Blue Mountains – Grünes Wunderland

Blicke in tiefe, felsige Canyons und über saftig grünes Buschland: die Blue Mountains bieten eine wunderschöne Kulisse für kurze und lange Wanderungen sowie Kletter- und Mountainbiketouren. In weniger als zwei Stunden ist man von Sydney aus mit dem Zug mitten in der Wildnis. Dort findet man sich plötzlich unter Riesenfarnen und neben jahrhundertealten Bäumen wieder. Vor allem für die Aborigines haben die Blue Mountains bis heute eine besondere Bedeutung.

Die Ausläufer der „Blauen Berge“ beginnen etwa 60 Kilometer westlich der Metropolregion Sydney. Aus geologischer Sicht sind die Blue Mountains ein riesiges Sandsteinplateau, in das mehrere Flüsse mit der Zeit tiefe Täler gegraben haben, die nun begrünt sind. Seit 1959 mit dem Blue Mountains National Park der erste Park gegründet wurde, umfasst das Naturschutzgebiet mehrere Nationalparks, die viele Arten der heimischen Flora und Fauna schützen.

Schon seit mindestens 14.000 Jahren bewohnen die Aborigines diese Gegend. Immer wieder werden in Höhlen und unter Felsüberhängen Knochen, Werkzeuge und Felsmalereien gefunden, die von der Besiedlung verschiedener Aborigine-Stämme zeugen. Erst Anfang des 19. Jahrhundert kamen die ersten weißen Siedler, nachdem es ihnen nach vielen Jahren endlich gelungen war, die bis dahin für sie unwegsame Region zu erschließen. Sie begannen viele Jahrzehnte später mit dem Abbau verschiedener Rohstoffe (u.a. Kohle) in dem heute geschützten Gebiet.

Zugänglich gemacht wurden die Blue Mountains durch den Bau des Great Western Highways und einer Eisenbahnstrecke. Damit begann auch der Tourismus in der Gegend. Die Wohlhabenden leisteten sich Wochenendhäuser, einige Hotels wurden gebaut. Zeitgleich wurden die Berge durch zahlreiche Wanderwege erschlossen. Doch die fortschreitende Entwicklung des Tourismus ist nicht nur positiv für die Region. Viele der ursprünglichen Bewohner geben mittlerweile ihre Häuser auf, denn Mieten und Grundstückpreise steigen. Aus vielen von ihnen werden neue Unterkünfte und Wellness-Einrichtungen.  

Der Blick in die Natur ist aber weiterhin unverbaut und einzigartig. Es sieht meistens so aus, als ob ein feiner Nebel im Tal und über den Bergen liegt. Das kommt daher, dass die Blätter der vielen heimischen Eukalyptusbäume ein ätherisches Öl verdunsten. Dieser sorgt – zusammen mit der sogenannten Rayleigh-Streuung ­– auch für die bläuliche Färbung der Landschaft, die den Blue Mountains zu ihrem Namen verhalf. Seit 2000 gehören Teile davon zum Weltkulturerbe der UNESCO. Der generellen Artenvielfalt wegen, aber vor allem aufgrund der rund 90 verschiedenen Eukalyptusarten.

Heute gibt es in den Blue Mountains über 300 verschiedene Wanderwege mit mehreren hundert Kilometern Strecke. Sie führen durch die einzigartige, fantastisch wirkende und sehr diverse Landschaft.

Mit Felsen, von denen die ältesten vor 470 bis 330 Millionen Jahren entstanden, als die Kontinentalplatten von Australien und Antarktika noch zu Gondwana vereint waren, ist das Gebiet etwa zehnmal so alt wie der Grand Canyon in den USA.

Als Teil des Sydneybeckens (ehemaliger Grund eines großen Süßwassersees) wurden die Blue Mountains vor etwa 70 Millionen Jahren immer weiter über den Meeresspiegel angehoben, wo sie der Abtragung durch Flusswasser ausgesetzt waren. Dies schuf die tiefen Schluchten, die sich heute durch die Plateaus ziehen. Mehrere Vulkanausbrüche (vor 14 bis 18 Millionen Jahren) hinterließen zudem Basaltschichten auf den Berggipfeln. Zu Zeiten der Aborigines waren diese im Winter noch regelmäßig schneebedeckt.

