Arequipa – Koloniale Prachtbauten vor dem Antlitz von Vulkanen

Arequipa, die mit knapp einer Millionen Einwohnern zweitgrößte Stadt Perus, ist anders. La Ciudad Blanca (die weiße Stadt) ist sauberer und gepflegter als viele andere peruanische Städte. Im Jahr 2000 wurde die historische Altstadt mit den zum Teil beeindruckenden Häusern aus der Kolonialzeit von der UNESCO sogar zum Weltkulturerbe erklärt. Zahlreiche Touristen bevölkern die Stadt daher jedes Jahr.

Der Beiname Ciudad Blanca wurde der Stadt wohl nicht ausschließlich durch die vielen Gebäude aus dem hellen Vulkangestein sillar verliehen, sondern rührt viel eher daher, dass es lange Zeit nur (hellhäutigen) Spaniern vorbehalten war, im Stadtzentrum zu leben. Die indigene Bevölkerung musste sich mit den Randbereichen der Stadt zufriedengeben.

Selbst bereits auf 2380 Metern gelegen, wird Arequipa von drei mächtigen Vulkanen eingerahmt: dem Chachani (6057 m) im Norden, dem El Misti (5822 m, noch aktiv) im Nordosten und dem Pichu Pichu (5571 m) im Südosten. Von dem zentralen Platz Plaza de Armas aus gesehen, ergibt sich hinter der riesigen Kathedrale Arequipas ein beeindruckendes Panorama. Das Klima in der Stadt ist mild, doch abends sollte man immer an eine Jacke denken, denn dann wird es schnell frisch.

1540 wurde die Stadt als Villa de Nuestra Señora de la Asunción del Valle Hermoso de Arequipa (später kurz Arequipa) gegründet und erhielt 1541 die Stadtrechte vom spanischen König. Schnell wurde Arequipa zu einem wichtigen Handelszentrum zwischen der Küste und den Anden mit ihrer – vor allem im Colca-Tal ­– sehr ergiebigen Landwirtschaft. Rund um die Stadt gab bzw. gibt es mehrere Minen (zwei Silber- und eine Goldmine, heute werden hier nur noch unedle Metalle, wie z. B. Kupfer abgebaut), deren Erzeugnisse zur Bedeutung und zum Wohlstand der Stadt beigetragen haben. Bis heute ist Arequipa das wirtschaftliche, kulturelle und politische Zentrum im Süden Perus.

Doch die Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung ist weitaus älter als die Besiedlung durch die Spanier. Es gibt archäologische Funde, die auf menschliches Leben bis zu 8000 vor Christus zurückdatiert werden können. Die Inka beherrschten die Region ab etwa 1250, bis sie schließlich kolonialisiert wurde. Aus dieser Zeit stammt wohl auch der Name Arequipa, der sich von dem Quechua-Ausdruck „are quepay“ („Bleiben Sie“) ableitet. Innerhalb der Innenstadt gibt es kaum Zeugnisse des ehemals indigenen Lebens. Die Spanier haben mit ihrer Kolonialarchitektur alles überbaut. Einige Fassaden (u.a. von Kirchen) zeigen jedoch sowohl indigene, als auch spanisch-katholische Elemente. Zahlreiche Erdbeben haben Arequipa seitdem erschüttert, doch die Stadt wurde immer wieder aufgebaut und lädt (noch heute) zum Flanieren ein.

La Canasta
Calle Jerusalén 115
Arequipa, Peru
täglich (außer sonntags) geöffnet

Diese Bäckerei in einem Hinterhof ist ein kleiner Geheimtipp. Hier gibt es ausgezeichnetes Brot und Brötchen und verschiedenste Sorten Kuchen und Gebäck sowie Quiche. An kleinen Tischen kann man gemütlich drinnen oder draußen sitzen.

Auf das Dach der Kathedrale steigen

Der Hauptplatz Plaza de Armas ist geprägt von der riesigen Kirche Basilica Catédral, die sich über eine ganze Längsseite erstreckt. Besonders imposant wirkt sie durch das fast weiße Sillargestein der Neo-Renaissance-Fassade.

