Copacabana – Die Inseln der Sonne und des Mondes besuchen

Das beschauliche und gemütliche Städtchen Copacabana liegt auf einer Halbinsel am Südufer des Titicacasees, eingerahmt von Hügeln zu beiden Seiten, auf 3.857 Metern Höhe. Auch wenn es auf den ersten Blick sehr touristisch wirkt, kann man doch nett umherspazieren und die bunte, entspannte Atmosphäre mit den vielen Restaurants, Cafés und Geschäften genießen.

Die meisten von ihnen reihen sich entlang der breiten Hauptstraße Avenida 6 de Agosto – mit erstaunlich wenigen Autos –, die vom großen Ancla Blanca (weißen Anker) an der Costañera (Promenade) bis zur großen weißen Kirche Basílica de Nuestra Señora de Copacabana in der Stadtmitte führt. Im Inneren der im 16. Jahrhundert erbauten Kolonialkirche kann man die Virgen morena, eine aus dunklem Holz geschnitzte Madonna, anschauen. Sie ist jedes Jahr im August Anlass einer feierlichen Prozession und macht das 6.000-Einwohner-Städtchen zu einem beliebten Wallfahrtsort.

Die Herkunft des Namens Copacabana könnte von der Aymara-Bezeichnung quta qawana stammen, was so viel bedeutet wie „Sicht auf den See“. Passen würde das. Kotakawana ist aber auch der (androgyne) Gott der Fruchtbarkeit in der frühen Andenmythologie, der im Titicacasee leben soll. Bei einem Blick auf den geheimnisvollen See könnte auch das sein.

Die beste Aussicht auf die gesamte Bucht von Copacabana hat man wohl vom Hausberg Cerro Calvario, der eine halbe Stunde Wanderung vom Stadtzentrum entfernt liegt. Man folgt einfach dem Kreuzweg nach oben, bis man auf seinem Gipfel auf 3.966 Metern Höhe ankommt. Vor allem kurz vor und bei Sonnenuntergang ist der Blick fantastisch!

Taipi Uta
Playa de Copacabana
täglich geöffnet

An der Promenade gibt es – neben vielen Fischständen, die man ebenfalls testen sollte – zahlreiche Cafés und Restaurants, in denen man auf Balkon oder Terrasse mit Blicks auf den Titicacasee sitzt. Im Taipi Uta kann man ein gutes, recht günstiges Menü (25 Bs) essen. Hier gibt es übrigens auch die Möglichkeit, Gepäck aufzubewahren (5 Bs pro Person, mit Schloss gesichert), während man einen Tagesausflug macht.

Die Insel der Sonne zu Fuß überqueren

Mehrmals täglich kann man vom Anleger in Copacabana kleine Fähren zur Isla del Sol (Sonneninsel) nehmen. Es bietet sich an, für einen Tagesausflug eines der ersten Boote um 8.30 Uhr zu nehmen. 

Die Überfahrt dauert etwa zwei Stunden. Verbringt man diese an Deck, sollte man an Sonnencreme und eine winddichte Jacke denken – das kühle Klima des Altiplanos bekommt man hier deutlich zu spüren. Doch man genießt auch die großartige Aussicht auf das kristallene, tiefblaue Wasser des Titicacasees. Im Hintergrund erstrecken sich am Ufer die spektakuläre Berglandschaften der Cordillera Occidental (Westen) und der Cordillera Central im (Osten) mit ihren teilweise schneebedeckten Gipfeln.

El Condor & The Eagle Café
Av 6 de Agosto inside Residencial Paris
Copacabana
Montag bis Freitag von 7.00 bis 13.30 Uhr geöffnet

Ein Geheimtipp für ein gemütliches und vor allem leckeres Frühstück, bevor es morgens los geht. Der irische Besitzer und seine Frau servieren typisches irisches Frühstück und Snacks. Das hausgemachte Brot und der frische Kaffee (Italian or French style) sind großartig! Außerdem gibt es mehrere, handgeschriebene Notizbücher mit Tipps von und für andere Reisende. Tolle Idee für den Austausch rund ums Reisen.

