherflüsse haben sich dazwischen ihren Weg gebahnt. Im Hintergrund reihen sich spitze Eistürme an- und hintereinander zu einem endlos scheinenden Gebirge.

Kaum zu glauben, dass man auf meterdickem Eis läuft, das quasi „lebendig“ ist. Jeden Tag wächst und vor allem wandert der Glaciar Perito Moreno um mehrere Meter nach vorne. Total verrückt! Davon merkt man allerdings nichts, während man sich über den Gletscher bewegt.

Gefrorene Eisgebilde fügen sich an diesem Ort zwischen den Bergen zu einer einzigartigen weißen Landschaft zusammen. Dieser Anblick wird uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben!

Reisetipps

Nationalpark & Gletschertour
Der Eintritt für den Parque Naciónal Los Glaciares beträgt AR$330 (für Ausländer, Südamerikaner kommen günstiger weg) und muss am Eingang in bar gezahlt werden. Möchte man nur zu den Balcones kann man einen Microbus vom Zentrum aus nehmen. Diese Busse verkehren regelmäßig zwischen El Calafate und dem Nationalpark. Auf der Hinfahrt im Bus übrigens am besten links sitzen. Dort hat man die schönere Sicht auf die Landschaft und den Gletscher.

Eine Wanderung auf dem Glaciar Perito Moreno ist mit Sicherheit eine spektakuläre und einzigartige Erfahrung – aber man zahlt auch eine ganze Menge Geld dafür. Nur ein einziger Anbieter (Hielo y Aventura) hat die Lizenz, den Gletscher überhaupt zu betreten. Daher sind Auswahl und Preise denkbar einfach geregelt. Man sollte genau abwägen, ob man sich die Tour über den Gletscher 1. zutraut und 2. bereit ist, so viel Geld dafür auszugeben. Der Service ist professionell und die Guides sachkundig. Nur das Equipment könne noch besser sein. Einige wurden sogar in Turnschuhen mitgenommen (absolut untauglich für derartige Touren) und meine Lederschuhe wurden von den eng geschnürten Steigeisen leider beschädigt… Equipment kann man aber ebenfalls überall in El Calafate leihen – wenn man also schon so viel Geld ausgibt, kommt es darauf auch nicht mehr wirklich an.

Es gibt zwei verschiedene Touren: eine kleinere Tour namens Mini-Trek (August bis Mai) und eine große, die BigIce-Tour (Mitte September bis April). Letztere haben wir gemacht, weil wir so gerne mal über Gletschereis laufen wollten. Obwohl unglaublich teuer, ist es auch ein unbeschreibliches Gefühl, inmitten der Eismassen eines so riesigen Gletschers zu stehen und in jede Richtung auf Weiß zu schauen. Sicher etwas, dass man so schnell nicht vergisst!

Busshuttle vom/zum Flughafen
Der günstigste Weg vom Flughafen direkt zum Hostel/Hotel ist ein Shuttle, das man für AR$160 (bzw. AR$240 Hin- und Rückfahrt) direkt bei der Ankunft buchen kann. Kommt man von El Chaltén aus wieder am Flughafen an, kann man auch direkt dem Busfahrer Bescheid geben und dort aussteigen. Sehr praktisch!

Geld abheben
… ist eher schwierig in El Calafate. Man sollte sich darauf einstellen, dass viele Automaten kein oder nur wenig Geld ausspucken. Am besten ausreichend Bargeld mitbringen. Die teuren Touren kann man selbstverständlich (ohne Gebühren) mit Kreditkarte bezahlen.

Übernachten
Ein Hostel wie es im Buche steht und daher eine gute Wahl für eine vergleichsweise günstige Übernachtung in El Calafate ist das Hostel i Keu Ken. Es liegt zwar etwas außerhalb (oberhalb des Busbahnhofs), dafür aber direkt neben einem großen Supermarkt und ins Zentrum sind es zu Fuß keine 10 Minuten. Ein gemütlicher Aufenthaltsraum und ein großer Garten bieten Platz zum Entspannen und das Personal ist super freundlich und extrem hilfsbereit (Touren/Transport buchen, etc.). Sehr zu empfehlen! 
Achtung: Auch hier besser mit Bargeld zahlen, da man sonst Gebühren zahlt.

3 Kommentare bei „El Calafate – Einem Gletscher ganz nah kommen“

  1. Wieder mal so eine beeindruckende Landschaft. Einfach schön, was es auf der Welt zu sehen gibt. Das werdet Ihr sicher so schnell nicht vergessen

  2. Einfach gigantisch……..:) !!!!!

  3. Das muss ein super Erlebnis gewesen sein, die Landschaft ist toll!
    LG, Monique

Schreibe einen Kommentar