Bereits einige Jahre nach der Stadtgründung beschloss man den Bau einer Kathedrale in der Stadtmitte. Diese wurde jedoch 1583 zunächst durch ein Erdbeben beschädigt und 1600 von einem Vulkanausbruch fast vollständig zerstört. Mit dem Bau der heutigen Kathedrale wurde 1629 begonnen, auch wenn sie ihre endgültige Form erst nach dem Wiederaufbau (nach einem Brand) 1844 erhielt. Auch viele Dokumente, Originalschriften, religiöse Gegenstände und Gemälde fielen damals dem Feuer zum Opfer. Seitdem hat sie einen Boden aus wertvollem italienischen Marmor und nicht mehr, wie zuvor, aus Holz. Ein Erdbeben 1868 beschädigte die gewaltige Kirche erneut schwer, 2001 stürzte sogar einer der Glockentürme ein. Doch bisher fand sich noch immer ein wohlhabender Bischof, der die Restaurierung der Kathedrale möglich machte.

In den beiden rund 30 Meter hohen Türmen der Basilica Catédral hängen mehrere Glocken, von denen einige täglich, die größeren jedoch nur zu besonderen Anlässen (u.a. Weihnachten) läuten.

Der Innenraum ist in schlichten Farben gehalten. Wichtigstes und imposantestes Inventar ist eine Orgel aus Belgien, die während eines Rundgangs sowohl von oben, als auch von unten betrachtet werden kann. Zwölf hölzerne Skulpturen der Apostel zieren die Säulen des Mittelganges und die aus Frankreich stammende Kanzel ist ebenfalls mit aufwändigen Holzschnitzereien verziert.

Museo de la Catedral de Arequipa
Plaza de Armas, Catedral de Arequipa
Montag bis Samstag von 10.00 bis 17.00 Uhr
Eintritt: S/. 20 (10 mit ISIC-Card)
+ S/.10 (obligatorisch!) für die Führung

Das Museum in der Kathedrale wurde 2011 gegründet und erlaubt sowohl einen Einblick in die (goldene) Geschichte der Basilica Catédral, als auch einen Ausblick auf den Plaza de Armas und über die Dächer der Stadt.

Pasaje la Catedral
direkt hinter der Catedral de Arequipa

Viele kleine Tischen von verschiedenen Restaurants laden rückseitig der Basilica Catédral zum Verweilen ein. Einige haben hübsche Dachterrassen. Man bezahlt hier ein bisschen für die Atmosphäre mit, aber es ist nicht übertrieben teuer.

Ein besonderes Inkamädchen besuchen

Auch das Museo Santuarios Andinos, nur einen Block vom Plaza de Armas entfernt, ist einen Besuch wert. Hier kann man einen Blick auf die mumifizierte „Eisprinzessin“ Juanita werfen (nur von Juni bis Dezember) und erfährt einiges über die faszinierende Kultur, das Wissen und das Reich der Inka, das sich zu Hochzeiten entlang der gesamten Anden erstreckte.

Die Inka betrachteten die Berge als lebendige Götter, apu genannt, und ihre Gipfel als Berührungspunkte zwischen Himmel und Erde. Passierte ein schlimmes Naturereignis, wie ein Erdbeben oder ein Vulkanausbruch, musste eine besondere Opfergabe gebracht werden, um die Götter milde zu stimmen und ihnen gegenüber Respekt zu zeigen. Wahrscheinlich wurden im Inkareich auch zu wichtigen Ereignissen, wie beispielsweise Kriegen, und um Dürren, Vulkanausbrüchen oder Erdbeben vorzubeugen, Opferfeste mit Objekten, Tieren und Menschen gefeiert.

Der Archäologe Johan Reinhard und sein Team fanden 1999 den in viele Schichten von Textilien gehüllten, gut konservierten Leichnam des Juanita genannten Mädchens (gemeinsam mit zwei anderen Kinderleichen, etwas weiter unten) auf dem 6310 Meter hohen Gipfel des Ampato Vulkans. Von Forschern werden sie seither genauestens untersucht, um Rückschlüsse auf das Leben und die Riten der prähispanischen Kulturen zu ziehen. Durch die Eisschicht, die den Vulkan jahrhundertelang bedeckte, sind die Körper in einem ausgezeichneten Zustand. Sogar Blut und Muskeln sind erhalten. Mittels Scans konnte festgestellt werden, dass Juanita wohl nicht ihrem Schicksal überlassen wurde und an Dehydrierung (Austrocknung) starb, sondern schon zuvor durch einen gezielten Schlag auf den Kopf zu Tode kam.

