Buenos Aires ist die pulsierende Hauptstadt von Argentinien, die sich stets verändert und doch seit Jahrzehnten gleich zu bleiben scheint. Sie ist laut, hektisch und voller Autos. Modern und historisch, bunt und dreckig, detailreich und großspurig. Tradition und Geschichte zählen viel in dieser Metropole von Welt, die niemals zur Ruhe kommt. Ihre Bewohner, die sogenannten porteños, sind stolz und wirken manchmal ein wenig eingebildet. Doch wer sich ein paar Tage Zeit nimmt und sich einlässt auf die Stadt, der wir ihre einzigartige Atmosphäre und ihre vielen Gesichter erfassen können. Denn diese Eigenwilligkeit und der Aktionismus, die nicht nur Buenos Aires, sondern auch seinen Bewohnern inne sind, hängt auch ein Stück weit mit der bewegten Stadtgeschichte zusammen.
In dem Häusermeer der autonomen Metropolregion von Gran Buenos Aires leben rund 13 Millionen Menschen. Den Stadtkern bilden alleine 202 Quadratkilometer. Alle wichtigen kulturellen, kommerziellen, industriellen und politischen Institutionen des Landes befinden sich in und rund um Buenos Aires.
Besonders im Frühling ist Buenos Aires wunderschön! Überall blühen die Jacarandá-Bäume entlang der Straßen und auf den Plätzen in verschiedensten Lilatönen. Manchmal nur ganz leicht gefärbt, anderswo kräftig, fast blau.
Gewachsen aus europäischen Einwanderern, die den zunächst 1536 als Puerto de Nuestra Señora Santa María del Buen Ayre (Hafen unserer lieben Frau, der Heiligen Maria der guten Luft) von den Spaniern unter Pedro de Mendoza gegründeten Hafen im Laufe seiner Geschichte besiedelten, bietet Buenos Aires eine große Vielfalt und eine buntgemischte Gesellschaft mit kosmopolitischem Flair. Beispielsweise lebt in der Stadt die größte Anzahl jüdischer Einwohner (ca. 180.000) in ganz Südamerika.
Die 48 sehr verschiedenen barrios (Viertel), ihre Gebäude und Straßenzüge sind bis heute charakterisiert durch die Vielfalt ihrer Bewohner. Das Essensangebot in Buenos Aires ist ebenfalls sehr umfangreich und vielfältig. Denn jede Nationalität von Einwanderern hat natürlich auch ihre eigenen Speisen mitgebracht, die sich nach und nach zu ganz eigenen Gerichten und einer vielschichtigen Esskultur gewandelt haben.
Warum Buenos Aires ein zweites Mal gegründet wurde...
Mendoza konnte mit seinen rund 1.600 Mann die Stellung am Río de la Plata nicht lange halten und musste die Stadt aufgrund wiederholter Angriffe durch die einheimischen Querandí-Indianer schließlich schon 1541 wieder aufgeben.
Erst 1580 wurde die Stadt von Juan de Garay unter dem Namen Ciudad de la Santísima Trinidad y Puerto Santa María de los Buenos Aires (Stadt der Heiligen Dreifaltigkeit und Hafen der Heiligen Maria der guten Lüfte) erneut gegründet. Der Wind war für die Seeleute immer von größter Wichtigkeit und sollte sich daher auch in dem Namen der neuen Hafenstadt manifestieren.
Im 18. Jahrhundert entwickelte sie sich zum Schmugglerparadies, bevor Buenos Aires – neben Lima in Peru – zu einem offiziellen Handelshafen wurde. 1776 schließlich wurde die Stadt zum Hauptsitz des aus dem Vizekönigreich Peru ausgegliederten Vizekönigreiches Río de la Plata. Es folgte die Zeit der Koalitionskriege, in denen die Bürger von Buenos Aires sich gegen die Angriffe oft selbst zur Wehr setzten und im Zuge dessen auch immer weiter die eigene Unabhängigkeit vorbereiteten. Im Jahre 1810 gelang es ihnen, den Vizekönig zu vertreiben. 1816 wurden die Vereinigten Provinzen des Río de la Plata für unabhängig erklärt.