Die meisten Besucher verschlägt es nach Katoomba, den größten Ort der Blue Mountains Region, wo man die bekannte Felsformation „Three Sisters“ (Drei Schwestern) besichtigen kann. In diesem zentralen Gebiet rund um Katoomba sind die Blue Mountains über 1.000 Meter hoch.

Bei den „Three Sisters“ handelt es sich um Felstürme, die durch die Abtragung von Gestein durch Wind, Regen und Wasser entstanden sind. Dort sind deutlich die waagerecht verlaufenden Sandsteinschichten zu erkennen. Die Namen der „drei Schwestern“ sind Meehni (922 Meter hoch), Wimlah (oft auch Weemala genannt, 918 Meter hoch) und Gunnedoo (906 Meter hoch).

Die Geschichte der „Three Sisters“ ist eine der seit Generationen erzählten Traumzeitlegenden der Aborigines: Die drei schönen Schwestern Meehni, Wimlah und Gunnedoo hatten sich unsterblich in drei Brüder eines anderen Stammes verliebt, die sie aber nicht heiraten durften. Die Brüder entschlossen sich, die drei Schwestern zu entführen. Um sie zu schützen verwandelte der Stammesälteste die jungen Frauen in Stein. Da er jedoch im Kampf starb, konnte er sie nie von dem Zauber erlösen. Und so stehen die „Three Sisters“ nun als ewiges steinernes Mahnmal im Jamison Valley. Die Aborigines glauben, dass „die Schwestern“ über das Land der heimischen Stämme Darug, Gundungurra, Wiradjuri und Dharwal wachen. 2014 wurden sie offiziell zum Kulturerbe der Aborigines (Aborigines Heritage Place) erklärt.

Den besten Blick auf die Felsformation hat man von der Aussichtsplattform vor dem Echo Point Visitor Information Centre. Von dort aus ist es nur ein kurzer Weg zum Scenic Skyway, einer Seilbahn, die über das Tal hinweggeleitet. Um zum Fuße der drei Felsen zu gelangen, steigt man die 800 Stufen des Giant Stairway hinab. Dort kann man einem 2,4 Kilometer langen Weg (Scenic Walkway) durch den Regenwald folgen.

Die kleine Stadt Katoomba ist an sich gemütlich, aber – vor allem am Wochenende – auch ziemlich überfüllt mit Touristen. Netter ist es in den kleineren, weniger bekannten Orten, die fast alle Wanderungen und Aussichtspunkte in die Blue Mountains bieten.

Wir sind nach Blackheath weitergefahren, einem Künstlerort, der westlich des spektakulären Tals Grose Gorge liegt. Dort wandert man vom Evans Lookout aus auf verschieden langen Routen hinab, durch alten Regenwald, unter Felsen und haushohen Farnen hindurch (die Bilder oben sind von unserer Wanderung). Zum Start des Weges ist es allerdings ein Stück zu laufen – am besten versucht man eine Mitfahrgelegenheit in die Richtung zu finden.

Egal wo man sie weiter erkundet: Die wunderbaren Blue Mountains sind mindestens einen Tagesausflug von Sydney aus wert. Denn bereits aus dem Zugfenster heraus betrachtet, breiten sich die blau-grünen Berge weit aus und fügen sich zu malerischen Gefügen zusammen. Schön!

Reisetipps

Züge Richtung Blue Mountains (www.sydneytrains.info) fahren regelmäßig an der Central Station in Sydney los. Am besten bricht man bereits um 7.00 oder 8.00 Uhr auf, um den schlimmsten Touristenströmen zuvorzukommen. In knapp zwei Stunden erreicht man Katoomba. Dort verkehren die Züge von und nach Sydney stündlich oder sogar öfter. Steigt man in kleineren Orten vorher oder nachher aus, immer auf die Zeitpläne schauen, wann die Züge zurück bzw. weiterfahren.

Mehr Informationen, wie man mit Auto oder Zug in die Blue Mountains kommt und was man dort unternehmen kann unter www.visitbluemountains.com.au

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