Die Isla del Sol (Sonneninsel) gehört offiziell zu Bolivien und ist Namensgeberin für den Titicacasee, denn Titiqaqa qucha (Quechua für Titicaca) lautete der ursprüngliche Name der Insel. Sie ist 14,3 Quadratkilometer groß und in drei Gemeinden unterteilt: Cha’llapampa im Norden, Cha’lla in der Inselmitte und Yumani im Süden. Rund 2.000 Menschen leben auf der Sonneninsel, auf der es weder Autos noch richtige Straßen gibt. Fußwege verbinden die einzelnen Ortschaften im Norden und Süden miteinander.

Im nördlichen Hafen von Cha’llapampa (hier gibt es ein kleines Museum, in dem man auch die erste Gebühr von 15 Bs bezahlen muss) startet der Weg über die Insel. Zunächst folgt man dem Pfad rund 45 Minuten bis nach Chinkana, dem größten und am besten erhaltenen Ruinenkomplex auf der Sonneninsel. Dabei passiert man mehrere Buchten, wo die Einheimischen Wäsche waschen und sich so einige Tiere am Wasser tummeln…

Mehrere Schweine wühlen begeistert im Sand der Küste nach etwas Essbarem oder liegen faul am Strand, auf den ersten Blick kaum zu erkennen.
Immer wieder trifft man am Wegesrand auf Esel, die Transportmittel Nummer eins auf der Insel sind.

Neben dem großen Palacio del Inca (Inkapalast), auch El Laberinto (Das Labyrinth) genannt, kann man am nördlichsten Punkt der Insel einen steinernen Altar – auf dem kurioserweise heute die Souvenirverkäufer ihre bunten Waren ausbreiten – und den Roca Sagrada (Heiligen Felsen) anschauen, der die Form eines Pumakopfes haben soll und auf dem der Legende nach der erste Inka auf die Erde gekommen ist.

Die Aussicht in die beiden Buchten ist beeindruckend und man kann den Blick über die gelbgoldenen Strände hinweg über den Titicacasee bis hin zu den Bergen schweifen lassen. Schafe und ganze Schweinefamilien tummeln sich an den Hängen.

Von hier aus kann man entweder zurück nach Cha’llapampa laufen und mit dem Boot zum Südhafen fahren, oder man macht sich zu Fuß auf (es werden noch einmal 15 Bs fällig). Ein zentraler, nicht zu übersehender Weg führt über die höchsten Punkte der Insel weiter Richtung Yumani ganz im Süden.

Man folgt hier der Ruta Sagrada de la Eternidad del Sol (Heilige Route der Ewigkeit der Sonne, auch Willka Thaki) und genießt – neben der Sonne, die nun recht warm scheint – einmalige Blicke auf die Buchten, unzählige angelegte Terrassen und Ruinen der Inka sowie kleine, traditionelle Dörfer. Etwa mittig des Weges schaut man auf die Bucht von Cha’lla und den schönen Strand hinunter. Etwas weiter kommt man zur höchsten Erhebung der Sonneninsel, dem Cerro Chequesan. Mit 4.065 Metern liegt der Punkt 255 Meter über dem Niveau des Titicacasees.

Für den Weg bis in den Hafen Yumani benötigt man etwa zwei bis zweieinhalb Stunden. Genug Zeit, um dort das Boot zurück nach Copacabana um 15.30 zu erwischen. Ein weiteres fährt um 16.00 Uhr. Bevor man ins Dorf gelangt, um zum Hafen hinabzusteigen, muss man noch einmal eine Passiergebühr (5 Bs) bezahlen.

Grüne Gartenterrassen zieren in Yumani den steilen Hügel hinter den Bootsanlegern. Esel stillen am Ufer ihren Durst, während einige Boote schon wieder erwartungsvoll am Steg im Wasser schaukeln. Beim Imbiss am Strand oder in einem der Restaurants (mit Terrasse und Meerblick) kann man eine Kleinigkeit – am besten natürlich fangfrischen Fisch – essen.

