Ica – Eine fruchtbare Stadt mitten in der Wüste

Viele machen in der Hauptstadt der Region gar nicht Halt. Oder wenn, dann nur, um direkt in die Oase Huacachina weiterzufahren. Vielleicht ist Ica aber ein wenig unterschätzt und man sollte der Stadt ruhig ein, zwei Tage widmen.

Mit ihren mittlerweile über 200.000 Einwohnern sind Icas Hauptstraßen voller Tuk Tuks (kleine Auto- oder Motorradrikschas), überall wird gehupt und es ist etwas stickig durch die vielen Abgase. Doch in der ansonsten ruhigen Stadt gibt es auch einiges zu sehen, das Regionalmuseum und mehrere Kirchen sind beispielsweise einen Besuch wert. Am besten lässt man sich durch die Nebenstraßen treiben, die sind ein wenig entspannter und es gibt viele kleine, bunte Obststände.

Die Region ist das bekannteste Weinanbaugebiet Perus und darüber hinaus auch der größte sowie sortenreichste Obst- und Gemüseproduzent des Landes. Wichtige Exportprodukte sind unter anderem Artischocken, Spargel, Mais, Orangen, Tomaten, Avocados, Mangos und Weintrauben. Die Völker der Paracas und Nazca, zwei Kulturen aus der prähispanischen Zeit, verwandelten die Region in fruchtbares Gebiet. Die von den Spaniern kultivierten Rebsorten wachsen hier aufgrund des trockenen, sonnenreichen Klimas der Küstenwüste prächtig. Daraus wird unter anderem das Nationalgetränk Pisco hergestellt. Verschiedene Wein- und Piscosorten können auf mehreren Weingütern rund um Ica gekostet werden.

Ica beheimatet auch ein bekanntes Museum für präkolumbische Kulturen, das Museo Regional Adolfo Bermúdez Jenkins. Hier wird eine Sammlung aus Textilien, Keramiken und anderen Artefakten gezeigt, die Gegenstände der Kulturen der Paracas, Nasca, Wari, Ica und Inka umfasst. Ein besondere, zweiter Raum zeigt mehrere gut erhaltene Mumien, die viele Rückschlüsse auf das Leben der indigenas (Ur-Völker) zulassen. Ein bisschen makaber, aber sehr interessant.

Eine Oase finden und meterhohe Dünen hinuntersausen

Die Gegend rund um Ica lockt mit hohen Dünen und einer weitläufigen Wüste. Mitten in diesem unglaublichen Meer aus Sand liegt wie ein verwunschener Ort, der aus einer anderen Welt zu sein scheint, eine grüne Oase: Huacachina. Die Laguna de Huacachina mit ihren Palmen und Tamarindenbäumen wird von einem unterirdischen Andenfluss gespeist, der mineralhaltiges Wasser führt. Leider sinkt der Wasserspiegel jährlich, da die Grundbesitzer der Umgebung das Wasser der Lagune zur Bewässerung ihrer Ländereien anzapfen.

Huacachinas Entstehung ist sagenumwoben. Der Name setzt sich aus den beiden Quechua-Wörtern huaca (heiliger Ort) und china (Frau) zusammen. Zwei traurige und zugleich schöne Geschichten erzählt man sich über die Lagune: Der ersten nach entstand sie aus Tränen der Trauer, die eine junge Frau für ihren toten Geliebten verlor und die von den Göttern in einen heiligen Ort verwandelt wurden.

Die zweite Sage handelt von einer Prinzessin, die mit einem Spiegel durch die Wüste wandelte, um darin immer wieder ihre Schönheit zu betrachten. Als sie sich eines heimlichen Beobachters gewahr wurde, ließ sie vor Schreck den Spiegel fallen, der in tausend Teile zerbrach und aus dessen Scherben die Lagune entsprungen ist. Ihr fliegender Schleier soll den Wüstensand zu den umliegenden Dünen geformt haben. Bis heute wird geglaubt, dass die Prinzessin als Meerjungfrau tief unten im Wasser lebt.

Auch die Hunde haben sich dem gemütlichen Leben in Huacachina angepasst.

Hier gibt es Sand soweit das Auge reicht. Die Dünen rund um die Lagune zählen mit einer Höhe von bis zu 100 Metern zu den größten Perus. Daher ist das verschlafene Örtchen Huacachina heute ein beliebtes Ziel für diverse Wüstenabenteuer.

Man kann Rundfahrten mit Buggys (für 12-15 Leute) durch die unendlich scheinende Hügellandschaft machen, die nicht selten den Magen herausfordern, so tollkühn steuern die Fahrer die Gefährte über Kuppen und Abhänge hinunter. Nicht umsonst gibt es also (ausnahmsweise) Anschnallgurte…

In Huacachina kann man außerdem noch ein ganz besonderes Abenteuer erleben: Sandboarding. Fast wie in richtigem Schnee rutscht man mit Holzboards – wahlweise sitzend oder auf dem Bauch liegende – immer höher werdende Dünen hinunter. Was ein Spaß! Wenn man ein richtiges Snowboard möchte, muss man das vorher anmelden und eventuell einen kleinen Aufpreis zahlen.

Das Erklimmen der Dünen mit den Sandboards ist mitunter mühsam, bietet aber auch Gelegenheit für wunderbare Fotomotive...

Normalerweise starten die Buggy-Touren nachmittags, so dass man am frühen Abend den wunderschönen Sonnenuntergang über der Wüstenlandschaft erleben kann.

Die Oase Huacachina ist übrigens auf der Rückseite des peruanischen 50-Soles-Scheines abgebildet.

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