... und nur langsam zur Ruhe kommt
Doch die Region kam nicht zur Ruhe. Nach einigen Jahren fast diktatorischer Herrschaft durch den Föderalisten Juan Manuel de Rosas öffnete sich die Stadt erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für Einwanderer aus Europa. Aus der unabhängigen Provinz Buenos Aires wurde 1859 schließlich ein Teil der 1853 gegründeten Federación Argentina. Als Hauptstadt Argentiniens (ab 1880) wurde Buenos Aires zu einer der wichtigsten Städte Südamerikas und beherbergte knapp ein Drittel der gesamten Bevölkerung des Landes.
Doch die unruhigen, dunklen Jahre des Landes und der Stadt waren noch nicht vorüber. Bis heute leidet das Land unter den Folgen der Militärdiktatur (von 1976 bis 1983), unter der rund 30.000 Menschen gefoltert und ermordet wurden. Viele von ihnen verschwanden quasi spurlos. Diese Unmenschlichkeiten werden nur langsam aufgearbeitet und jede neue Regierung ist in den vergangenen Jahren unterschiedlich damit umgegangen.
Mit den ersten demokratischen Wahlen 1983 begann der Aufschwung der argentinischen Wirtschaft und eine verstärkte Bautätigkeit in der Stadt. Bereits 1998 erschütterte erneut eine schwere Krise das Land, auf die die Bewohner von Buenos Aires mit (gewaltsamen) Demonstrationen und Straßensperren. Seitdem erholt sich die Wirtschaft langsam.
Finanzlage und Wirtschaft sind immer noch ein kritisches Thema in Argentinien. Die Inflationsrate(n) der letzten Jahre waren exorbitant und das Land ist für Bewohner wie Reisende derzeit eines der teuersten in Südamerika. Alleine vier verschiedene 100-Pesos-Scheine sind im Umlauf – ein schlechtes Zeichen für die sehr instabile Währung.
Microcentro: Das moderne Buenos Aires kennenlernen
Europäische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, die unfassbar breite und hektische Avenida 9 de Julio (die Argentinier bezeichnen sie gerne – und vermutlich eher unberechtigterweise – als breiteste Straße der Welt), der ikonische weiße Obelisco, zahlreiche Theater und Tango-Clubs – das alles macht das Zentrum der Hauptstadt aus. Hier spielt sich das tägliche Leben der Hauptstadtbewohner ab, hier tummeln sich die Touristen, hier herrscht zu Stoßzeiten das größtmögliche (Verkehrs-)Chaos.
Puerto Madero: Flanieren, wo früher die Schiffe anlegten
Eine tolle Fußgängerzone entlang der Kaimauern des ehemaligen Hafenviertels prägt das modernste Viertel von Buenos Aires. Zu beiden Seiten der alten Docks sind in den letzten Jahren schicke Apartmens, Hochbauten und Bürohäuser entstanden. Hier schaut man den Reichen ins Wohnzimmer oder auf den Teller.
Zwar fehlt dem Viertel ein wenig jeglicher alte Charme, den traditionelle Restaurants oder Läden sonst in der ganzen Stadt hinterlassen, dennoch hat auch dieser generalüberholte Teil von Buenos Aires seine Vorzüge und Sehenswürdigkeiten. Die alten gelben und roten Hafenkräne kommen vor der neuen Kulisse wunderbar zur Geltung und eine architektonisch spektakuläre Brücke verbindet die Promenaden miteinander: die Puente de la Mujer (Brücke der Frau) von Santiago Calatrava.
Direkt hinter dem Hafen liegt kaum sichtbar die Costanera Sur, die ein mehrere Hektar großes Naturschutzgebiet beheimatet, das von Stadtbewohnern und Touristen für Spaziergänge, als Sportfläche und zum Picknicken genutzt wird.
