Colonia del Sacramento – Historisches Hafenstadtflair und viel Grün

Uruguay ist von Argentinien nur eine Bootsfahrt entfernt. Auch wenn das Land also nicht direkt auf der Route liegt, kann man von Buenos Aires aus zumindest einen Tagesausflug machen. Denn direkt auf der anderen Seite des Río de la Plata (Silberfluss) liegt die Stadt Colonia de Sacramento. Mehrmals täglich legen am Hafen Fähren an und ab, die einen in einer bzw. drei Stunden ans gegenüberliegende Ufer bringen.

Die meisten Touristen schenken dem kleinen Land, das zwischen Brasilien und Argentinien liegt, kaum Beachtung. Doch ein Ausflug in das beschauliche Uruguay mit seinen gerade einmal 3,5 Millionen Einwohnern, die alle so freundlich und hilfsbereit sind, lohnt sich!
Günstig ist es in dem noch bis vor gut einem Jahrzehnt immer wieder krisengebeutelten Land leider nicht, aber in der Nebensaison findet man dennoch schöne Unterkünfte zu guten Preisen. Am besten über Airbnb buchen, denn die Einheimischen sind wirklich alle nett.

Colonia ist ein guter Anfangspunkt für eine Reise entlang der Küste, denn dort siedelten sich 1680 auch die ersten Portugiesen an, die mit Schiffen aus Europa kamen. Don Manuel Lobo, der damalige Gouverneur von Rio de Janeiro, besetzte den strategisch wichtigen Punkt für das portugiesische Reich, indem er eine Kirche und eine Festung errichten ließ. Davon wenig erfreut griffen die Spanier aus dem gegenüberliegenden Buenos Aires das Fort an und besetzten sie. 1681 wurde Colonia an die Portugiesen zurückgegeben.

Lange Zeit galt die Gegend danach als Niemandsland mit nur etwas mehr als 1000 Einwohnern, einschließlich Indianer und Sklaven. Erst durch den portugiesischen Gouverneur Pedro de Vasconcellos blühte der Handelsstandort Colonia del Sacramento im 18. Jahrhundert wieder auf. Im Jahre 1735 wurde die Stadt erneut von spanischen Truppen besetzt und der Hafen als einer der wichtigsten Transportpunkte in Südamerika ausgebaut.

Heute legen an dem kleinen Hafen der Stadt hauptsächlich Yachten und Segelboote an.

Nach einem siebenjährigen Krieg zwischen den Spaniern und den Portugiesen gelangte Colonia 1763 zurück in portugiesischen Besitz und wurde bis 1777 wiederaufgebaut. Mehrere Besetzungen, unter anderem durch die Spanier und die Engländer, folgten, bis die Stadt 1828 letztendlich dem Estado Oriental del Uruguay zugewiesen wurde. Erst im Jahr 1968 wurde die Erhaltung des kolonialen Altstadtkerns staatlich festgelegt und ihre Ruinen sorgfältig restauriert sowie nicht erhaltene Stadtelemente wiederaufgebaut.

Durch die Altstadt bummeln

Ein Spaziergang durch den historischen Stadtkern von Colonia ist wie ein Besuch ihrer Vergangenheit: Der Mix aus portugiesischen und spanischen Häusern der ehemaligen Kolonie machen den Bereich, der mittlerweile zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, zu einem sehenswerten Fleckchen. Viele kleine Cafés und Restaurants haben Tische und Stühle draußen stehen, so dass man gemütlich in der Sonne sitzen kann.

Einen Rundgang durch die Altstadt beginnt man zum Beispiel an der Puerta de la Ciudadela, auch Portón de Campo genannt, die mit ihrer Zugbrücke zur ehemaligen Stadtmauer gehört. Man gelangt von dort aus auf das Herzstück der Altstadt, die große Plaza Mayor, von wo aus sich die Calle de los Suspiros mit ihrem typisch portugiesischen Pflaster bis zum Río de la Plata schlängelt.

Der weiße Faro (Leuchtturm, 25 $) erhebt sich zwischen den Altstadthäusern und bietet von oben einen schönen Blick über die Halbinsel und den Hafen von Colonia. Eine schmale Treppe führt zur ersten Plattform, über eine kleine Leiter kann man bis zur Spitze des 1857 errichteten Leuchtturms hinaufsteigen. 

Nebenan befinden sich die Ruinen des Convento San Francisco. 1694 erbaut ist es vermutlich das älteste noch teilweise erhaltene Gebäude in ganz Uruguay.

Am Plaza de Armas Manuel Lobo steht die weiße Basílica del Santísimo Sacramento, die als älteste Kirche des Landes gilt, da man sie im Gründungsjahr der Stadt erbaute. Auch sie wurde 1923 schwer beschädigt und musste zu zwei Dritteln wiederaufgebaut werden.