Kinder bzw. Mädchen, die in dem Capacocha oder auch qhapaq (h)ucha genannten Ritual zusammen mit vielen Beigaben geopfert wurden, bereitete man Monate lang, oft auch schon seit Kleinkindertagen, auf dieses besondere, ehrenvolle Ereignis vor. Sie waren die Schönsten ihres Volkes, stammten nur aus den besten Familien. Mit Coca hielt man sie fit auf dem Tage oder Wochen dauernden Fußmarsch zum Berggipfel und durch Chicha (ein alkoholhaltiges Getränk auf Maisbasis) beruhigte und betäubte man die gleichzeitig von Angst und Stolz erfüllten Kinder. Durch den Rauschzustand glaubten die Inka, einen Zugang zur Welt der Geister zu ermöglichen und einen als heilig geltenden Status herbeizuführen.

Museo Santuarios Andinos
La Merced 110
Arequipa, Peru
Montag bis Samstag von 9.00 bis 18.00 Uhr
Sonntag von 9.00 bis 15.00 Uhr
Eintritt: S/. 20 (10 mit ISIC-Card)
+ Trinkgeld für die Führung

Juanita und viele weitere Artefakte, die auf der Expedition von Johan Reinhard und seinem Team gefunden wurden, können in mehreren Räumen betrachtet werden. Dazu muss man sich einer der Touren anschließen (in verschiedenen Sprachen) und bekommt vorab einen etwa 20-minütigen Film gezeigt – sehr spannend.

Den Reichtum der Stadt an einem Kloster erkennen

Wie eine kleine Stadt in der Stadt wirkt das Monasterio de Santa Catalina (Kloster Santa Catalina), das ab 1579 auf über 20.000 Quadratmetern mitten in Arequipa erbaut wurde. Die Witwe María de Guzmán gründete es, da in den anderen drei Klöstern der Stadt kein Platz mehr für neue Novizinnen war. Das Kloster und die Iglesia de Santa Catalina sind der heiligen Katharina von Siena geweiht.

Traditionell trat die zweite Tochter einer wohlhabenden Familie in ein Kloster ein. Alle vier Jahre wurden acht neue Novizinnen aufgenommen. Sie mussten eine hohe Mitgift und zahlreiche Gegenstände als Unterhalt einbringen. Die Größe und Ausstattung vieler Zellen lässt vermuten, dass die meisten Nonnen aus sehr guten Verhältnissen stammten. Später wurden jedoch auch weniger wohlhabende Anwärterinnen zugelassen.

Bis zu 150 Nonnen und 300 Bedienstete lebten zeitweise im Kloster. Es war bekannt, dass sie sich meist nicht ganz streng an die Regeln der Dominikanerinnen hielten und einen eher ausschweifenden, ungezwungenen Lebensstil führten. 1871 jedoch schickte der damalige Papst Pius IX. eine für ihre Regeltreue bekannte Dominikanerin, um das Klosterleben zu reformieren. Heute sind es noch rund 20 Nonnen, die einen Seitenflügel der Klosteranlage, der zur Klausur gehört, bewohnen.

Nach einer grundlegenden Renovierung des Klosters 1970 sind weite Teile des größtenteils im arabischen Mudéjarstil erbauten Klosters für die Öffentlichkeit zugänglich. Mehrere Innenhöfe mit überdachten und teilweise verzierten Gängen, ein Klostergarten und viele gemütliche kleine, oft bunte Gassen machen es zu einem netten Ort zum Verweilen. Mehrere Kreuzgänge und Gemeinschaftsküchen, die Badeanstalt und viele Zellen können besichtigt werden. Vielerorts ist in der immer wieder durch Erdbeben zerstörten Anlage eine Vermischung spanischer und indigener Elemente zu sehen. An diesem Ort scheint irgendwie die Zeit stehen geblieben zu sein.

Die wohl bekannteste Nonne des Monasterio de Santa Catalina ist Sor Ana de los Ángeles Monteagudo. Sie wurde aufgrund der angeblichen Vollbringung zahlreicher Wunder 1985 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. Ihre Zelle, die später auch als Kapelle genutzt wurde, kann ebenfalls besichtigt werden.

In der Pinacoteca sind rund 400 religiöse Gemälde und andere Stücke ausgestellt.