San Telmo: An Kolonialhäusern vorbei und über Kopfsteinpflaster bummeln
Das gemütliche Viertel mit den gepflasterten Straßen florierte um 1870 herum, wurde danach aufgrund einiger Epidemien von den Reichen verlassen, von den weniger betuchten Zuwanderern dicht besiedelt und vor einigen Jahren wiederentdeckt. Hier kann man Traditionsrestaurants entdecken, an kleinen Tischen auf der Plaza Dorrego oder entlang einer der Straßen sitzen und Kaffee in der Sonne trinken.
Neben dem berühmten Sonntagsmarkt entlang der Calle Defensa bis zum Parque Lézama gibt es viele Antiquitätengeschäfte, in denen sich kleine und größere Schätze entdecken lassen. Nichts selten tanzt an einer Ecke auch ein Paar Tango oder eine Musikgruppe spielt einige Lieder. Einfach stehen bleiben und mitreißen lassen.
Espiche Beer House
Humberto Primo 471
täglich ab 18.30 Uhr geöffnet, außer Montag & Sonntag auch mittags
In diesem Lokal direkt um die Ecke der Plaza Dorrego erwarten einen eine entspannte, moderne aber auch gemütliche Atmosphäre. Zu einem guten kalten Bier aus einer der lokalen Brauereien (z.B. Kraken oder Coleman) gibt es ein sättigendes Essen mit deftiger Biersoße und hausgemachten (Süß-)Kartoffelpommes.
Heladería ICELAND
Defensa 1105
(eine von mehreren Filialen)
Bis spät geöffnet lohnt sich hier auch auf einem nächtlichen Bummel vorbeizuschauen und einige Sorten des sehr umfangreichen Sortiments der durchdesignten Kette zu probieren. Tipp: Am „2×1 Jueves“ (donnerstags) kommen und sparen.
Origen
Humberto Primo 599
unter der Woche täglich ab 8.00 geöffnet,
Samstag, Sonntag & Montag etwas später
Vor der Tür dieses kleinen, gemütlichen Cafés stehen einige Tische einladend in der Sonne. Auch wenn der Café Latte (Milchkaffee) nicht ganz günstig ist, kommt er dafür in einer umso größeren Tasse und mit einem kleinen Probierstück des leckeren Kuchens. Mittags gibt es ein Menü, meistens mit zwei verschiedenen Hauptgerichten zur Wahl (oft mindestens eine vegetarische Option).
Abuela Pan
Chile 518
geöffnet Mo. bis Fr. von 8.00 – 19.00 Uhr
Sonntag von 9.00 – 16.00 Uhr
In der Vollkornbäckerei kann man neben verschiedenen Brotsorten auch leckere Gerichte essen, darunter zwei täglich wechselnde Mittagsangebote für $100. Vorweg und dazu gibt es sehr leckere kleine Brötchen.
Retiro & Recoleta: Die Häuser der Reichen und Schönen bestaunen
Prächtige Palacios im europäischen Stil stehen hier, die sich die herrschenden Familien nach und nach im 19. Jahrhundert erbauen ließen. Vornehm und teuer wirken auch die Bars, Restaurants und Geschäfte, die teure Markenwaren und feinstes Essen in gehobenem Ambiente servieren.
UN ‘ ALTRA VOLTA
Helados y Chocolates Artesanales
Recoleta I, Avenida Callao 1402
(eine von zahlreichen Filialen)
Wer bei der Auswahl im Volta nicht fündig wird, der mag kein Eis! Von verschiedensten Sorten dulce de leche bis hin zu abgefahrenen Fruchtkombinationen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Mit so einer Waffel in der Hand schlendert es sich gleich viel besser.
Zur letzten Ruhe lässt man sich standesgemäß in einem der rund 7.000 Mausoleen auf dem Cementerio de la Recoleta betten – wenn man es sich leisten kann. An dessen Eingang steht die erste Kirche des Viertels, die Basílica del Pilar, die 1732 von den Recoleto-Mönchen gegründet wurde und dem Stadtteil auch seinen Namen verlieh.
La Boca: Die ikonischen bunten Straßen besuchen
Zwar schiebt man sich mit hunderten anderen Touristen durch die kleinen Straßen des Arbeiterviertels La Boca, um einen Blick auf seine bunten Häuschen zu werfen, aber irgendwie gehört auch das zu einem Besuch von Buenos Aires dazu. Immerhin kann man im El Caminito einige der berühmtesten Motive der Stadt fotografieren.