An vielen Straßenecken stehen alte Autos, die aber leider oft nur vor sich hin rosten. Manchmal werden sie auch umgenutzt, z. B. von den Straßenhunden. In Deutschland könnte man sicher noch gutes Geld für die alten Schätzchen bekommen.

Verschiedene weitere historische Gebäude und Museen in Colonia erzählen mehr über die Stadt- und Landesgeschichte. Man sollte es nicht versäumen, die Bastión del Carmen (Calle Rivadavia / Ecke Virrey Cevallos) zu besuchen. Das 1880 errichtete Gebäude wurde zunächst als Militärstützpunkt und später als Fabrik genutzt. Das Ministerio de Educación y Cultura kaufte die Bastión del Carmen und machte daraus ein Kulturzentrum mit Theater in dem von Ausstellungen bis hin zu Konzerten alles Mögliche stattfindet. Tagsüber (12.00 bis 18.00 Uhr) ist sie für Besucher kostenfrei geöffnet. Im Garten steht seit 2000 eine große Holzspirale, La Gran Función von Künstler Ricardo Pascale.

Cafe del Muelle
Espana 269
Colonia del Sacramento 70000

Abends bekommt man hier einen guten Caipirinha (Angebot!) den man gemütlich an den kleinen Tischen mit Blick aufs Meer und den Sonnenuntergang hinter dem Bootsanleger (Muelle de Yates) genießen kann. Das moderne kleine Café bietet außerdem Snacks, Desserts und Kaffee an.

Eine Tour entlang der Küste machen

Ein guter Weg, alles rund um das Zentrum zu erkunden, ist eine Erkundungstour per Rad (ca. 10 US$ / Tag) oder Golfkart (ca. 50 US$ / Tag), die man bei mehreren Anbietern in der Stadt mieten kann. Damit lässt es sich wunderbar entlang der Küste fahren. Die Strecke bis zur Hotelanlage „Los Verdes“ ist nur wenige Kilometer lang und bietet Ausblick aufs Meer und einige nette Strandabschnitte.
Die Wege an der Küste sind flach und erfordern kaum Anstrengung. Weiter hinaus wird die Strecke hügelig und staubig – wenig attraktiv. Daher sind wir auch schnell wieder umgedreht.

Bevor man sich auf den Rückweg macht, sollte man jedoch einen kleinen Abstecher zum Plaza de toros Real de San Carlos machen. Die ehemalige Stierkampfarena ist seit vielen Jahren dem Verfall überlassen, daher darf sie aus Sicherheitsgründen auch nicht betreten werden. Dennoch ist das helle Gebäude im Moorish-Stil, das inmitten eines Kreisverkehrs steht, immer noch eine imposante Erscheinung. Um die gesamte Größe zur erfassen – immerhin wurde die Arena für bis zu 10.000 Zuschauer konstruiert – kann man einmal herumfahren und sich einen 360°-Eindruck verschaffen.

Offiziell wurde die Arena am 9. Januar 1910 eröffnet. Sie war Teil eines touristischen Komplexes, der unter anderem auch ein Hotel und eine Pferderennbahn (heute als einzige noch in Betrieb) umfasste. Insgesamt fanden nur acht Stierkämpfe in der Arena statt. Unter den berühmten Kämpfern waren Ricardo Torres (Bombita Grande) und sein Bruder Manuel (Bombita Chico) aus Spanien. Bereits zwei Jahre nach der Eröffnung wurde die Arena wieder geschlossen, da der Stierkampf 1912 in Uruguay von der Regierung offiziell verboten wurde.

Ein staatliches Investitionsprogramm soll der Arena nun in den kommenden Jahren zu einer neuen Funktion (multifunktionale Sporthalle) verhelfen und auch die Umgebung wiederbeleben. Wer mehr darüber wissen möchte, der sollte unbedingt an dem kleinen Kiosk und Informationsstand Halt machen, wo man neben einem günstigen Kaffee auch selbstgebackenen Kuchen (Pasta Flora) und viele Tipps bekommt.

Zurück in der Stadt lohnt sich ein kleiner Umweg vorbei an der industriellen Zona Franca, von wo aus man zum Parque Florestal Ferrando am Stadteingang gelangt. Ein vielseitiger Wald und das weitläufige Wegesystem machen den grünen Park zu einem beliebten Wochenendziel für die Bewohner Colonias.

2 Kommentare bei „Colonia del Sacramento – Historisches Hafenstadtflair und viel Grün“

  1. Ein netter Bericht, der zeigt, dass man die “Kleinen” nicht außer Acht lassen sollte 😉 !!

  2. Diese herrlichen Blüten dort, einfach wunderschön.

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