Hinter dem weit hinten sichtbaren Ufer des Titicacasees zeichnen sich bei gutem Wetter deutlich die schneebedeckten Berge der Cordillera Central ab – wunderschön!

Was uns nicht bewusst war: Man kann auf der Insel auch übernachten. In allen Ortschaften werden Zimmer oder Zeltplätze angeboten. Wer also einen einsamen Ort zum Entspannen sucht, der ist hier richtig.
Mittlerweile gibt es aber sogar in vielen Häusern Strom und eine Internetverbindung. Das macht das Ganze auch irgendwie schon wieder etwas weniger authentisch…

Am Wochenende kann man ebenfalls Touren zur etwa 7 Kilometer entfernten Isla de la Luna (Mondinsel) buchen. Auch sie ist mit der Mythologie der Inka verbunden, hat aber eine zwischenzeitlich dunkle Geschichte. In den 1940er Jahren diente die Insel als Gefängnis und Internierungslager für aufständische Bauern.

Eine abenteuerliche Überfahrt erleben

Nach der Rückkehr von der Sonneninsel geht es noch am Abend weiter. Copacabana liegt nur 147 Straßenkilometern nordwestlich von La Paz. Da jedoch derzeit eine neue Straße gebaut wird, muss der Bus einige Umwege fahren.

Die rund vier- bis fünfstündige Fahrt beinhaltet aber auch so schon ein richtiges Abenteuer: eine Fähre – eigentlich ist es nicht viel mehr, als ein flaches Floß – befördert alles, was größer und schwerere als ein Mensch ist, also Pkws, Lastwagen und Busse, auf die andere Uferseite. Mit einer langen Stange stößt der Flößer sich vom Ufer ab, erst dann kann der Außenbordmotor in Betrieb genommen und die wackelige Überfahrt angetreten werden. Sie dauert, je nach Wellengang und Wetterlage, wenige Minuten bis zu einer Stunde. So etwas Verrücktes sieht bzw. erlebt man selten! Währenddessen werden die Passagiere mit kleinen Motorbooten auf die gegenüberliegende Seite gefahren und müssen dann um ihre Habseligkeiten bangen. Die Erleichterung ist groß, wenn dann tatsächlich auch der Bus – samt Fahrer und Gepäck ­– heile ankommt.

Reisetipps

Die Fahrt zur Isla del Sol kann man bequem am Vortag für den nächsten Morgen buchen. Die Kosten für die Hin- und Rückfahrt (am selben Tag) liegen bei 30 Bolivianos pro Person. Darin inklusive ist auch die Überfahrt vom nördlichen zum südlichen Hafen, wenn man den Weg über die Insel nicht wandern möchte. Den ersten Streckenteil nach Chinkana kann man mit Guide absolvieren (in der ersten Weggebühr enthalten, spanischsprachig), muss man aber nicht.

Auf der Insel selbst muss man dreimal eine Art „Passiergebühr“ entrichten, die jedoch direkt an die Inselbewohner geht. Diese liegt für den Abschnitt nach Chinkana bei 15 Bolivianos. Wenn man weiter Richtung Cha’lla bzw. Yumani im Süden laufen möchte, werden noch einmal 15 Bolivianos fällig. Um schließlich nach Yumani hinabzusteigen, zahlt man 5 Bolivianos.

Proviant und ausreichend Wasser sollte man mitbringen, da man nicht überall etwas kaufen kann und die Preise natürlich auch etwas höher sind, als auf dem Festland. Wir haben uns beispielsweise morgens im La Posada del Lago (direkt am Hafen) morgens noch ein sehr leckeres, vegetarisches Sandwich gekauft.

2 Kommentare bei „Copacabana – Die Inseln der Sonne und des Mondes besuchen“

  1. Das sind ja wieder tolle Bilder und die eigene Reiselust wird schon wieder geweckt 🙂 !!

  2. was für wunderschöne Bilder und das Wetter hat ja auch mitgespielt. Die Schweine sind ja drollig, die da so einfach rumwuseln.
    Da habt Ihr ja eine abenteuerliche Überfahrt gehabt.

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