Für die Einheimischen ein wichtiger Mittelpunkt des Viertels ist das Stadion der Boca Juniors, einer der beiden wichtigsten Fußballclubs der Stadt. In den Geschäften rundherum dreht sich alles rund um die blau-gelbe Fanliebe. Und an einem der vielen Straßengrills bekommt man mit Sicherheit auch ein gutes Stück Fleisch und dazu ein Bier.
Palermo: Durch das aktuelle In-Viertel von Buenos Aires schlendern
Typische, europäische Buenos Aires Häuser, schicke Läden, hippe Bars und Galerien für moderne Kunst teilen sich die Straßen des Viertels Palermo. Nach und nach haben sich hier immer mehr Künstler niedergelassen, die Neureichen zogen hinterher. Doch neben den vielen neuen Hoch- und sanierten Stadthäusern gibt es auch immer noch traditionelle Geschäfte und Eckläden zu entdecken.
UCO
Hotel Fierro, Soler 5862
täglich von 7.30 bis 23.00 geöffnet
In toller Atmosphäre und mit sehr aufmerksamem Service bekommt man im UCO, dass zum Hotel Fierro gehört, ausgezeichnetes Essen. Es ist nicht ganz preiswert, aber das Geld ist gut investiert. Nicht die Happy Hour verpassen! Noch vor dem Essen bekommt man zwischen 17.30 und 19.30 Uhr Cocktails und Wein zu Angebotspreisen.
Don German
Agüero 2127
täglich von 10.00 bis 23.00 Uhr geöffnet
Gut und günstig isst man ein paar Empanadas bei Don German auf die Hand. In der Regel dauert es nur wenige Minuten, bis die frischgebackenen Leckereien aus dem Ofen in die Tüte kommen.
Abasto: Entdecken, wo die porteños zu Hause sind
Abseits der Touristenmassen, Hotels und teuren Lokale gibt es in der Stadt ebenfalls viel zu entdecken. Viele traditionelle und noch nicht so überflutete Viertel reihen sich entlang der schier endlosen Avenida Rivadavia. Die Stadtteile Almagro und Balvanera fügen sich zu Abasto zusammen. Früher befand sich dort der zentrale Markt der Stadt, heute findet man in den Straßen eher zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten.
La Nueva Roma
Av. Hipólito Yrigoyen 3286
täglich von 6.30 bis 20.30 Uhr geöffnet
Die kleine Bäckerei hat ein umfangreiches Angebot an Torten, mit dulce de leche oder crema (Vanillecreme) gefüllte facturas (Teilchen) und herzhaften Leckereien. Wie in vielen anderen Läden gibt es auch dort Angebote für das typische argentinische desayuno (Frühstück) oder die merienda (Nachmittagskaffee).
Reisetipps
Um sich durch die Stadt zu bewegen kauft man am besten direkt am Flughafen eine sogenannte SUBE-Card. Mit dieser kann man – nicht nur in Buenos Aires, sondern landesweit – Bus und Bahn fahren. Sie kostet AR$25, kann aber bis zu -AR$20 belastet werden. In vielen Kiosks und in allen U-Bahn-Stationen kann man die Karte mit Guthaben aufladen. Eine Fahrt kostet derzeit AR$7,50.
Mit der SUBE-Card kann man auch direkt in die Stadt fahren. Dazu Richtung Terminal C gehen und den Bus Nummer 8 nehmen. Zu Hauptverkehrszeiten kann es schon mal zwei Stunden bis in die Innenstadt dauern (der Bus fährt die komplette Avenida Rivadavia entlang), sonst ist man in unter einer Stunde am Ziel. Auf gleichem Weg kommt man auch zum Flughafen zurück. Einfach an einer Haltestelle entlang der Avenida Rivadavia mit dem Hinweis auf den Bus Nummer 8 warten. Achtung: nicht alle 8er Busse fahren bis zum Flughafen!
Wunderschön, diese Prachtbauten. Und diese herrlichen Bäume mit den lila Blüten, einfach wunderschön.