Monasterio de Santa Catalina
Santa Catalina 301
Arequipa, Peru
Montag bis Freitag von 10.00 bis 13.00 Uhr und von 15.00 bis 18.00 Uhr, Samstags von 10.00 bis 12.00 Uhr
Eintritt: S/. 40 (eine Führung kostet etwa S/. 20 extra)

Das Monasterio de Santa Catalina ist definitiv einen Besuch wert. Hier kann man gut und gerne mehrere Stunden verbringen, wenn man sich alles ganz genau anschaut. Man taucht ein in das Leben der Nonnen des 16. Jahrhunderts, denn irgendwie scheint sich hier nicht viel verändert zu haben.

Die Welt der Alpakawolle entdecken

Das Vicunja ist das Wappentier Perus, das unter anderem auf der Landesflagge zu sehen ist und dort die Fauna des Andenstaates repräsentiert. Es ist nur einer der zahlreichen (wilden) Artverwandten der besser bekannten Llama (Lama) und Alpaca (Alpaka). Bei Mundo Alpaca kann man nicht nur die Tiere selbst anschauen, sondern lernt auch die vielen verschiedenen Arten nach ihren besonderen Merkmalen zu unterscheiden.

Die Wolle der Alpakas kommt direkt von den Schäfern und aus den Andendörfern in ein Sortierzentrum, wo nach Herkunft, Qualität, Farbe und Fadenlänge unterschieden wird. Diese Arbeit führen speziell ausgebildeten Frauen per Hand durch. Ihre Expertise wird von Generation zu Generation weitergegeben und existierte schon lange vor der spanischen Eroberung.

Die meisterhafte peruanische Handwerkskunst der Textilverarbeitung ist nahezu unerreicht. Spezielle Techniken und die Nutzung verschiedenster Pigmente zum Einfärben der Wolle wurden mit der Zeit perfektioniert. Die spezielle Technik des sogenannten „Back-strap weaving“ (wörtlich: Rückfaden-Weben) wurde schon vor den Inkas in Peru praktiziert. Vor einigen Jahren fast ausgestorben, wird nun versucht, diese sonst immer an die neue Generation weitergegebene Webtechnik zu erhalten. Neben einer Ausstellung der vielen Wollfarben zeigen Frauen, die diese Kunst noch beherrschen, bei Mundo Alpaca ihre Fertigkeiten.

Mundo Alpaca
Juan de la Torre 101, San Lazaro
Arequipa, Peru

Einen kleinen Abstecher machen

Es gibt nicht viele Gründe, den Rio Chili, der mitten durch Arequipa fließt, zu überqueren. Doch wer die Zeit hat, der sollte einen Spaziergang zum nur knapp zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Mirador Portales de Yanahuara machen. Mehrere Bögen aus Sillargestein wurden hier im 19. Jahrhundert erbaut. Von dort aus genießt man nicht nur einen guten Blick auf die drei Vulkane El Misti, Chachani und Pichu Pichu, sondern auch auf Arequipa selbst.

Der große Plaza de Yanahuara ist mit Palmen, Sprinbrunnen und vielen Bänken wie ein kleiner Park angelegt. An seiner Längsseite steht die hübsche kleine Iglesia de Yanahuara.

Sol de Mayo
Jerusalén 207
Arequipa (Yanahuara), Peru
täglich von 8.00 bis 21.00 Uhr geöffnet,
donnerstags geschlossen

Dieses bei Einheimischen beliebte Restaurant hat einen schönen Garten und bietet qualitativ gutes, aber auch etwas teureres Essen. Was sich hier zu probieren lohnt ist das populäre peruanische Gericht Anticucho (kleine Stücke gebratenes Rinderherz). Es ist mit nur S/. 20 vergleichsweise günstig und wird in einer Portion serviert, die man definitiv teilen kann. 

2 Kommentare bei „Arequipa – Koloniale Prachtbauten vor dem Antlitz von Vulkanen“

  1. Wie immer spannend und informativ, dein/euer Bericht !! Aber dieses Mal stehen für mich die Bilder der süßen Alpakas im Vordergrund 😉 !! Die sind soooo süß !!!!!!

  2. Wo habt Ihr die ganzen tollen Infos her. Die Vulkane im Hintergrund sehen so bedrohlich aber dennoch schön aus

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